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Tiergarten Fünf Tipps: So kommen Igel gut durch den Winter

31. Januar 2024, 12:34 Uhr

Noch sind Igel aktiv auf Nahrungssuche, doch wenn es kalt wird, benötigen sie ein passendes Winterquartier. Wir geben Tipps, wie Sie Igeln im Garten einen gemütlichen Unterschlupf bauen können und was Sie tun sollten, falls der Igel mitten im Winter erwacht.

Vor der Winterruhe wird in vielen Gärten noch einmal geschuftet: Obstbäume und Hecken werden zurückgeschnitten, Beete bereinigt, Laub gerecht und entsorgt. Um es Igeln im Garten für den Winter gemütlich zu machen, sollten Sie aber von dieser Pflege Abstand nehmen. "Lieber alles stehen und liegen lassen, wirklich: Seien Sie so faul wie möglich", empfiehlt Silvester Tamas, Wildtierexperte beim Naturschutzbund (Nabu) Thüringen. Igeln können Sie ein schönes Plätzchen anbieten: geschützt, ruhig und warm.

Ein Igel
Mit trockenem Laub lässt sich der Igelunterschlupf gut auslegen. Bildrechte: Bernd Kuntz/Nabu

Wählen Sie einen geschützten Ort für die Igelbehausung

Ein ruhiger Platz im Garten ist ideal für einen Igelunterschlupf. Ob hinter der Gartenlaube oder unter einem Mauervorsprung: Hauptsache, es herrscht dort wenig Betrieb. Wettergeschützt und ohne Fließ- oder Tropfwasser sollte der Ort sein, damit die Igelbehausung nicht durchweicht.

umgestülpter Korb unter einer Bank als Igelunterschlupf
Beispiel für ein gut geschütztes Winterquartier: ein umgestülpter Weidenkorb, versteckt unter einer Bank. Bildrechte: MDR/Christian Voigt

Tipp Igel sind standorttreu, das heißt, wenn ein Igel im letzten Herbst in Ihrem Garten Unterschlupf gefunden und sich wohl gefühlt hat, ist es wahrscheinlich, dass er zurückkommt.

Bauen Sie ein Igelhaus - zum Beispiel aus Ästen, Pflanztöpfen und Laub

Der Igel im Laub ist ein schönes Bild, aber allein mit einem Laubhaufen als Behausung ist es nicht getan. Fällt das Laub durch feuchte Witterung in sich zusammen, geht die isolierende Luftschicht verloren. Der Igel würde unter dem Laubhaufen ersticken oder erfrieren. Ein Gerüst aus Ästen und Reisig ist also für die Zirkulation wichtig, das Laub kann als Abdeckung oben drauf. "Igel mögen es schon stabil", bestätigt Silvester Tamas. Manchmal rücken die Tiere selbst noch den ein oder anderen Ast zurecht.

Igel im Winterschlaf
Ein mit Laub abgedecktes Igelhaus. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Es gibt mehrere Möglichkeiten, Igeln einen passenden Unterschlupf für den Winter zu schaffen:

  1. Die vielleicht einfachste Variante: Legen Sie eine Erdmulde mit Stroh, Reisig und Laub aus. Hier kann sich der Igel gut verstecken. Achten Sie aber darauf, dass sich kein Wasser sammeln kann. Decken Sie dazu die Mulde mit einer großen Scherbe eines Pflanztopfs aus Ton, Keramik oder Steinzeug ab. Dank dieses "Dachs" bleibt das Igelversteck trocken und geschützt vor Katzen.
  2. Bauen Sie mit ihrer Familie selbst ein Igelhäuschen! Ob aus Holz, aus Fundstücken oder Latten zusammengesetzt: Probieren Sie aus, was funktioniert. Wichtig ist auch hier, dass das Igelhaus ruhig, leicht versteckt und wettergeschützt steht. Mit Reisig, Laub oder Tannenzweigen können Sie es gut tarnen. Der Boden sollte luftdurchlässig sein, damit dieser nach Niederschlag nicht durchweicht.
  3. Haben Sie eine große Amphore oder Vase aus Ton? Auch so etwas bietet sich an. Über den verjüngten Hals findet ein Igel leicht Zugang, Katzen oder Mader kommen hingegen nicht weit. Im bauchigen Fuß der Vase ist der Igel gut geschützt und kann sich sein Nest einrichten.
  4. Professionelle Igelkuppeln aus Holzbeton sind eine weitere Option. Im Baumarkt finden Sie außerdem fertige Holzbauteile für Igelhäuser. Diese sind allerdings oft zu eng und verwinkelt. Ein ausgewachsener Igel kann bis zu 28 Zentimeter groß werden!

Igel 3 min
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3 min

Verstecke, Löcher zum Durchschlüpfen, Igelhäuser und kleine, wilden Ecken - wer seinen Garten naturnah gestaltet, lockt Igel an. Das zeigen die Wildkameras aus diesem Reihenhaus-Garten von zwei Igelschützerinnen.

MDR FERNSEHEN So 09.05.2021 08:30Uhr 03:07 min

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Helfen Sie mit dem richtigen Futter

Im Herbst finden Igel noch reichlich Würmer, Raupen, Schnecken und Insekten, um sich eigenständig Winterspeck anzufressen. Es reicht also, wenn Sie bei stark sinkenden Temperaturen oder im Frühjahr nach dem Winterschlaf zufüttern.

Gut geeignet ist Katzenfutter, das Sie zusätzlich mit Mehl- oder Regenwürmern anreichern können. Beides erhalten Sie in der Tierhandlung. Stellen Sie immer frisches Wasser in einer sauberen Schale bereit.

Igel frisst eine Schnecke
Im Herbst finden Igel noch reichlich Schnecken. Bildrechte: imago/blickwinkel

Nicht in die Futterschale für Igel gehören rohes Fleisch, Nüsse, (Trocken-)Obst, Küchenabfälle und Milch. Auch sollten Sie kein spezielles Igelfutter kaufen, das im Handel angeboten wird. Häufig sind Nüsse, Getreide und Beeren zugemischt, die für Igel unverträglich sind.

Bieten Sie tagaktiven Igeln im Winter Wasser und Futter an

Zwar sind Igel dämmerungs- und nachtaktiv. Doch vor der großen Winterruhe, erklärt Silvester Tamas, sind sie generell viel in Bewegung. Es ist also ganz normal, wenn Sie Igelweibchen und ihre Jungen im Herbst auch tagsüber sichten: Sie fressen sich den nötigen Winterspeck an und suchen nach geeigneten Winterschlafplätzen. Die jungen Igel lernen so außerdem ihr Revier kennen, erklärt der Nabu-Experte.

Dass Igel während ihres Winterschlafs aufwachen, ist ebenfalls üblich und kein Grund zur Besorgnis. In milden Wintern, bei Lärm oder wenn sie schlicht Hunger haben, wachen Igel zwischendurch auf. Wenn sie dann frisches Wasser und etwas Futter vorfinden, reicht das für gesunde Tiere aus: Sie tanken Energie und trippeln zurück in ihren Unterschlupf.

Ein Igel
Totholzhaufen sind ein hervorragender Unterschlupf für Igel. Bildrechte: Jan Piecha/Nabu

Helfen Sie geschwächten und kranken Igeln

Doch wie handeln, wenn Ihnen ein geschwächter Igel oder ein einzelnes Jungtier begegnet? "Scheuen Sie sich nicht, ihn selbst aufzunehmen und aufzupäppeln", ermutigt Silvester Tamas. Igel sind robuste Wildtiere. Für bis zu eine Woche reichen aus: Eine mit Streu, Lappen und Handtüchern ausgeschlagene Kiste im Keller, die regelmäßig ausgemistet werden muss, frisches Wasser und Futter. Sobald der Igel Kraft geschöpft hat, sollten Sie ihn wieder in die Natur entlassen.

Scheuen Sie sich nicht, einen leicht geschwächten Igel selbst aufzupäppeln.

Silvester Tamas Wildtierexperte Nabu Thüringen

Selbstverständlich werden Sie Läuse, Milben und Zecken am Igelkörper finden. "Der Igelpelz ist ja ein eigener Mikrokosmos", erklärt Silvester Tamas. Fassen Sie die Igel in jedem Fall mit Arbeitslederhandschuhen an, dann sind Sie auf der sicheren Seite.

Lebensraum für Tiere So helfen Sie Igel, Käfer und Co. durch den Winter

In aufgeräumten Gärten haben es Insekten und kleine Säugetiere schwer, einen Unterschlupf zu finden. Lassen Sie doch Verblühtes mal stehen und Laub einfach liegen. Unsere Tipps für Tierfreunde.

Igel im Laub
Igel, Maus, Käfer und Co. lieben "unordentliche" Gärten. Schon mit kleinen Hilfen können Sie den Gartenbesuchern Gutes tun. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Igel im Laub
Igel, Maus, Käfer und Co. lieben "unordentliche" Gärten. Schon mit kleinen Hilfen können Sie den Gartenbesuchern Gutes tun. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Mit einem Laubrechen werden Blätter zusammengekehrt.
Es muss ja nicht alles sein. Aber lassen Sie Laub für die Tiere liegen. Bildrechte: Daniela Dufft
Verblühte Blüten der Echinacea.
Staudenstängel, Verblühtes und Gräser schmücken den Garten im Herbst und Winter. Und sie werden gerne von Tieren als Verstecke genutzt. Bildrechte: Daniela Dufft
Verblühte Wildblumenwiese.
Samen schmecken den kleinen Tieren. Bildrechte: Daniela Dufft
Roter Käfer auf einem Blatt
Und Käfer freuen sich über hohle Stängel. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Blütenstand mit Samen des Schnittknoblauch.
Überall gibt es Lücken, in denen sich Insekten verkriechen können. Bildrechte: MDR/Daniela Dufft
An einem Baum hängt ein Nistkasten.
Hängen Sie Nistkästen auf: Im Winter ziehen Insekten, Mäuse und Co. ein und sind so vor Kälte und Feinden geschützt. Bildrechte: Daniela Dufft
In einem Garten liegt ein Steinhaufen.
Legen Sie einen Steinhaufen an: Eidechsen, Spinnen, Molche, Mäuse und Insekten werden sich freuen. Bildrechte: Daniela Dufft
In einem Garten liegt ein gefällter Baumstamm als Sitzgelegenheit.
Einen alten Baum einfach mal liegen lassen, ist auch eine Möglichkeit, der Tierwelt zu helfen. Bildrechte: Daniela Dufft
Aufgestapeltes Holz.
Totholz ist wertvoller Lebensraum. In Hohlräumen und Ritzen überwintern Schmetterlinge, Käfer und Bienen. Bildrechte: Daniela Dufft
In einem Park wird Laub mit einem Laubbläser zusammengeblasen.
Und: Verzichten Sie lieber auf Laubbläser. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
In einem Park wird Laub aufgewirbelt
Sie machen nicht nur Krach und stinken, sondern zerstören Lebensräume und können Tiere töten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 09. Oktober 2021 | 09:00 Uhr

Wer einen verletzten oder kranken Igel findet, sollte diesen zunächst zum Tierarzt bringen - muss aber die Kosten für die Behandlung selbst tragen. Besonders hilfsbedürftige Tiere können anschließend von Orts- und Kreisverbänden des Nabu, in Tierschutzvereinen oder privaten Auffangstationen versorgt werden.

Quelle: Silvester Tamas (Nabu Thüringen); MDR Garten (fra)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 28. Januar 2024 | 13:20 Uhr