Infektiologin Dr. Amrei von Braun behandelt nicht nur in der Sprechstunde am UKL Patient:innen mit HIV-Infektionen, sondern begleitet auch Projekte in Afrika.
Infektiologin Dr. Amrei von Braun behandelt nicht nur in der Sprechstunde am UKL
Patient:innen mit HIV-Infektionen, sondern begleitet auch Projekte in Afrika.
Bildrechte: UKL/Stefan Straube

Wissen-News "Unsere weltweite Priorität im Kampf gegen AIDS sollten Kinder sein"

01. Dezember 2023, 17:08 Uhr

Am ersten Dezember ist Welt-Aids Tag. Forschende sind zuversichtlich, dass wir vom weltweiten Sieg über die Erkrankung nicht mehr weit entfernt sind. Gerade bei Kindern ist die Behandlung aber immer noch komplex.

In wohlhabenden Ländern, darunter Deutschland, ist HIV keine tödliche Erkrankung mehr, sondern gut behandelbar. Zwei Drittel der Betroffenen leben heute allerdings in afrikanischen Ländern, wo Armut sowie ein fehlender Zugang zu Gesundheitsversorgung die Behandlung erschweren. Allerdings hat sich auch dort die Situation stark verbessert, sagt die Tropenmedizinerin Amrei von Braun vom Universitätsklinikum Leipzig. "Mit einer breitflächigen Kombination aus leichtem Zugang zu Tests und anschließenden Therapien ist die Erkrankung heute auch dort gut kontrollierbar".

Jährlich infizieren sich 400.000 Kinder mit HIV

Die Zahl der Neuinfektionen mit HIV sinke weltweit, ebenso die Todeszahlen. "Was wir da erleben, ist eine echte Erfolgsgeschichte der Medizin", findet von Braun. Aus ihrer Sicht sei es nun besonders wichtig, die Versorgung von Kindern mit HIV zu verbessern. Diese würden weiterhin unterversorgt. Eine Übertragung von HIV während der Schwangerschaft könne gut und wirksam behandelt werden – allerdings nur, wenn die Infektion der Mutter bekannt sei, sagt die Medizinerin. Gelingt das nicht, ist die Behandlung der Kinder schwierig, viele überleben das zweite Lebensjahr nicht. Jährlich infizieren sich rund 400.000 Kinder mit dem Virus. "Unsere weltweite Priorität im Kampf gegen AIDS sollten daher die Kinder sein", sagt Amrei von Braun.

Steigende Zahlen in Osteuropa

Abseits der Erfolge in afrikanischen Ländern, gebe es in einigen Ländern Osteuropas derzeit steigende Fallzahlen. "Weil es für Risikogruppen keine Programme zum Schutz vor Infektionen gibt, erhöht sich die Rate der Übertragungen", betont von Braun. Eine HIV-Infektion sei mitunter mit gesellschaftlicher Ablehnung und Ausschluss verbunden, das erschwere es, eine wirksame Therapie zu bekommen. "Hier müsste unbedingt etwas geschehen, wenn wir AIDS weltweit besiegen wollen – was in greifbarerer Nähe ist."

iz

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