Grafische Collage, stilisiert: Zu erkennen ist das Gesicht von Richard Dawkins, der Mitte der 1970er Jahre das Wort Mem prägte. In Anlehnung an Mem wurde daraus schließlich das Wort Meme.
Verstehst du die Botschaft hinter den Bildern? Memes sind Teil der digitalen Kommunikation auf Social Media. Bildrechte: MDR MEDIEN360G

Einfach viral gehen Die Welt ist so memes!

10. Februar 2023, 08:10 Uhr

In der Welt der Memes kennt die Kreativität kaum Grenzen. Botschaften, Information und Witz – zusammengefügt zu winzigen und dennoch zugleich aussagekräftigen Informationseinheiten –, pflastern die Feeds sämtlicher Social-Media-Plattformen. Ob in Bilder oder Animationen: Memes transportieren ihre Botschaft in jedwedem medialen Format. Und: Sie sind überall!

Trollface, Grumpy Cat, das Ich-hasse-Sandburgen-Kind, Donald Trumps erste Amtshandlung im gephotoshopten Bild, ein getanzter "Harlem Shake" oder auch das unverwüstliche Nokia 3310 auf seinem heldenhaften Siegeszug: Eine digitale Welt ohne Memes ist für die meisten von uns kaum vorstellbar. Längst schon sind Memes fundamentaler Bestandteil der gegenwärtigen Internetkultur und unserer Kommunikation.

Memes, das sind Fotomontagen, animierte Bilder, kurze Video-Clips, Text- oder Audioschnipsel – und die beliebteste Variante: Bild-Text-Kombinationen. Sie nehmen Bezug auf das aktuelle Zeitgeschehen, sind witzig in ihrer Botschaft und von besonderer Aussagekraft. Ob ein lustig untertiteltes Star-Foto, eine Textzeile aus einem Lied, eine Szene aus den TV-Nachrichten oder ein Ausschnitt aus einem Film – aus nahezu allem kann ein Meme werden.

Treffsicher ins Ziel

Ein gutes Meme bedeutet Sofortkommunikation ohne Umschweife: In Bruchteilen von Sekunden lässt es uns die wiedergegebene Stimmung erfassen – um ein vielfaches schneller und besser als ein bloßer Text. Getreu der Maxime: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

So bunt wie die digitale Meme-Welt, so vielfältig ist auch die Art von Humor, mit denen die aufs Wesentliche reduzierten Informationseinheiten ihre Botschaften transportieren. Humorvoll bis sarkastisch verpackt, leichtgängig oder aber mit Unterton und von tieferer Bedeutung, bringen sie einen Gedanken auf den Punkt. Trifft dieser dann den Nerv einer bestimmten Zielgruppe oder der Netzgemeinde, schafft das dieses wunderbare Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Beste Voraussetzung also, um sich durchzusetzen und auf Twitter, WhatsApp, TikTok und Co. viral zu gehen.

Collage: bemalte Hände im Hintergrund, im Vordergrund stilisiert das bekannte "Doge"-Meme, ein Preisschild sowie ein Copyright-Zeichen
Kopieren, viral gehen, fame werden: Der Weg zum Erfolg auf TikTok führt häufig über Memes. Im Streit um die Urheberrechte ist die Gesetzeslage klar. Vor Gericht geht es trotzdem nur selten. Bildrechte: MDR MEDIEN360G

Virales Internetphänomen, sozial ansteckend

Besitzt ein Meme Share-Potential à la Ohrwurm oder Kettenbrief, wundert es wenig, dass dieses, im übertragenen Sinn, wahrhaft ansteckend wirken und Nutzende sozialer Netzwerke damit regelrecht "infizieren" kann. Damit ist den witzigen Botschaftsüberbringern ein Kopieren, Modifizieren und Replizieren auf Social Media so gut wie sicher. Und es erklärt, so gesehen, auch gleich den Begriff "Memes" an sich recht gut:

Seine Wortgebung geht auf den Wissenschaftler Richard Dawkins zurück. In dessen 1976 veröffentlichtem Buch "Das egoistische Gen" prägte er den Begriff "Mem" – in Analogie zum Wort "Gen". Und zwar, als er die Verbreitung von kulturellem Erbe wie etwa von Sprachen, Religion oder Kunst mit der Weitergabe von Eigenschaften durch Gene verglich. Ein Eintrag auf Wikipedia ergänzt dazu: "Zunächst hatte meme nur die Bedeutung Mem, wurde aber im Zuge der digitalen Revolution dafür verwendet, eine bestimmte Art von Internetphänomen zu beschreiben."

Et voila – damit wären wir also auch schon wieder bei den beliebten Internet-Memes. Schauen wir doch mal auf weitere Hintergründe, die erklären, was Memes eigentlich sind.

#MemeHistory – das geschah vor Social Media

Dabei sind Memes an sich jedoch weitaus älter als das Internet selbst. Davor gab es beispielsweise bereits die dekorative Schreibmaschinenkunst. Wobei die Piktogramme oder Abbildungen ausschließlich auf Textzeichen basierten und so nur begrenzt Möglichkeiten für die Gestaltung von Kunstwerken boten. Ebenso zählen wir heute auch Comic-Zeichnungen oder Graffitis, die sich um die ganze Welt verbreiten, zu den Memes. Darunter beispielsweise auch die Werke des Straßenkünstlers Banksy. Oder auch den Schriftzug "Kilroy was here" – einen Slogan aus den 1940 und 1950er Jahren, der oftmals in Verbindung mit einem Gesicht mit einer länglichen Nase und zwei runden Augen als Graffito genutzt wurde. Selbst "Cat Content" gibt es, genau genommen, schon seit dem Jahr 1870.

Und als schließlich Mitte der 90er, in den Anfängen des Internets – als das 56k-Modem darum kämpfte, eine einzige Seite aufzubauen –, eine 3D Animation vom "Dancing Baby", auftauchte, war eines der ersten Internet-Memes geboren.

Steppte das kleine Wesen in Windeln damals noch durch die E-Mail-Post und die Internetforen, tanzt es jetzt auf der Blockchain und steht dort als Non-fungible Token (NFT) auf der Plattform Foundation zum Verkauf.

Weiterhin gab es in den 2000ern, in Anlehnung an die Schreibmaschinenkunst, die ASCII-Kunst, deren Bilder einzig aus Tastaturzeichen erschaffen wurden. World of Warcraft-Fans entwickelten auf diese Weise 2003 das bekannte ASCII-Bild vom ROFLCOPTER. Highlight des animierten GIFs: der Propeller eines Helikopters, der aus den Abkürzungen ROFL ("rolling on the floor laughing") und LOL ("laughing out loud") bestand. Ein echter Internethit, zu dem sich alsbald auch Emojis, Sticker, Screenshots und Co. in jedweder Form gesellten.

Collage: Ein Mensch mit Headset sitzt an einem PC. Im Vordergrund befinden sich grafisch dargestellte Memes und Emojis. mit Video
Vereinfachen Grafiken, wie Emoticons, Memes, Emojis oder Avatare die digitale Kommunikation? Oder sind sie ein Treiber von Missverständnissen und kulturellen Konflikten? Bildrechte: MDR MEDIEN360G

Wer oder auch wann das erste Meme erfunden wurde, lässt sich also nur schwer ausmachen. Klar ist jedoch, dass das Phänomen Ende der 2000er Jahre mit dem Aufkommen von Onlineplattformen an Fahrt aufnahm. Über soziale Netzwerke wie Reddit, Facebook, YouTube, Instagram oder Twitter wurde die Meme-Kultur schließlich endgültig in den digitalen Mainstream katapultiert. Inzwischen dominiert TikTok die Meme-Szene – mit einem größeren Anteil, als ihn Twitter oder eine andere Plattform je hatte.

Eine Kommunikation ohne Memes á la "Rickrolling", "LOLcats" "Trollface" und "Bad Lucky Brian"? Vor allem für die Digital Natives* undenkbar! Als Teil der Internetkultur schaffen Memes heute Normen und Werte. Und: Sie sind ebenso unverzichtbar wie süße Katzenbilder! ;)

* Digital Native:

Zu den "Digital Natives" gehören hauptsächlich die späteren Jahrgänge der sogenannten Generation Y von 1981 bis 1996, auch Millenials genannt, sowie die darauffolgende Generation Z der Jahrgänge 1997 bis 2010.

Make it meme!

Zentrales Ziel aller Formen außerhalb eines Textes ist es also, Gefühle und Gedanken auszudrücken oder zu unterstreichen. Das bewirken neben Statusmeldungen und Hashtags insbesondere auch alle Arten von Memes. So finden selbst politische Statements oder Gesellschaftskritik mit dem "Meme" ein Sprachrohr in der digitalen Welt.

Daher gilt: Machen wir uns die Welt also weiterhin so schön memes!

Übrigens: Die menschliche Meme-Maschine erschafft und modifiziert seine Internet-Memes mittels Meme-Generator im Internet. Zahlreiche Open-Source-Programme ermöglich damit auf simple Weise eigene Meme-Kreationen zum Leben zu erwecken – damit es weiterhin täglich zahllose neue kleine Bildchen gibt.

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Pullover mit der Aufschrift "Make Erfurt Lebenswert Again."
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