Kulturelle Ausflugsziele Wohin am Wochenende? Tipps für Leipzig, Gatersleben und Arnstadt

30. November 2023, 15:30 Uhr

Sie haben Lust, sich am Wochenende so richtig in vorweihnachtliche Adventsstimmung zu stürzen? Dann mal los! Wir sagen Ihnen, wo es die kleinen Weihnachtsmärkte mit besonderer Stimmung gibt, in Gatersleben zum Beispiel. In Arnstadt findet am Wochenende das Festival "Bach-Advent" statt. In Leipzig zeigt eine Foto-Ausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum, wie sich Leipzig seit dem Mauerfall verändert hat. Und wenn Sie Lust auf Bauhaus haben, empfehlen wir einen Ausflug ins Haus Rabe in Zwenkau.

Eine Kollegin erzählte mir letztens, dass es in dem Grafikprogramm Photoshop eine Funktion gibt, die heißt "Inhaltsbasierte Füllung". Toll! Das hätte ich gern mal für mein Gehirn. Wenn man so Tage hat, wo sich der Inhalt des Kopfes anfühlt wie aufgeweichte Knäckebrote, dann klickt man "inhaltsbasierte Füllung" – und zack, ist man obenrum wieder fein. Für Sie kommen jetzt kulturbasierte Empfehlungsfüllungen und Sie werden gleich merken: Es ist Adventszeit.

Leipzig: Fotos aus 30+3 Jahren Leben

Es gibt dieses Zwischengefühl, wenn man sich ältere Fotoalben anschaut mit Bildern von sich, auf denen man jünger und meist komisch aussieht (weil Mode eine merkwürdige Sache ist). Zwischen dem Bild und heute liegt etwas, das unwiederbringlich verloren ist – und etwas, das sich hinübergerettet hat, weil es in Erinnerungen eingeschrieben ist.  

Man könnte dieses Etwas als "Tiefen/Lichter" bezeichnen. So lautet der Titel einer Ausstellung mit Fotos, welche die Transformation von Leipzig seit dem Mauerfall dokumentieren: Es sind Bilder der Fotoagentur punctum. Auf ihnen sieht man, wie der Hauptbahnhof umgestaltet wurde, wie Gebäude, die manche ihr Leben lang kannten, abgerissen wurden, stadtbekannte Persönlichkeiten tauchen auf, da sind Stimmungen von vergangenen Großereignissen immer noch fühlbar: Demos, die Olympiabewerbung, die Kampagne "Leipzig kommt", Michael Ballacks Abschiedsspiel in der Arena und so weiter. Die Fotos haben ein kollektives Bildgedächtnis der Stadt geschaffen.

Am Samstag veranstaltet das Museum zudem einen Weihnachts-Foto-Rundgang: Sie können dabei den Versuch unternehmen, sich selbst als leuchtender Weihnachtsbaum zu inszenieren. Kein Witz, so steht es auf der Website des Stadtgeschichtlichen Museums. Um Anmeldung wird gebeten.

Ein schwarz-weiß Foto zeigt ein CDU-Plakat an einer Hauswand und die Silhouette einer Person, die daran vorbei läuft.
Bild der Ausstellung: "Tiefen/Lichter – Bildgedächtnis einer Stadt". Peter Franke machte in den 90er-Jahren eine Langzeitbeobachtung in Leipzig-Gohlis. Bildrechte: Peter Franke

Informationen zur Veranstaltung (zum Ausklappen)

Wo
Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Haus Böttchergäßchen
Böttchergäßchen 3
04109 Leipzig

Wann
Dienstag–Sonntag, Feiertage 10 bis18 Uhr

Wie
Erwachsene 6 Euro, ermäßigt 3 Euro
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei

Gatersleben: Adventsidyll am Bäckerteich

Große Weihnachtsmärkte mit Menschenmassen schaffen es zuweilen, physikalische Gesetze zu widerlegen, zum Beispiel: Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein. Mir ist das immer zu viel. Doch zum Glück gibt es in vielen Ortschaften diese ganz kleinen Weihnachts-Advents-Märktchen, wo das nicht so ist.

In Gatersleben hätten wir die "Jatersleber Waldweihnacht". Wenn man den Berichten Glauben schenkt, ist der Bäckerteich in Gatersleben der "place to be" in der Adventszeit. Dort steht der prächtig geschmückte Dorfweihnachtsbaum, um ihn herum tuftet eine kleine Eisenbahn. Ein Posaunenchor pustet Weihnachtslieder in die nach Keks und Punsch duftende Luft. Es gibt sogar einen Ortschronisten, der Besucher*innen durch das weihnachtlich geschmückte Dorf führt.

Oder Sie fahren nach Weißenfels, dort friert eine der größten Eislaufbahnen des Landes, und auch der größte Herrnhuter Stern der Welt soll dort zu sehen sein. Und zur Höfischen Weihnacht öffnen Privatleute in der Innenstadt ihre geschmückten Höfe. Es gibt viel zu entdecken.

Ein Weihnachtsmarkt im Dunkeln
Es gibt große, berühmte Weihnachtsmärkte, auf denen es voll wird. Kleine Ortschaften haben oft bezaubernde Weihnachts- und Adventsmärkte, auf denen wirklich besinnliche Stunden möglich sind. Bildrechte: picture alliance / ZB | Volkmar Heinz

Informationen zur Ausstellung (zum Ausklappen)

Was?
Jatersleber Waldweihnacht

Wo?
06466 Gatersleben

Wann?
An den ersten drei Advents-Wochenenden jeweils 12 bis 19 Uhr
2. und 3. Dezember, 9. und 10. Dezember, 16. und 17. Dezember 2023

Arnstadt: Bach-Advent mit schrägem Besuch

In dem kleinen Städtchen Arnstadt kann man das ganze Jahr über besonders viele Originalschauplätze der Musikerfamilie Bach besuchen. Das Festival "Bach-Advent" aber gibt es nur einmal im Jahr, und zwar genau an diesem Wochenende. Neben Highlight-Konzerten mit Nigel Kennedy oder Axel Prahl und seinem Inselorchester gibt es unfassbar viele kleine Konzerte, Lesungen, Begegnungen, Aufführungen, in allen Höfen, Kellern, Kirchen und Straßen der Stadt. Bitte informieren Sie sich im Internet!

Zwei besonders schräge Kollegen sind mir aufgefallen. Schräge Leute sind in der Adventszeit ja nicht selten, manche setzen sich sogar freiwillig blinkende Elchgeweihe auf den Kopf. Zu verschiedenen Zeiten werden u. a. auf dem Arnstädter Markt die Jøttnjøl erwartet. Hinter den zwei putzig verkleideten Gestalten, beladen mit riesigen Körben vollgestopft mit Dingen, verbirgt sich eine Art Puppentheater-Walkact. Die Jøttnjøl kommen aus den Niederlanden und haben Weihnachtsstimmung im Gepäck. Sie sammeln überall etwas ein und lassen etwas zurück. Es heißt, sie suchen das Glück in den kleinen Dingen und bringen Licht in die Dunkelheit. Klingt nach einem Geheimnis, das ergründet werden will.

Die Sammler Jøttnjøl kommen in der Weihnachtszeit.
Die Sammler Jøttnjøl kommen zum "Bach-Advent" nach Arnstadt. Bildrechte: picture alliance/dpa/Holger Hollemann

Informationen zum Konzert (zum Ausklappen)

Die Jøttnjøl beim "Bach-Advent" in Arnstadt

1. Dez. 2023, 19:15 - 19:45 Uhr Pfarrhof - (Pfarrhof)
1. Dez. 2023, 20:15 - 20:45 Uhr Marlitt - (Markt 12)
1. Dez. 2023, 21:15 - 21:45 Uhr Markt - (Markt)
2. Dez. 2023, 16:30 - 17:00 Uhr Markt - (Markt)
2. Dez. 2023, 17:45 - 18:15 Uhr Pfarrhof - (Pfarrhof)
2. Dez. 2023, 19:30 - 20:00 Uhr Schokomarkt - (Pfarrhof)
3. Dez. 2023, 15:15 - 15:45 Uhr Marlitt - (Markt 12)
3. Dez. 2023, 16:15 - 16:45 Uhr Pfarrhof - (Pfarrhof)
3. Dez. 2023, 17:15 - 17:45 Uhr Markt - (Markt)

Der persönliche Tipp: Haus Rabe in Zwenkau

1929 ließen Erna und Ernst Rabe ihr Wohnhaus mit Arztpraxis in Zwenkau bauen: im Stil des Bauhaus. Bis in die 90er-Jahre wohnten die Nachkommen der Familie hier. Jetzt ist es ein Museum – alles original oder originalgetreu nachgebildet.

Oskar Schlemmer bestückte die Wände mit Malereien und kunstvollen Metallkompositionen. Je nach Sonneneinfall beginnen sie sich zu bewegen, werfen Schatten, tauchen die Räume in Farbspiele. Auch Architekt Adolf Rading hat nichts dem Zufall überlassen. Hinter jedem Detail steckt ein Konzept. Wenn man z. B. am Herd steht, kann man mit einem Arm im Topf rühren und mit dem anderen bequem das Salz aus dem Einbauschrank dahinter greifen. Deshalb sieht man im Haus Rabe immer elegant aus, selbst wenn man so etwas Ekliges kocht wie Grießbrei.

Dazu schwebt man mit eigens gebrandeten Haus-Rabe-Badelatschen durch das Museum, damit man das Farbkonzept des Linoleum-Fußbodens nicht beschädigt. Am Ende kann man die Haus-Rabe-Badelatschen käuflich erwerben. Habe ich natürlich getan. Kunstvoll Schreiten kann ich jetzt zu Hause auch, mit dem Rest der Einrichtung muss ich gucken.

Die Wohnhalle im Haus Rabe, einem nach Bauhausentwürfen von 1929 bis 1931 im Stil der Klassischen Moderne nach Plänen des Architekten Adolf Rading errichtetes Wohn- und Praxishaus für den Arzt Erich Rabe
Die Wohnhalle im Haus Rabe. Errichtet von 1929 bis 1931 nach Bauhaus-Entwürfen des Architekten Adolf Rading und mit künstlerischer Gestaltung von Oskar Schlemmer. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Peter Endig

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. November 2023 | 12:10 Uhr

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