Drei verschiedene Substrate für die Aussaat, die gegen Trauermücken vorbeugen.
Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Schädlinge bei der Anzucht Trauermücken-Alarm: Aussaat mit Mineralien vor Befall schützen

23. Februar 2024, 10:29 Uhr

Trauermücken legen ihre Eier am liebsten in feuchte Erde. Frische Aussaaterde mit jungen Gemüsepflanzen ist also perfekt für sie. Gartenexpertin Brigitte Goss erklärt, wie sie Jungpflanzen bei der Anzucht mit Sand und anderen Mineralien vor Trauermücken-Larven schützt.

Eine Frau mit grüner Schürze steht in einem Garten vor einem Pfirsichbaum mit Früchten.
Bildrechte: MDR/Lisa-Marie Kaspar

Saaten mit Erde abzudecken, damit sie nicht austrocknen - so ist es üblich. Doch viele Gartenprofis verwenden schon lange andere "Saathelfer" als Erde, um die Bedingungen der Sämlinge zu optimieren und zum Beispiel gegen Trauermücken an jungen Gemüsepflanzen vorzubeugen. Nun stehen diese Profi-Materialien auch Laien für die Anzucht zu Hause zur Verfügung.

Streumaterialien als Schutzschild gegen Trauermücken

Trauermücken sind ein weit verbreitetes Problem in der Anzucht. Die Mücken legen ihre Eier am liebsten in feuchte, etwas nach "Zersetzung" duftende Erde. Ihre Larven entwickeln sich in dieser Erde und fressen gerne an junge Wurzeln. Die Sämlinge sterben daraufhin ab. Dieses Problem kann verringert oder sogar ganz verhindert werden, indem die Erdoberfläche mit weniger attraktiven Materialien abdeckt wird und somit die Mückenweibchen täuscht und fern hält.

Vermiculit gegen Trauermücken-Larven bei der Anzucht

Eigenschaften:

Das Tonmineral Vermiculit aus der Natur kann sehr viel Wasser speichern und schützt die Aussaat besonders gut vor dem Austrocknen. Trotz der hohen Wasserhaltefähigkeit bekommen die Pflanzenwurzeln genug "Luft" zum Atmen. Die schimmernde Oberfläche streut zudem das einfallende Licht. Vor allem in den dunklen Monaten schafft das für das Pflanzenwachstum einen Vorteil. Im Gartenbau wird es nicht nur für die Aussaat, sondern auch in Erden beigemischt. Es speichert nicht nur Wasser, sondern steigert die Bodenfruchtbarkeit, indem es Nährstoffe beziehungsweise Katioen, wie Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen, speichern und bei Bedarf wieder abgeben kann. Übrigens können die Samen auch gänzlich in Vermiculit ausgesät werden.

Vermiculit für die Aussaat gegen Trauermücken
Vermicult ist ein Tonmineral aus der Natur. Samen können auch gänzlich darin ausgesät werden. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Herkunft:

Vermiculit ist ein Tonmineral mit schichtartigem Aufbau und gehört somit zu den Schichtsilikaten. Tonminerale entstehen durch die Verwitterung von Steinen und sind wichtiger Bestandteil fruchtbarer Erden. Die Bezeichnung Vermiculit stammt von dem lateinischen Wort "Vermis" für Wurm ab und beschreibt die Eigenschaft, dass sich das Mineral, wenn es auf 200 bis 300 Grad erhitzt wird, wurmförmig aufbläht.

Weitere Einsatzbereiche:

Vermiculit wird in Katzenstreu eingemischt, um Feuchtigkeit aufzusaugen. Es ist feuerbeständig und wird zum Brandschutz oder in Öfen verwendet. Es dient aber auch als Schallschutz, wird für die Wärmedämmung eingesetzt und Putzen beigemischt.

So hilft Perlit gegen Trauermücken

Eigenschaften:

Perlit speichert Wasser und gibt der Erde eine lockere Struktur. Dadurch gelangt mehr Luft an die Wurzeln der Pflanzen. Die Lichtreflektion durch die weißen kleinen Steinchen beeinflussen das Wachstum der kleinen Pflanzen positiv. Verwenden Sie zur Anzucht nur Perlit, das auch für den Pflanzenbau angeboten wird.

Perlit für die Aussaat gegen Trauermücken
Perlit besteht aus vulkanischem Glas und hat sehr gute wasserspeichernde Eigenschaften. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Herkunft:

Perlit besteht aus vulkanischem Glas. Es wird in vielen Ländern abgebaut. Rohperlit wird stark erhitzt und bläht sich dadurch auf das fünfzehn- bis zwanzigfache Volumen auf. Erst dann entwickeln sich die luftführenden Eigenschaften.

Weitere Einsatzbereiche:

Perlit ist sehr leicht und wird in Industrie und im Bauwesen eingesetzt. Ein großer Teil der Perlitproduktion kommt als Schüttdämmung zum Einsatz, da Perlit schwer entflammbar ist. Das Perlit, das zur Dämmung eingesetzt wird, ist in der Regel mit einer Silikonschicht umhüllt. Deshalb ist es für die Verwendung im Garten und zur Anzucht nicht geeignet! Perlit dient weiterhin als Zuschlagsstoff zur Herstellung von Mörtel, Putz und Farben. Im Kleintierbereich wird es als hochwertiges, saugfähiges Katzenstreu angeboten.

Weitere Streumittel für die Anzucht von Jungpflanzen

Vogelsand aus dem Kleintierbedarf

Dieser Sand ist steril und sehr fein. Die helle Struktur wirkt sich positiv auf die Lichtstreuung aus. Wird Vogelsand zu dick auf das Saatgut aufgetragen, könnten die Sämlinge darunter ersticken.

Sand

In scharfkantigem Sand legen die Trauermücken kaum ihre Eier ab. Die Körnung ist etwas größer als die vom Vogelsand. Spielsand könnte eventuell zu sehr verkleben, so dass feines Saatgut darunter verfaulen könnte.

Tongranulat

Tongranulat ist leicht, kann Wasserspeichern und eignet sich zum Abdecken von großen Samen. Allerdings ist zu beobachten, dass die Trauermücken trotz der Abdeckung Eier ablegen.

Brigitte Goss im Gespräch über Aussaathilfen 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Brigittes Tipp zum Feuchthalten der Ansaat

Mit den Streumitteln lässt sich schwerer die Feuchtigkeit der Ansaat kontrollieren, ohne die schützende Abdeckschicht zu durchbrechen.

  • Saaten, die mit Streumittel abgedeckt werden, sollten unbedingt in ein Gefäß mit Abzugsloch im Boden, damit keine Staunässe entsteht.
  • Die Samen noch vor dem Abdecken mit einer sehr feinen Brause angießen und nach dem Abdecken mit dem Streugut ein zweites Mal von oben befeuchten.
  • Gießen Sie die Ansaaten immer mit einer sehr feinen Brause oder…
  • … stellen Sie die Aussaatgefäße in eine wasserdichte Wanne und gießen Sie nach einigen Tagen etwas Wasser hinein. So wird das Wasser von unten in den Topf gezogen. Das Wasser sollte vollkommen aufgesogen werden.

Nachhaltigkeit von Streumitteln Die "Saathelfer" beziehungsweise Bodenhilfsstoffe Vermiculit und Perlit werden als umweltfreundlich und nachhaltig gepriesen. Bei diesen durchaus sehr hilfreichen Zuschlagsstoffen für die Erden sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass diese Materialien zum Teil weit transportiert und mit hoher Energie aufbereitet werden.

MDR Garten (eta/uka)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 11. Februar 2024 | 08:30 Uhr