Internationale Energieagentur IEA sieht Kernkraft weltweit vor einem Comeback
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17. Januar 2025, 09:32 Uhr
Der Strombedarf steigt enorm und angesichts der Klimakrise ist eine emissionsarme Versorgung gefragt. Deshalb sagt die Energieagentur eine Renaissance der Kernkraft voraus. Aber es gibt zwei Probleme.
Die Kernenergie steht nach einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) angesichts der steigenden Nachfrage nach Elektrizität vor einem weltweiten Comeback. Das Interesse an der Kernenergie sei so groß wie seit der Ölkrise in den 1970er-Jahren nicht mehr, und über 40 Länder strebten nach einem Ausbau der Kernenergie, teilte die IEA in Paris mit.
Zum Anstieg des Elektrizitätsbedarfs komme es nicht nur in klassischen Sektoren wie der Industrie, sondern auch in neuen Bereichen wie dem Betrieb von Elektroautos und Datenzentren sowie der Nutzung Künstlicher Intelligenz. Die Stromerzeugung aus der weltweiten Flotte von fast 420 Reaktoren werde 2025 einen neuen Höchststand erreichen, so die IEA. Die Organisation ist ein Zusammenschluss von europäischen und amerikanischen Regierungen zur Unterstützung und Koordination internationaler Energiepolitik.
Stromerzeugung aus Kernkraft wächst – dank Technik aus Russland und China
Auch wenn einige Länder aus der Kernenergie ausstiegen oder ihre Anlagen vorzeitig stilllegten, steige die weltweite Stromerzeugung aus Kernkraftwerken. Japan nehme die Produktion wieder auf, in Frankreich seien die Wartungsarbeiten an AKW abgeschlossen und neue Reaktoren unter anderem in China, Indien, Korea und Europa gingen in Betrieb. Die Kernenergie mache knapp zehn Prozent der weltweiten Stromerzeugung aus und sei nach der Wasserkraft die zweitgrößte Quelle für emissionsarme Elektrizität.
Der Ausbau der Kernkraft stütze sich allerdings stark auf chinesische und russische Technik und Ressourcen wie Uran, was das Risiko künftiger Abhängigkeiten beinhalte, führte die IEA an. China lege erheblich zu, während klassische Atomstromländer wie die USA und Frankreich mit Verzögerungen und Kostensteigerungen bei der Modernisierung ihrer AKW kämpften.
Private Investoren nötig: Schneller Ausbau der Atomkraft benötigt über 100 Milliarden Euro
Auch wenn die Kernkraft sich klassischerweise auf eine staatliche Finanzierung stütze, seien für einen schnellen Ausbau der Kernenergie zusätzlich auch private Investoren nötig, erklärte die IEA. Ein schneller Ausbau bedeute, dass sich die Investitionen in Kernkraft bis 2030 weltweit auf rund 117 Milliarden Euro verdoppeln müssten.
In Europa ist der Bau neuer Kernkraftwerke durch gestiegene Anforderungen an Sicherheit und Effizienz im Vergleich zu den 1970er-Jahren heute deutlich teurer. Aktuellstes Beispiel dafür ist der Reaktor Flamanville 3, der zum neuen Typ Europäischer Druckwasserreaktor (EPR) gehört. Seine Bauzeit hatte sich von 5 auf 17 Jahre verlängert und laut Betreiber 13,2 Milliarden Euro gekostet. Ähnlich teuer und ebenfalls langwierig war der Bau eines EPR in Finnland, der 2023 in Betrieb ging. Ein drittes EPR-Projekt in Südengland befindet sich noch im Bau.
Atomkraftwerke: Abgebrannte Brennstäbe können Ausgangsmaterial für Atomwaffen werden
Die Begeisterung einiger Länder für die Atomkraft dürfte dabei nicht nur energiepolitisch motiviert sein. Der Iran beispielsweise ist so reich an Erdgas, dass eine Stromerzeugung mit Atomkraftwerken finanziell kaum lohnt. Beobachter wie die UN-Atomenergiebehörde IAEA gehen daher davon aus, dass das Programm eigentlich der Einwicklung von Atomwaffen dient.
Auch in Japan gibt es eine strategische Reserve von Plutonium. Das radioaktive Schwermetall entsteht in Atomreaktoren und kann für Atomwaffen eingesetzt werden. Aus der aktuellen Plutoniumreserve könnte der Inselstaat schnell mehrere hundert Atomsprengköpfe bauen. Auch in Deutschland plädieren einige Personen wie die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, das Land müsse zum Zweck der atomaren Abschreckung die Atomforschung aufrechterhalten.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 16. Januar 2025 | 10:00 Uhr
MDR-Team vor 3 Wochen
Hallo G_Kellner!
Richtig. Atomkraftwerke (AKWs) sind darauf ausgelegt, kontinuierlich eine konstante Menge an Strom zu produzieren. Sie sind nicht so flexibel wie einige andere Kraftwerkstypen, wie z.B. Gaskraftwerke, die ihre Produktion schnell an die Nachfrage anpassen können.
AKWs laufen in der Regel auf einer konstanten Leistung, da das Hoch- und Herunterfahren der Reaktoren zeitaufwendig und kostenintensiv ist. Daher liefern sie stabil die Strommenge, die ihrer Kapazität entspricht, unabhängig davon, ob diese Menge gerade benötigt wird oder nicht.
Mehr dazu beispielsweise hier:
https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/strompreis-entwicklung-atomausstieg-akw-100.html
Liebe Grüße aus der MDR-Wissens-Redaktion
G_Kellner vor 3 Wochen
Ein AKW liefert stabil die Strommenge, die die Kapazität der Anlage hergibt, egal ob die Energie gebraucht wird oder nicht, da die AKW kaum steuerbar gemäß Nachfrage sind.
Ludwig.der.Baertige vor 6 Wochen
Deutschland hat nur im Jahr 2023 zwei Atomkraftwerke an Windkraft aufgestellt. Wieso also sollte man "unter 10 Jahre" bauen.
Diese Ideologie nennt man Grundrechte. Man sollte sich nicht von jemandem abhängig machen, der andere von sich anhängig macht, um eben diese Grundrechte mit Füßen treten zu können.
A pro pos abhängig machen: Wer seine Energieversorgung zu 80% von einem staatlich gelenkten, ausländischen Konzern abhängig macht und seine Energieversorgung zentralisiert, macht sich extrem abhängig und angreifbar. Physisch und psychisch.