Teasergrafik Altpapier vom 7. August 2020: Porträt Autor Ralf Heimann
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Das Altpapier am 7. August 2020 Gefühle, Gefühle, Gefühle. Und immer an die Leser denken

07. August 2020, 12:21 Uhr

Kai Diekmann erklärt im Interview den Unterschied zwischen FAZ und "Bild"-Zeitung, gibt sich selbstkritisch, über dem Beitrag steht: Ich finde Selbstkritik unehrlich. Und der Vize-Chef der Unionsfraktion im Bundestag hat Probleme damit, den Unterschied zwischen einer Diktatur und einer Demokratie zu erkennen. Aber das macht nichts. Wir erklären es. Ein Altpapier von Ralf Heimann.

Der Unterschied zwischen Fakten und Quatsch

Es gibt wieder mal nur ein Thema in der deutschen Medienberichterstattung: Selbstkritik. Kleiner Scherz. In Wirklichkeit interessiert sich natürlich so gut wie niemand dafür. Das Thema kommt heute aber tatsächlich an verschiedenen Stellen vor. Auf der FAZ-Medienseite geht es um die gestern im Altpapier bereits erwähnte Selbstkritik der ARD-Chefredaktion nach ihrer etwas dürftigen Berichterstattung über die Explosion in Beirut (55 Cent bei Blendle). Dunja Hayali hat Hannah Knuth und Raoul Löbbert in einem Interview für die Zeit (€) erzählt, dass sie mit ihren Vorgesetzten nach ihrem Spießroutenlauf in Berlin am vergangenen Wochenende auch über Selbstkritik gesprochen habe – also über die Frage, ob man nicht auch Fehler gemacht habe (was man in dem Interview dann allerdings nicht erfährt). Und über einem Interview, das Anne Hähnig ebenfalls für die Zeit mit dem PR-Fachmann Kai Diekmann geführt (€) hat, steht das Kai-Diekmann-Zitat: "Ich finde Selbstkritik unehrlich." Das Interview beginnt allerdings etwas anders, als man es nach der Überschrift erwarten würde. Diekmann spricht über "Bild"-Schlagzeilen zu Gerhard Schröders Agenda 2010, und er sagt:

"Damals haben wir eine Kampagne gefahren, die nicht nur politisch falsch war, sondern auch unfair. Aus der Perspektive von heute bedaure ich das."

Ein Blick zurück auf die Überschrift. Ein Blick auf Kai Diekmanns Twitter-Account. Dort hat er ein Foto von der Zeitungsseite mit dem Interview veröffentlicht. Dazu schreibt er:

"Finde ich Selbstkritik unehrlich? Nein, grundsätzlich natürlich überhaupt nicht – die scheinbare Selbstkritik mancher Journalisten-Kollegen dagegen schon."

Kommen Sie noch mit? Die Zeit könnte nun vielleicht ebenfalls selbstkritisch via Twitter anmerken, dass das alles ein bisschen verwirrend geraten ist. Wenn man das Interview weiterliest, löst sich der vermeintliche Widerspruch allerdings auf. Diekmann meint hier die Selbstkritik nach einem Fall wie dem vom ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff.

"Natürlich sind damals journalistische Fehler gemacht worden. Natürlich gab es einen Herdentrieb, ein Jagdtrieb, der absurde Blüten getrieben hat. Aber was mich stört: Wenn Journalisten Unsinn angerichtet oder kolossal mit ihren Prognosen danebengelegen haben – wie beispielsweise beim Brexit oder bei der Wahl zum US-Präsidenten –, dann schlüpfen sie gerne eilig ins Büßergewand und versprechen hoch und heilig: Das nächste Mal machen wir es anders."

Diese Art von Selbstkritik finde er unehrlich, sagt er. Beim nächsten Mal laufe eh wieder alles wie gewohnt. Diekmann selbst wird die Gelegenheit dazu, Fehler wie diesen zu wiederholen, schon deshalb nicht haben, weil der den Beruf gewechselt hat. Nach seinem journalistischen Verständnis, das er in diesem Interview darlegt, ist es aber auch gar nicht so schlimm, zwischendurch mal an den Fakten vorbeizuberichten, jedenfalls nicht in der "Bild"-Zeitung.

Diekmann:

"Ich versuche mal, Ihnen den Unterschied zwischen FAZ und der Bild zu erklären. Die FAZ geht davon aus, dass der Mensch von Vernunft regiert wird, so sortiert sie auch die Welt. Bild geht davon aus, dass der Mensch von Emotionen regiert wird, vom Bauchgefühl."

Vielleicht hat Diekmann damit mehr über die Arbeitsweise seiner Ex-Zeitung verraten, als er eigentlich wollte. Vielleicht ist aber das auch gar nicht so schlimm, denn Kopfmenschen sehen ohnehin, dass so ein Verständnis mitunter dazu führt, dass die Dinge etwas verschwimmen, Bauchmenschen spüren es irgendwie.

Ich versuche jetzt auch noch einmal, Ihnen den Unterschied zwischen den beiden Zeitungen zu erklären. Die FAZ schaut (jedenfalls, wenn es nicht um das Leistungsschutzrecht geht), erst auf die Fakten und versucht dann, daraus Schlüsse abzuleiten. Die "Bild"-Zeitung fühlt das Ergebnis und schaut dann, ob es dafür nicht auch irgendwelche halbwegs brauchbaren Argumente gibt. Ein Beispiel findet sich im Interview selbst.

Anne Hähnig spricht mit Diekmann über die Nähe zu Menschen in der Politik,  über ein privates Abendessen mit Christian Wulff, und dann fragt sie, ob er so ein enges Verhältnis auch zu Angela Merkel gehabt habe. Er sagt:

"Selbstverständlich habe ich ein Verhältnis zum Kanzleramt und zu ihr persönlich gepflegt. Aber was sie anders macht als alle Kanzler, die ich kennengelernt habe, und das finde ich beeindruckend: Sie lässt ihr Privatleben außen vor."

Und er sagt:

"Natürlich würden wir alle gern etwas über ihr Privatleben wissen. Aber sie lässt es nicht zu, und das ist völlig okay."

Das Zwischenergebnis ist also: Wer in der Politik die Öffentlichkeit sucht, der hat nach dem Diekmann’schen Verständnis durchaus noch die Möglichkeit, ein Privatleben zu führen (Das ist die Theorie. Faktisch erscheinen natürlich trotzdem Fotos aus dem Familienurlaub in Südtirol auf der Startseite.)

Anne Hähnig spricht mit Diekmann auch über den Fall einer jungen Schauspielerin, über deren Porno-Vergangenheit die "Bild"-Zeitung damals nach Auffassung des Presserats "entwürdigend" berichtet hatte. Und da fühlt sich das Argument dann offenbar wieder ganz anders an.

Diekmann:

"Wenn ich die Scheinwerfer nicht will, werde ich keine Schauspielerin. So einfach ist das."

Eine hinreichende Bedingung für eine entwürdigende Berichterstattung ist nach Diekmann also eine Bewerbung an der Schauspielschule? Hier lösen sich zum Glück alle Widersprüche auf. Es fühlt sich an wie großer Quatsch. Und es ist großer Quatsch.

Der Unterschied zwischen Kritik und KZ

Dass Arnold Vaatz, der stellvertretende Chef der Unionsfraktion im Bundestag, ein Problem mit der Pressefreiheit hat, wissen wir spätestens, seit er vor etwas mehr als einem Jahr zusammen mit dem Kubi-Checker Uwe Tellkamp in einer Buchhandlung über "70 Jahre DDR" sprach. Mein Kollege René Martens schrieb darüber damals im Altpapier. Schon der Titel der Veranstaltung war eine gefühlte Wahrheit. Im Verlauf der Veranstaltung steigerte sich Vaatz dann immer weiter hinein in die Vorstellung, er lebe weiterhin in einem totalitären Staat. Irgendwann sagte er:

"Ich halte das Diktat der Presse in Deutschland für eine durch demokratische Prinzipien nicht gedeckte Einflussnahme auf die Politik, die derart totalitär geworden ist, dass es einem kaum Luft zum Atmen lässt, wenn man in der Politik ist."

Weil das Diktat der Presse Menschen wie ihm leider keine Möglichkeit gibt, ihre abweichende Meinung öffentlich zu machen, konnte Vaatz sich seitdem leider nicht mehr zum Zustand der Meinungsfreiheit äußern.

Moment. Außer natürlich hier in einem öffentlich rechtlichen-Angebot verlinkten Gastbeitrag für das neurechte Portal Tichys Einblick, über das Claudia Roth weiterhin behaupten darf, es verbreite Hetze und Falschinformationen. Leider berichtet über den Beitrag auch kein anderes Medium. Außer vielleicht die FAZ, T-Online, die Stuttgarter Zeitung, n-tv, Focus Online, der Tagesspiegel, Merkur Online und die SZ, wobei Vaatz natürlich schon recht hat: Das Meinungsbild hier ist erstaunlich eindeutig. Auf Beiträge, die zu einem anderen Ergebnis kommen, weist niemand hin. Außer vielleicht eine öffentlich-rechtliche Medienkolumne mit einem Link auf einen Beitrag der Redaktion von Tichys Einblick, in dem es um Reaktionen auf den Text geht ("Unionspolitiker Vaatz hat offenbar einen Nerv getroffen").

So ist das mit dem Diktat der Presse.

Etwas seltsam ist natürlich schon, dass sogar die eigene Fraktion sich von dem Beitrag distanziert – laut FAZ mit dem von einem Sprecher übermittelnden Satz:

"Herr Vaatz hat in dem Meinungsbeitrag seine persönliche Auffassung als MdB geäußert – diese spiegelt nicht die Haltung der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag wider."

Wir wollen hier gar keine Meinung diktieren. Die können Sie sich selbst bilden, indem Sie die oben verlinkten Reaktionen lesen. Aber nur eine Vermutung: Die Ablehnung aus den eigenen Reihen könnte sich dadurch erklären, dass Vaatz in seinem Meinungsbeitrag nicht nur die von der Polizei veröffentlichten Teilnehmerzahlen der Demonstration gegen die Anti-Corona-Maßnahmen kritisiert hat, sondern im Grunde gesagt hat: Die Zustände in der Bundesrepublik erinnern an die in der DDR und der NS-Zeit.

Der inhaltliche Teil seiner Kritik hat durchaus seine Berechtigung. Das geht deshalb natürlich etwas unter. Die Frage zu stellen, ob die von der Polizei veröffentlichten Zahlen wirklich stimmen, ist völlig legitim. Das hat aber nicht nur Vaatz gemacht. Mehrere Medien haben sich mit dieser Frage beschäftigt.

Zum Beispiel Jonas Mueller-Töwe für T-Online, der die Ergebnisse zusammengetragen hat:

"Alle Recherchen kamen dabei zu vergleichbaren Ergebnissen: ARD und ZDF stimmten darin überein, es seien wenig mehr als 20.000 gewesen (HIER und HIER). 'Mimikama' kam ebenfalls zu diesem Ergebnis (HIER). 'Correctiv' schätzte die Maximalzahl der Teilnehmer auf rund 66.000 – vermutete aber aufgrund der Fotos wesentlich weniger (HIER). Die 'Süddeutsche Zeitung' schlussfolgerte, es seien zumindest 'sehr wahrscheinlich' deutlich weniger als 80.000 gewesen (HIER)."

Es kann durchaus sein, dass die Zahlen der Polizei nicht richtig waren. Dann bliebe aber immer noch die Frage: Warum war das so? Ist die Polizei in der Absicht, die richtigen Zahlen darzustellen, zu einer falschen Einschätzung gekommen? Hat sie bewusst die falschen Zahlen dargestellt? Gibt es im zweiten Fall Anhaltspunkte dafür?

Arnold Vaatz braucht keine Anhaltspunkte. Er geht in der Kai-Diekmann’schen Art nach Gefühl vor. Es sieht so aus wie damals in der DDR. Dann müssen wohl auch die Motive die gleichen gewesen sein.

"Die dreiste Kleinrechnung der Teilnehmerzahlen der Demo vom 1. August durch die Berliner Polizei entspricht in etwa dem Geschwätz von der 'Zusammenrottung einiger weniger Rowdys', mit der die DDR-Medien anfangs die Demonstrationen im Herbst 1989 kleinrechneten."

Und er bekommt im gleichen Beitrag sogar noch einen Schlenker zum NS-Staat hin. Hier geht es wieder ähnlich vor. Er sieht etwas Hinkendes und schließt daraus: Das muss wohl ein Vergleich sein. Sein Kritikpunkt ist der

"(…) heutige Versuch, die Straßen leerzubekommen" mit "der Warnung: Pass auf, mit wem du demonstrierst". 

Auch hier wäre es klug zu differenzieren. Vaatz sagt im Grunde: Nur, weil Menschen an einer Demonstration teilnehmen, auf der irgendwo anders im Gewühl Symbole von Rechtsradikalen zu sehen sind, müssen diese Menschen nicht selbst rechtsradikal sein. Das stimmt. Vaatz schreibt:

"Das ist die Drohung, als Nazi diffamiert und damit gesellschaftlich ruiniert zu werden, sobald man bei einer Demonstration angetroffen wird, in der eine Person, die man weder gekannt noch überhaupt im Gewühl gesehen haben muss, ein 'bei Rechten beliebtes' Kleidungsstück trägt."

Die Frage ist: Ist das tatsächlich der Fall, wenn auch Menschen mitmarschieren, die eine Reichskriegsflagge in der Hand halten? Kann man dann davon ausgehen, dass die Menschen nicht wissen, mit wem sie durch die Stadt ziehen? Und kann das der Fall sein, wenn Medien darüber berichten, dass auch Menschen mit Symbolen von Rechtsradikalen an diesen Demonstrationen teilnehmen? Ist es wahrscheinlich, dass diese Menschen von alledem nichts gewusst haben? Oder muss man vielleicht auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie das alles schon wissen und es in Kauf nehmen? Und sieht die Situation dann nicht doch etwas anders aus? Und dann ist da noch der Vergleich.

Vaatz schreibt:

"Bei Nazis war es Sippenhaft, im Deutschland von heute ist es Kollektivhaft."

Um das kurz in Erinnerung zu rufen, Sippenhaft im Nationalsozialismus bedeutete: Ein totalitäres Regime schickte unschuldige Menschen in ein Konzentrationslager, weil in den meisten Fällen unschuldige Angehörige ungerechtfertigter Weise beschuldigt wurden.

Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag vergleicht also Menschen, die an einer demokratischen Demonstration teilnehmen, dafür aber kritisiert werden, mit Opfern des Nationalsozialismus. Und er vergleicht die Motive von Kritikerinnen und Kritikern, die ihr demokratisches Recht wahrnehmen, ihre Meinung zu äußern, mit denen von Nationalsozialisten.

Man muss wohl befürchten, dass so ein Mann auch einem Tiefbau-Unternehmen Nazi-Methoden vorwerfen könnte, weil es eine Autobahn baut. Aber das kann er natürlich machen. Das ist eben Meinungsfreiheit. Nur zur Demokratie gehört eben auch, dass eine Unionsfraktion beschließen kann: Wir fühlen uns von einem Mann, der den Unterschied zwischen einer Demokratie und einer Diktatur nicht erkennen kann, nicht mehr ausreichend vetreten. Auch das ist kein Mittel einer Diktatur, sondern eines der Demokratie. Arnold Vaatz hätte das natürlich verhindern können, wenn er seine inhaltliche Kritik geäußert, aber mit der Veröffentlichung seiner Verschwörungsgedanken noch gewartet hätte, bis dafür irgendwelche Belege vorliegen. Na ja, wie lautet doch das alte Sprichwort? Hättest du geschwiegen, wärst du Philatelist geblieben.

Altpapierkorb (Generationenkämpfe, Institut für Rundfunktechnik, Teilnehmerzahlen, Corona-Dossier)

+++ Sind die Generationenkämpfe bei der New York Times wirklich Generationenkämpfe? Meredith Haaf beschäftigt sich auf der SZ-Medienseite mit der Frage und kommt zu dem Ergebnis: Jein.

+++ Das Echo nach dem Aus des Instituts für Rundfunktechnik (IRT) sei "vergleichsweise verhalten", berichtet Axel Weidemann auf der FAZ-Medienseite (55 Cent bei Blendle). Offiziell teilt die Bayerische Staatskanzlei ihm mit, man halte den Verlust für "bedauerlich". Inoffiziell sei man "ziemlich erzürnt", hat Weidemann in Erfahrung gebracht. Das renommierte Forschungsinstitut für Rundfunk- und Medientechnologie soll Ende des Jahres geschlossen werden, nachdem erst das ZDF und dann weitere Gesellschafter sich zurückgezogen hatten (Altpapier am Mittwoch).

+++ Nachdem Patrick Gensing vom ARD-Faktenfinder in einem Beitrag nachgewiesen hat, dass unmöglich Hunderttausende Menschen in Berlin gegen die Anti-Corona-Schutzmaßnahmen demonstriert haben, ist ihm vorgeworfen worden, er habe das mit Bildern belegt, die vor der Veranstaltung aufgenommen wurden. In einem Twitter-Thread hat er jetzt auch das widerlegt.

+++ Facebook hat zum ersten Mal einen Beitrag von Donald Trump gelöscht. Twitter legte später sogar den ganzen Account der Trump-Kampagne lahm. Der US-Präsident hatte behauptet, Kinder seien gegen das Coronavirus nahezu immun. Dem Rechtswissenschaftler Rolf Schwartmann geht das Löschen des Beitrags einen Schritt zu weit. Im Interview dem Christoph Sterz für das Deutschlandfunk-Medienmagazin @mediasres sagt er: "In einer Demokratie ist der Staat dafür verantwortlich, dass die Meinungsfreiheit gelebt werden kann." Wenn ein soziales Netzwerk entscheide, was veröffentlicht werden darf, sei das "eine Art Paralleljustiz". Das Unternehmen habe nicht das Recht, die Meinungsfreiheit zu beschränken. Auf der anderen Seite würden hier gefährliche Informationen verbreitet. Das sei ein Dilemma, sagt Schwartmann. Gelöst werden könne das im Grunde nur durch eine staatliche Regulierung. Davon müsste man Donald Trump jetzt im Prinzip nur noch überzeugen.

+++ Darauf, dass es vielleicht keine so schlechte Idee ist, Portalen wie Facebook nicht die Entscheidung zu überlassen, wo die Grenzen der Meinungsfreiheit verlaufen, deutet sehr vieles und dazu noch eine Recherche von Craig Silvermann und Ryan Mac für Buzzfeed hin. Das Netzwerk hat, wie Buzzfeed-Deutschland-Chefredakteur Daniel Drepper schreibt, "offenbar seine unabhängigen Faktenchecker in mehreren Fällen ignoriert beziehungsweise überstimmt, um extrem rechte Medien und Verbreiter wie Breitbart zu schützen".

+++ David Hugendick stellt in einem lesenswerten Beitrag für Zeit Online die Frage, warum wir den Kritikern der Anti-Corona-Maßnahmen jetzt schon wieder zuhören sollen, wenn sie selbst nicht zuhören. Hugendick: "Und wenn übrigens Wolfgang Kubicki nach den Berliner Protesten sagt, die Politik habe versäumt, den Menschen genau zu erklären, was eigentlich das Ziel der gesamten Maßnahmen sei, dann ließe sich fragen, wer denn die ganzen vergangenen Monate eigentlich besser hätte zuhören müssen. Oder wie überträgt sich noch mal dieses Virus?"

+++ Philipp Bovermann hat sich für die SZ am Donnerstagabend Dunja Hayalis Sendung im ZDF angesehen, in der sie ihre mit dem Smartphone aufgenommenen Eindrücke von der hier jetzt schon ein paar Mal erwähnten Demonstration zeigt. Er schreibt: "Es lohnt, sich das Instagram-Video anschließend nochmal anzuschauen – und sich dann zu fragen, ob das, was Hayali da mit ihrem Handy gemacht hat, Journalismus war. Nicht als Kritik, sondern um zu einer anderen Frage zu gelangen: Wenn es nicht Journalismus war, was war es dann? Und wenn doch: Sollte es mehr davon geben?"

+++ Und in eigener Sache: MDR-Autor Peter Stawowy weist in seinem Medienblog Flurfunk Dresden auf das Dossier "Corona, Kekulé, Kanzlersprech – Medien im Krisenmodus" hin, an dem er mitgearbeitet hat. Es geht zum Beispiel darum, wie wir damit umgehen, dass die Faktenlage sich ständig ändert. Ein Thema ist das Problem, dass Journalismus schnell Informationen liefern soll, aber Dinge auch hinterfragen muss. Und ein Beitrag beschäftigt sich mit den Vorwürfen, die Medien während der Corona-Krise gemacht werden. Erschienen ist das Dossier bei MDR MEDIEN360G, also unter dem gleichen Dach wie das Altpapier.

Haben Sie ein schönes Wochenende!

Neues Altpapier gibt es am Montag.

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