Gartenteich
Ein Gartenteich bietet vielen Tieren ein Zuhause. Auch streng geschützten Amphibien fühlen sich hier wohl. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Naturnaher Garten Den Gartenteich als Biotop gestalten

22. Mai 2023, 11:28 Uhr

Wasser im Garten ist ein tolles Gestaltungselement. Aber was muss man beachten, damit der Gartenteich oder die Zinkwanne auch unter ökologischen Gesichtspunkten ein Gewinn für die heimische Flora und Fauna sind? Der Thüringer Naturschützer und Insektenforscher Ronald Bellstedt erklärt, was man für einen Ökoteich tun kann und warum man auf Goldfische und Seerosen lieber verzichten sollte.

  • Gartenteiche bieten vielen verschiedenen Tieren einen Lebensraum. Sie dienen als Tränke und als Badestelle.
  • Ein Teich wird am besten an der niedrigsten Stelle des Gartens angelegt. Er sollte mindestens zwei Quadratmeter groß sein.
  • Vorsicht bein Einsetzen von Pflanzen und Tiere: Viele breiten sich ungehemmt aus oder sind für hiesige Verhältnisse nicht geeignet.

Ökologische Funktion von Gartenteichen

Gartenteiche leisten einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der natürlichen Biodiversität, indem sie Insekten, Amphibien, Eidechsen und Vögeln Lebensraum geben. Gerade in trockenen Jahren haben sie eine wichtige ökologische Trittsteinfunktion, das bedeutet, dass zum Beispiel Amphibien auf ihren mitunter langen Wanderungen von einem zum anderen Gewässer, dort Station machen und Kraft schöpfen, wenn natürliche Pfützen und Tümpel mitunter schon im Frühjahr ausgetrocknet sind. Das konnten Naturforscher beispielsweise bei der im Hainich vorkommenden Gelbbauchunke beobachten. Auch Vögel nutzen die künstlichen Gewässer gern zum Trinken oder für ein Bad. Außerdem verbessert ein Teich das Mikroklima vor Ort, in dem er die Luftfeuchte erhöht und so für Abkühlung an heißen Tagen sorgt.

Wo kommt das Wasser her?

Am Anfang steht natürlich die grundlegende Frage, woher das Wasser für den Teich kommen soll. Die in den letzten Jahren zunehmende Wasserknappheit in Mitteldeutschland steht zunächst in einem gewissen Gegensatz zur Anlage eines Teiches. Aber das ist nicht überall gleich, so herrschen in den Rand- und Kammlagen der Gebirge ganz andere Wasserbedingungen als in den Ebenen. Ganz wichtig ist es also, die natürlichen Gegebenheiten im Blick zu behalten. Liegt der Garten in einer sehr trockenen, wind- und sonnenexponierten Gegend? Gibt es in der Nähe natürliche Gewässer? Wie hoch ist der Grundwasserspiegel?

Eine Libelle
Libellen schätzen das Wasser sehr, sie sind schön anzuschauen und vertilgen gern Stechmücken. Bildrechte: MDR/Andreas Metzmacher

Wessen Wasserrechnung es verkraftet, der kann denTeich mit Leitungswasser füllen, zumal, wenn er nicht allzu groß ist. Idealerweise bietet sich jedoch in Tonnen oder Zisternen gesammeltes Regenwasser dafür an. Bei einem hohen Grundwasserspiegel lohnt sich vielleicht sogar die Anlage eines Brunnens. Wer Wasser aus öffentlichen Gewässern entnehmen will, muss sich über die Regelungen der jeweiligen Kommune informieren. In trockenen Jahren verbieten viele Kommunen das Abschöpfen oder gar Abpumpen des Wassers.

Lage des Teiches

Günstig ist eine Lage an der niedrigsten Geländestelle - sofern der Garten ein Gefälle aufweist, denn dort sammeln sich natürlicherweise Regenwasser und Feuchtigkeit. Halbschatten ist ideal, weil dann der Wasserverlust durch Verdunstung geringer ist, als wenn der Teich in der prallen Sonne liegt. Zu Bäumen sollte ein gewisser Abstand gewahrt werden, damit im Herbst nicht zu viel Laub in den Teich fällt und so zur unerwünschten Eutrophierung (Nährstoffzunahme) beiträgt. Entscheiden Sie in Bezug auf die Lage des Gartengewässers also nicht ausschließlich nach ästhetischen Gesichtspunkten.

Größe des Teiches und Beschaffenheit der Ufer

Der Teich sollte eine Mindestgröße von zwei Quadratmetern aufweisen. Wichtig ist, dass er nicht zu tief (etwa 0,5 bis maximal ein Meter) und das Ufer nicht zu steil ist, damit Tiere, die hineinfallen, auch wieder herauskommen. Das gilt zum Beispiel für Igel oder Erdkröten. "Bitte passen Sie auf, dass der Gartenteich nicht zur ökologischen Falle wird", warnt der Insektenkundler und Naturforscher Ronald Bellstedt. Deshalb sind flachauslaufende Uferzonen wichtig. Auch kann man zusätzlich ein bis zwei relativ flachliegende, raue Bretter als Ausstiegshilfen anbieten. Legt man einen Miniteich zum Beispiel in einer Zinkwanne oder einem Maurerbottich an, dürfen solche Ausstiegshilfen auf keinen Fall vergessen werden. Auch die Frösche brauchen flache Uferzonen, um dort ihren Laich ablegen zu können. Größere Teiche können natürlich entsprechend tiefer sein, aber auch sie benötigen ein flachauslaufendes Ufer, um ihrer ökologischen Funktion bestmöglich gerecht zu werden.

Uferzone eines Gartenteichs
Ein allmählich abfallendes Ufer ist wichtig, damit versehentlich hineingefallene Tiere auch wieder aus dem Teich hinauskommen. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Wenn ein kleiner Gartenteich im Sommer austrocknen sollte, sei das aus ökologischer Sicht keine Katastrophe, so der Natur-Experte, sofern der Grund noch halbwegs feucht bleibt. Insbesondere die Lurche sind zu dieser Zeit schon ausgewachsen und nicht mehr in dem Maße aufs Wasser angewiesen wie im Frühjahr.

Ein Gartenteich im Sommer. 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Abdichtung des Teiches

Die meisten Teiche benötigen eine Abdichtung, damit das Wasser nicht über kurz oder lang versickert. Wer es ganz naturnah haben will, sollte auf eine Abdichtung aus Lehm oder Ton zurückgreifen. Allerdings sind diese recht arbeitsaufwendig und nie hundertprozentig dicht zu bekommen. Weitverbreitete Alternativen sind sogenannte Ökoteichfolien aus weichmacherfreiem Polyethylen oder Folien aus Synthetikkautschuk (EPDM). Auf keinen Fall sollten PVC-haltige Folien verwendet werden. Sie belasten die Umwelt und halten nur einige Jahre.

Daneben gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten: von vorgeformten Teichwannen aus dem Baumarkt bis zu Betonvarianten. Für welche Variante man sich am Ende entscheidet, hängt von den eigenen Vorstellungen und den zur Verfügung stehenden Finanzressourcen ab.

Tiere und Pflanzen im Teich

Zwar bieten die Bau- und Gartenfachmärkte eine große Auswahl an Wasserpflanzen und -tieren an, aber oftmals sind diese hier nicht heimisch. So kommt beispielsweise die Krebsschere (Stratiotes aloides) natürlicherweise nicht in Thüringen, sondern eher in Norddeutschland vor. Auch auf chinesische Teichmuscheln zur Wasserfilterung sollte man ganz verzichten, sie wildern bereits aus. Ronald Bellstedt empfiehlt stattdessen: "Gerade bei kleineren Teichen muss man nichts extra kaufen, die besiedeln sich schnell von allein. Bei größeren Teichen kann man ein paar Wasserpflanzen initiieren, indem man aus einem naheliegenden Gewässer einige Pflanzen entnimmt - sofern es nicht in einem Naturschutzgebiet liegt." Schilf zum Beispiel fördert bei geschlossener Eisdecke im Winter den Sauerstoffaustausch im Gewässer.

Ein Frosch
Ohne Teich gibt's keine Frösche. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Verboten ist es, Frösche und andere Tiere aus einem anderen Gewässer in den eigenen Teich umzusiedeln. Wenn die Bedingungen stimmen, kommen die Tiere von selbst. Es kann sein, dass der Teich sich in den ersten Jahren erst ökologisch einpegeln muss bis er sein Gleichgewicht gefunden hat. "Der Reiz liegt aber gerade in der Beobachtung der natürlichen Sukzession", meint der passionierte Naturforscher. Es braucht also etwas Geduld bis der Gartenteich "fertig" besiedelt ist.

Vorsicht mit Fischen und Seerosen

Fische in einen Gartenteich einzusetzen ist aus ökologischer Sicht kontraproduktiv. Sie wühlen den Grund auf und ihre Exkremente eutrophieren das Wasser, so dass es bald trüb wird. Noch schwerer wiegt: Fische fressen den Laich der Amphibien, deren Vorkommen bei uns besonders bedroht ist. Wer also mit seinen Teich primär unter ökologischen Gesichtspunkten gestalten möchte, sollte auf Koikarpfen, Goldfische oder gar exotische Wasserschildkröten lieber verzichten. "Bei Teichen, die größer als 20 Quadratmeter sind, kommen mit der Zeit automatisch einheimische Kleinfische wie Moderlieschen und Stichlinge. Die Stockenten verbreiten sie in ihrem Gefieder", erklärt Ronald Bellstedt.

Ein Fisch in einem Gartenteich. 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die beliebte Seerose empfiehlt Bellstedt nur für erfahrene Gärtner: "Sie breitet sich stark aus und kann in Kürze einen ganzen Teich abdecken. Das sieht dann vielleicht hübsch aus, aber in Folge der Beschattung kommt es zu einem Sauerstoffmangel im Wasser und die Organismen sterben ab." Auf gar keinen Fall sollte man unerwünschte Tiere oder Pflanzen aus dem eigenen Teich in natürliche Gewässer aussetzen, da sie dort das ökologische Gleichgewicht gefährden.

Keine Angst vor Stechmücken

Wer Sorge hat, sein Teich würde die Verbreitung von Stechmücken fördern, kann beruhigt sein. Sie werden in einem ökologisch ausgewogenen Teich durch die Libellen und Frösche dezimiert.

Kindersicherung nicht vergessen!

Wer kleine Kinder im Garten hat, die noch nicht die Gefahren von Wasser einschätzen können, muss bei Gewässern jeglicher Art sehr vorsichtig sein. Entweder man behält den Nachwuchs ständig im Auge - was kaum möglich ist - oder man sperrt den Zugang zum Gewässer zum Beispiel durch einen groben Maschendrahtzaun ab. Er lässt Tiere durch, hält Kinder jedoch ab. Solche Absperrungen lassen sich mit etwas gärtnerischer Fantasie gut kaschieren.

Zur Person Seit seiner Jugend fasziniert Ronald Bellstedt die Welt der Insekten. Besonders die Wasserinsekten haben es ihm angetan, aber natürlich nicht nur die. Beruflich arbeitet er seit fünf Jahrzehnten im Naturkundemuseum Gotha als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Die Insektenforschung betreibt er vor allem in seiner Freizeit und ist unter anderem Vorsitzender des Thüringer Entomologenverbandes. Bereits acht Insektenarten wurden nach ihm benannt.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 21. Mai 2023 | 08:30 Uhr