Drei junge Menschen, Mann, Frau, Mann, sitzen nebeneinander in Café oder Restaurant, links hält Augen zu, Mitte die Ohren und rechts den Mund
Nach wie vor leugnen viele Menschen den Klimawandel Bildrechte: imago/Westend61

Wissen-News Leugnung des Klimawandels kein Akt von Selbsttäuschung

03. Februar 2024, 15:59 Uhr

Obwohl wissenschaftlicher Konsens, leugnen immer noch viele Menschen den menschengemachten Klimawandel. Den Mechanismus dahinter haben sich jetzt Forschende aus Bonn angeschaut und sagen: Es ist nicht alles verloren!

Selbsttäuschung, um abends ruhig einschlafen zu können? Forschende der Uni Bonn haben bei einem Experiment in den USA gezeigt, dass die Leugnung des Klimawandels nicht grundsätzlich auf das Konstrukt der "motivierten Argumentation" zurückzuführen ist. Dabei geht es um die Rechtfertigung vor sich selbst, indem Tatsachen verdreht werden, um selbst reinen Gewissens zu sein.

In einer repräsentativen Stichprobe von 4.000 erwachsenen US-Amerikanerinnen und -Amerikanern konnten die Versuchspersonen unter anderem entscheiden, ob sie zwanzig Dollar einer Klimaschutz-Organisation spenden oder selbst behalten wollen. Wer die Spende selbst behielt, musste sie vor sich rechtfertigen, zum Beispiel, in dem die Person den Klimawandel leugnete. Ein Verhalten, das die Forschenden letztendlich allerdings nicht bestätigen konnten.

Falsche Vorstellungen vom Klimawandel seien demnach nicht auf diese Art der Selbsttäuschung zurückzuführen. Das sei eine gute Nachricht, weil in diesem Fall Aufklärungsarbeit zu einer Korrektur der Auffassungen beitragen könnte. Die Forschenden warnten jedoch, dass die Leugnung des Klimawandels zur politischen Identität einiger Menschen gehöre, die sich durch die Denkweise von anderen Personengruppen zu unterscheiden versuchen. Ihnen seien die wissenschaftlichen Hintergründe des Klimawandels vermutlich egal.

Links/Studien

Die Studie A Representative Survey Experiment of Motivated Climate Change Denial erschien am 2. Februar 2024 in Nature Climate Change.

DOI: 10.1038/s41558-023-01910-2

flo

13 Kommentare

MDR-Team vor 11 Wochen

NACHTRAG:
Der Deutsche Wetterdienst gab auf einer Nachfrage des AFP Faktencheck an, dass sich dieser "bei den Standorten an die Vorgaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hält".

Auch weitere befragte Wissenschaftler*innen verwiesen deutlich auf die Richtlinien der Sonderorganisation der Vereinten Nationen. >>Im Leitfaden für Instrumente und Methoden der Beobachtung der WMO steht: "Der am besten geeignete Standort für die Messungen ist daher ein ebener Boden, der frei von der Sonne und dem Wind frei ausgesetzt ist und nicht durch Bäume, Gebäude oder andere Hindernisse abgeschirmt oder verdeckt wird. [...] In Städten sind lokale Besonderheiten zu erwarten, die stärker ausgeprägt sind als in ländlichen Gebieten."<<

Quelle: AFP Faktencheck "Nein, die Standorte von Wetterstationen wurden nicht verschoben, um Klimadaten zu manipulieren"

Herzliche Grüße

MDR-Team vor 11 Wochen

Hallo @vhil,
doch, es besteht weltweiter Konsens in der Wissenschaft.
Es ist vielmehr so, dass den Forschenden mögliche Fehlerquellen bei den Temperaturmessungen (Städtischer Wärmeinseln) bewusst ist und bei den Analysen Berücksichtigung finden. In den Sachstandsberichten des Weltklimarates wird dies nicht nur thematisiert sondern auch betont. Es fliesen dabei nicht nur Daten kleiner Messstationen (lokal) sondern auch die, der großen ein - wie z.B. des Goddard-Institut für Weltraumforschung (GISS) der US-Weltraumbehörde NASA, des GISS, des Klimadatenzentrum (NCEI), der US-Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) und der Klimaforschungsabteilung (CRU) der University of East Anglia. Dies sind nur ein paar kleinere Beispiele. Aus diesen Daten lässt sich die Erderwärmung nicht nur lokal belegen. In Deutschland hat der Deutsche Wetterdienst bereits seit Jahren gar keine Stationen in Städten, so dass bei diesen Messungen der o.g. Stadteffekt umgangen/Vermieden wird.
Herzliche Grüße

vhil vor 13 Wochen

Ein Leugner ist gemeinhin jemand, der selbst einen Sachverhalt durchaus kennt, aber diesen abstreitet oder aber jemand, der etwas abstreitet, was aber definitiv wahr ist. Und die beiden Auslegungen sagen dann über den Leugner etwas unterschiedliches aus. Je mehr man sich mit der Thematik befasst, um so klarer wird, dass, wie Alles in der Welt, was man tut, Auswirkungen hat. So auch die Emission von CO2. Nur in welcher Größenordnung ist meist umstritten. So auch hier. Denn so einig, wie man allgemein annimmt, ist sich die Wissenschaftswelt gar nicht. Dr. Roy Spencer und Professor John Christy von der University Alabama in Huntsville haben z.B. sich mit knapp 20.000 Messstationen befasst und die Temperaturdaten geprüft. Raus kam, dass es erhebliche Verzerrungen in den Daten gibt, die tendenziell weltweit stärker steigende Temperaturen suggerieren. Und vielen gilt ja steigende Temperatur schon als Beweis, obwohl es auch nur eine Korrelation sein kann. Leugner? wohl kaum angebracht.

Mehr zum Thema