Schädlich oder nützlich Saharastaub - Dünger für unsere Gärten?
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17. April 2024, 13:58 Uhr
Wenn der Wind Staub aus der Sahara bis nach Mitteldeutschland trägt, sehen wir wenig Sonne und eine alles bedeckende Staubschicht. Was bedeutet der Staub für die Gärten? Ist er schädlich oder nützlich?
Anfang April war er im wahrsten Sinne in aller Munde: der Saharastaub. Er färbte den Himmel milchig weiß bis gelblich und verdeckte die Sonne. Aber was bleibt vom Wetterphänomen übrig als nur gelbe Autos? Die Staubwolken haben es in sich, bringen sie doch wertvolle Mineralien von ihrer Reise mit. Helfen sie uns auch als Dünger im Garten? Eines steht fest: Der Staub der Wüste Nordafrikas düngt den Amazonas-Regenwald und das Plankton im Ozean. Wenn es für einen Urwald und das Meer reicht, dann doch bestimmt auch für unsere Gärten?
Was ist drin im Sahara-Staub?
Die feinen Staubpartikel der Wüste tragen wertvolle Nährstoffbestandteile mit sich. Wie zum Beispiel die für Pflanzen wichtigen Stoffe Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor. Eisen sorgt übrigens für die rötliche Färbung des Saharastaubs.
Calcium fördert die Pflanzenzellen in deren Stabilität und beim Zellaufbau. Calcium-Mangel zeigt sich etwa bei der bei Tomaten auftretenden Blütenendfäule. Magnesium ist für die Photosynthese bei Pflanzen unabdingbar. Es ist der zentrale Baustein des Chlorophylls, das Pflanzen ihre unverwechselbare grüne Farbe verleiht. Magnesiummangel zeigt sich durch Blattverfärbungen. Hortensien bekommen helle Flecken, bei Koniferen färben sich die Blattspitzen hell.
Sehr wichtig ist auch Phosphor: kein Phosphor - kein Pflanzenwachstum. Der Stoff wird von der Wurzel- bis zur Knospenbildung benötigt. Zeigen Gewächse also schwache Knospenansätze und verkümmerte Wurzeln, kann das auf einen Phosphormangel hindeuten. Ist zu viel Phosphor im Boden, kann etwa Eisen nicht mehr gut aufgenommen werden. Eisen: Eisenmangel zeigt sich ähnlich dem Magnesiummangel mit sich hell färbendem Laub. Insgesamt ist das Wachstum einer Pflanze geschwächt.
Woher kommen die Nährstoffe im Saharastaub?
Einst war die Sahara grün - und das mehrfach. Es gab immer einen Wechsel zwischen Wüste und Savanne. Die letzte grüne Phase der Sahara begann vor etwa 12.000 Jahren und endete vor circa 5.000 Jahren. In dieser Zeit war die heute größte Sandwüste der Welt eine fruchtbare Savanne. Und es gab einen großen Süßwassersee, in dem vor langer Zeit unsere Vorfahren sogar fischen konnten. Rund um den See wurde Landwirtschaft betrieben, die Böden waren sehr fruchtbar. Als die Sahara dann auszutrocknen begann, setzte auch die Bodenerosion ein. Die fruchtbaren Bestandteile der einst grünen Sahara verteilen sich seitdem mit dem Wind über die ganze Welt.
Wie kommt der Saharastaub in meinen Garten?
Einmal in der Atmosphäre, gelangt der Saharastaub auf zweierlei Art in unsere Gärten. Zum einen fällt er einfach vom Himmel, ausgelöst durch die Schwerkraft. Zum anderen durch Niederschlag - entweder in Form von "Blutregen" oder "-schnee". Blutschnee gab es zuletzt in größerer Menge im Winter 2020/2021. Gut zu erkennen ist der Saharastaub an den gelbbedeckten Autos. Vorsicht ist dabei beim Waschen angesagt! Am besten sollten die Fahrzeuge mit ausreichend Wasser in der Waschanlage abgespritzt werden. Der Staub wirkt sonst wie Poliermittel und macht den Lack kaputt.
So viel Saharastaub war im April 2024 in der Luft
Bis in die Schweiz hatten es Anfang April 2024 etwa 180.000 Tonnen Saharastaub geschafft. In Deutschland wurde es von West nach Ost weniger. Jedoch war diese Menge eher ungewöhnlich. "Innerhalb eines Jahres werden 5- bis 15-mal in der Sahara die Staubpartikel durch starke Winde in die Höhe gewirbelt und dann mit einer kräftigen Höhenströmung über weite Strecken transportiert." Jedoch war die Menge, die uns dieses Mal erreicht hatte, eher ungewöhnlich, sagt Diplom-Meteorologe Christian Herold vom Deutschen Wetterdienst (DWD) weiter.
Hilft der Saharastaub den Gärten?
Aufgrund der ungewöhnlich hohen Menge kann es schon Auswirkungen auf unsere Gärten haben. Das zeigt sich jedoch erst zeitversetzt. Für eine kleine Hilfe in der Pflanzenvitalität war der Saharastaub sicher gut. Außergewöhnliche Ernten, mit kindskopfgroßen Erdbeeren etwa, lassen sich aber vermutlich ausschließen.
MDR (anz)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 10. April 2024 | 16:00 Uhr