
WISSEN-NEWS TU Dresden: Öffentlicher Verkehr in der südlichen Hemisphäre effizienter als gedacht
Hauptinhalt
04. Juli 2024, 07:29 Uhr
Viele Länder im globalen Süden haben den Ruf, ein chaotisches und ineffizientes System im öffentlichen Personenverkehr zu haben. Diese Annahme ist nach einer wissenschaftlichen Untersuchung inkorrekt.
Öffentliche Personennahverkehrs-Systeme sind im weltweiten Vergleich sehr unterschiedlich organisiert. Industrienationen im Globalen Norden besitzen meist zentral organisierte öffentliche Verkehrsmittel mit festen Routen und Fahrplänen.
In Ländern des Globalen Südens hingegen, wo mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung leben, sind in hohem Maße informelle Fahrdienste mit Ad-hoc-Routen zu finden – das kann etwa privat organisierter Kleinbusverkehr sein. Aufgrund ihres aus Sicht vieler Industrienationen oft chaotisch wirkenden Betriebs werden solche informellen Verkehrsdienste von außen leichtfertig als ineffizient angesehen.
Ein Forschungsteam von der Professur für Netzwerkdynamik an der TU Dresden hat sich mehr als 7.000 formelle und informelle Buslinien über 36 Städte und 22 Länder hinweg angeschaut. Die Routen informeller Verkehre organisieren sich auf eine Weise selbst, die dem Effizienzniveau zentralisierter Dienste entspricht oder gar darüber liegt. Oft decken sie Gebiete ab, in denen öffentlich organisierter Transport keine oder unerschwingliche Linien anbietet. Teilweise werden solche Angebote durch zivile Interessenverbände (NGOs) organisiert, oft aber durch private, wirtschaftlich motivierte Akteure. Hier bilden sich mehr oder weniger feste Routen, Linien oder Fahrtkorridore heraus. Die typischen Linien sind dabei im zentralen Bereich der Routen eher geradlinig, an den Enden werden mehr Umwege gefahren, um größere Flächen erschließen zu können.
Gut organisierter Globaler Süden durch informelle Transportsysteme
Dieses Muster findet sich sowohl bei zentral organisierten als auch bei informellen Verkehren und entsteht unabhängig von der unterschiedlichen Geografie der Städte. "Informelle Verkehre weisen insgesamt aber weniger Umwege und einheitlichere Routen auf als zentral geplante Buslinien, sie sind also effizienter – und dabei auch ohne die im Globalen Norden üblichen umfangreichen Subventionen rentabel", erklärt Mitautor Kush Mohan Mittal.
Weitere Faktoren, die über die untersuchte Struktur der Routen hinausgehen (Planbarkeit und Verlässlichkeit der Angebote, Preise, Bezahlung der Fahrer, etc.), konnten aufgrund der immer noch geringen Datenverfügbarkeit für informelle Verkehre nicht in die Analyse einbezogen werden.
Links/Studien
Die Studie wurde am 8. Juni 2024 in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht: Efficient self-organization of informal public transport networks (Effiziente Selbstorganisation von informellen öffentlichen Verkehrsnetzen).
pk
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 02. Juli 2024 | 17:00 Uhr
ralf meier vor 39 Wochen
Das privat und marktwirtschaftlich organisierte Unternehmen effektiver arbeiten als eine ideologisch motivierte hoch subventionierte zentralistische Planwirtschaft, wie wir sie seit einigen Jahren in Deutschland bevorzugen, dürfte unstrittig sein. Als gelegentlicher Kunde der DB kann ich dies nur bestätigen. Mit einem etwas kritischeren Blickwinkel ausgestattet könnte man auch vermuten. 'Wir' haben uns an das Leistungsniveau der südländischen Länder nicht nur angepasst, wir haben es unterschritten
Uborner vor 39 Wochen
Wo ist der globale Süden in dem 80% der Weltbevölkerung leben. Ich vermute mal so etwa Mittelmeerhöhe oder ,,,, ???