Covid-19 Oper, Schule, Friseur: Wo steckt man sich am ehesten an?

18. Februar 2021, 13:12 Uhr

Wann können Friseure, Theater, Fitnessstudios oder Schulen wieder öffnen? Entscheidend dafür ist das Ansteckungsrisiko an diesen Orten - und das haben jetzt Forscher der TU Berlin berechnet.

Friseurin mit Corona-Maske 3 min
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Wann können Friseure, Theater, Fitnessstudios oder Schulen wieder öffnen? Entscheidend dafür ist das Ansteckungsrisiko an diesen Orten - und das haben jetzt Forscher der TU Berlin berechnet.

MDR KULTUR - Das Radio Mo 15.02.2021 16:38Uhr 02:41 min

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Das Ergebnis der Berliner Wissenschaftler ist ein Diagramm: übersichtlich, eindeutig – eine Art Ranking: Ganz oben der sicherste Ort mit dem geringsten Ansteckungsrisiko Theater, Oper und Museen bei einer Auslastung von 30 Prozent. Direkt gefolgt von einem Damenfriseurbesuch mit Maske. Im Mittelfeld die Schwimmhalle und der Restaurantbesuch bei 50-prozentiger Auslastung. Schlecht schneiden Oberschulen und Mehrpersonenbüros ab.

Hier fällt schließlich eines besonders ins Gewicht, erklärt Anne Hartmann, Lüftungstechnikerin an der TU Berlin und Mitautorin der Studie: "Ein ganz entscheidender Faktor ist immer erst mal: Wie lange halte ich mich in dem Raum auf? Nehmen wir jetzt den Fall, ich gehe nur ganz kurz in den Supermarkt: Wir haben hier schon mit einer Stunde gerechnet, was für den Supermarkt wahrscheinlich eine lange Aufenthaltszeit ist. Dann bin ich da nur relativ kurz. Auf der anderen Seite das Thema Schule, Büro, wo ich mich sehr, sehr lange aufhalte, wo das Risiko schnell hoch wird, wenn eine infizierte Person im Raum ist. Dann komme ich da sehr lange nicht weg und atme viele Partikel ein.“

Wie viel Abstand ist möglich?

Denn darum geht es: Welche Begebenheiten herrschen in den Räumen? Was mache ich darin? Singe ich und mache Sport, atme also viel und heftig? Oder verhalte ich mich ruhig und halte den Mund, wie im Museum? Trage ich dabei vielleicht keine Maske, wie im Schwimmbad? Und natürlich: Mit wie vielen Leuten bin ich zu Gange, sprich: Wie voll ist es an dem jeweiligen Ort. "Wir haben uns ein paar regelmäßig wiederkehrende Alltagssituationen rausgesucht, beispielsweise: Ich bin mit dem ÖPNV unterwegs.", sagt Hartmann. "Da bin ich relativ kurz unterwegs und muss eine Maske tragen, so dass das nicht so riskant ist. Immer unter der Voraussetzung, ich schaffe es, Abstand zu meinen Nachbarn zu halten, also nicht gedrängt in der U-Bahn."

Kann man Abstand und Hygiene-Regeln einhalten? Die Wissenschaftler gehen in ihrer Bewertung davon aus, dass dies in den Räumlichkeiten passiert. Sie platzieren dann pro Raum eine infizierte Person und berechnen, wie weit die andere ansteckt. Aber Achtung: Wie viele am Ende tatsächlich erkranken, weiß kein Mensch. Dafür gibt es keine allgemeingültige Formel. Wie schnell man sich infiziert, ist immer auch eine individuelle Frage und mittlerweile auch eine der SARS-CoV2-Variante im Raum, Stichwort: Mutation.

Kritische und unkritische Bereiche

Die kann allerdings in allen Räumlichkeiten auftauchen und bei jeder Aktivität. An dem Ranking ändert das daher nichts. Die Ergebnisse können also als Grundlage dienen für eine der ganz großen Fragen zurzeit: Öffnen oder nicht öffnen? Anne Hartmann stellt sich diese Frage aus Sicht der Lüftungstechnik. "Was sind denn Situationen, wo man vielleicht darüber nachdenken kann, dass man sie vielleicht unter bestimmten Voraussetzungen wieder öffnen kann? Da ist das Thema Kultur, im Sinne von Theater, Museen, Opern, Kinos - also welche Situationen weniger kritisch und welche kritisch zu bewerten sind." Hier ist nun die Politik gefragt.

16 Kommentare

MDR-Team am 17.02.2021

Lieber RichardSharpe,
was genau können denn Modellrechnungen für das Virus?
Laut Experten ist es am wahrscheinlichsten, dass das Virus in Fledermäusen entstanden ist und über einen Zwischenwirt auf den Menschen übergesprungen ist - eine s.g. Zoonose. https://www.tagesschau.de/ausland/asien/corona-experten-in-wuhan-101.html

Die Todeszahlen stehen nicht in direkter Kausalität mit den Infektionszahlen. Bei den Todeszahlen spielen bspw. das Alter oder die Vorerkrankungen eine große Rolle. Nicht nur aber besonders gefährdet ist die Risikogruppe. Rund 89 Prozent der Personen, die im Zusammenhang mit dem Corona-Virus verstorben sind, waren zum Zeitpunkt des Todes älter als 69 Jahre. Medizinisches Personal oder Verkäufer sind im Durchschnitt wohl wesentlich jünger.
Eine Statistik oder Studie, die die Todeszahlen auf einzelne Berufe bezieht, ist uns nicht bekannt.
https://de.statista.com/infografik/23756/gesamtzahl-der-todesfaelle-im-zusammenhang-mit-dem-coronavirus-in-deutschland-nach-alter

MDR-Team am 17.02.2021

Hallo KeineAusreden,
der Vergleich mit Grippewelle 2017/18 ist doch mittlerweile ein alter Hut.
Tatsächlich im Labor nachgewiesen sind für die Grippesaison 2017/2018 "nur" 1674 Grippetote. Die häufig genannte Zahl von 25.000 Grippetote ist eine Schätzung des RKI anhand der Übersterblichkeit.
Im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 gibt es bereits mehr als 66.000 Tote allein in Deutschland - laborbestätigt. Wohlgemerkt trotz strenger Maßnahmen wie den Lockdown. Es ist kaum vorstellbar, wie hoch diese Zahl wäre, wenn wir keine Maßnahmen ergriffen hätten. Sie sollten sich einmal mit dem Präventionsparadox beschäftigen.

Ein Vergleich mit der Grippe ist zusätzlich noch aus vielen weiteren Gründen schwierig. Fest steht: Covid-19 ist gefährlicher als die Grippe.
https://www.br.de/nachrichten/wissen/faktenfuchs-warum-covid-19-gefaehrlicher-ist-als-grippe,SFGti9t

MDR-Team am 17.02.2021

Hallo KeineAusreden,
von den Patienten ist aber statistisch gesehen nur ein geringer Teil infiziert, bei einem nicht infizierten Menschen ist das Ansteckungsrisiko gleich null. Und gern wiederholen wir: Es spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle, die das Ansteckungsrisiko beeinflussen. Nicht nur die Nähe des Kontakts.