Einige dutzend Menschen stehen vor einer Bühne des historischen Kinosaals im UT Connewitz in Leipzig, 1 min
In Zeiten aufgeladener politischer Debatten will das Team hinter dem Clubkulturfestival die Solidarität in der Szene aufrechterhalten. Mehr im Audio: Bildrechte: Balance Club Culture Festival/Dana Lorenz
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In Leipzig startet am Freitag das "Balance Club/Culture Festival". Die Organisatoren wollen mit dem Clubkulturfestival Brücken bauen – auch bei kontroversen Themen wie dem Nahostkonflikt. Mehr von Karolin Dörner:

MDR KULTUR - Das Radio Fr 01.11.2024 10:30Uhr 01:06 min

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Clubkultur in der Krise Clubkultur-Festival lädt zum Feiern und Debattieren

01. November 2024, 12:58 Uhr

Das "Balance Club/Culture Festival" findet vom 1. bis 3. November in Leipzig statt. Zum sechsten Mal verbindet das interdisziplinäre Clubkulturfestival Musik, Diskurs und Kunst in verschiedenen Locations der Stadt. Die Stimmung ist ambivalent, die Szene befindet sich zwischen kommerziellem Techno-Hype, Krisen und politischen Verwerfungen. Das Festival-Team möchte Räume schaffen, Probleme zu diskutieren und zu fragen: Wie geht es weiter?

Nastassja von der Weiden
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In Leipzig beginnt am Freitag das "Balance Club/Culture Festival". Dabei sind bis Sonntag verschiedene Veranstaltungen geplant, darunter ein Workshop zum Upcyclen von Kleidung, ein Vortrag zum Thema "Ausverkauf elektronischer Musik", eine Clubnacht mit Yazzus, der Resident-DJ des Berliner Clubs Tresor, und ein Konzertabend mit Punk und Breakbeat im UT Connewitz. Unter dem Titel "Tensions", also Spannungen, soll es bei dem Festival darum gehen, was gerade in der Clubkultur los ist: Finanzielle und politische Anspannung.

Techno-Party Ilmenau 4 min
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Bundesweit sind Clubs von der Schließung bedroht, ob in Berlin, Hamburg oder Leipzig. Zu den Hintergründen und Optionen sind Club-Veranstalter mit MDR KULTUR im Gespräch.

MDR KULTUR - Das Radio Mi 13.11.2024 10:30Uhr 04:20 min

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Denn, so schreiben die Veranstalterinnen und Veranstalter, bei der Festivalplanung habe man sich "von einer gewissen Unsicherheit leiten lassen – von politischen Spannungen innerhalb aktivistischer Gruppen bis hin zum weltweiten Aufschwung des Populismus und seiner Anhänger*innen".

Festival in Leipzig zwischen Techno-Hype und Kultur-Krise

Ulla Heinrich ist seit 2019 Teil des Kollektivs und wünscht sich, dass "Menschen, die loslassen wollen, die feiern wollen, die Bock auf Live-Musik haben und Menschen, die sich für neue Sachen interessieren und Lust auf politischen Diskurs haben", während des Festivals zusammengebracht werden.

Das letzte Festival ist zwei Jahre her. Der vorige Jahresturnus wurde unterbrochen, damit sich das Festivalkollektiv erholen konnte, um jetzt ein weiteres Mal zu Diskurs, Feiern und Konzerten einzuladen.

Was derzeit nicht unbedingt leicht ist, trotz Techno-Hype bei Tiktok und Co. Heinrich sagt: "Die ganze Branche ist im Moment am wackeln. Umso froher sind wir, dass wir dieses Festival machen können. Es ist schon turbulent in der Musikbranche. Das kann man nicht anders sagen."

Finanziell angeschlagen durch Corona und Inflation

Clubs müssen schließen oder sind akut von Schließung bedroht. Das "Institut fuer Zukunft" ist eines der jüngsten Beispiele. Der Leipziger Club schließt zum Ende des Jahres. Die Bedrohung von Clubkultur soll auch auf dem Balance-Festival diskutiert werden.

Die Leute haben insgesamt weniger Kohle. Dinge wie Kunst und Kultur, das sind natürlich die ersten Sachen, die man streichen muss.

Ulla Heinrich organisiert das Festival mit

Die wirtschaftlichen Spätfolgen der Corona-Pandemie und Inflation spielen dabei weiterhin eine große Rolle. Nicht zuletzt sind das auch die Gründe vieler Menschen, Clubs nicht zu besuchen: "Die Leute haben insgesamt weniger Kohle, das merken wir alle an unseren Einkünften. Das heißt, Dinge wie Kunst und Kultur, das sind natürlich die ersten Sachen, die man streichen muss", so Heinrich.

Gäste seien darüber hinaus seit Corona durchaus unverbindlicher. Viele Menschen seien erst am Event-Tag sicher, dass sie eine Veranstaltung wirklich besuchen würden. Festlegen wolle oder könne man sich nicht mehr so wie früher.

Politische Verwerfungen in der Club-Bubble

Es geht aber um mehr als finanzielle Anspannung. Auch um eine Art kulturelle Spannung, sagt Ulla Heinrich: "Viel Innovation ist aus Clubkultur hervorgegangen, weil der Dancefloor politisch ist. Sei es, wenn es um den Gerechtigkeitsdiskurs geht, um Sichtbarkeit, um Repräsentation. Das heißt aber auch, dass der Krieg in Gaza im Kontext von Clubkultur verhandelt wird, ganz besonders sogar."

Heinrich beobachtet eine große Verunsicherung, wer mit wem solidarisch sei, wer mit wem zusammenarbeiten wolle. Es werde viel "gecancelt". Die wichtigste Frage derzeit ist wohl: Wie kann man diese Spannungen, Unsicherheiten lösen? Das Festival hat (noch) keine Antwort auf diese Frage.

Es gibt viele politische Verwerfungen, die in dieser Härte gar nicht notwendig sind. Da kommt das Festival ins Spiel. Weil wir versuchen wollen, Brücken zu schlagen.

Ulla Heinrich organisiert das Festival mit

Für das Team steht fest: "Wir müssen durchhalten, müssen die Zähne zusammenbeißen und natürlich auch weiter offen für Kritik und Selbstkritik bleiben. Und für neue Kooperationen." Sie wollen an den drei Tagen in Leipzig einen Raum bieten. Für alle, die gemeinsam darüber nachdenken wollen, wie es weitergehen kann.

Über das Balance Club/Culture Festival Das "Balance Club/Culture-Festival" findet vom 1. bis 3. November in Leipzig statt. Zum sechsten Mal verbindet das interdisziplinäre Clubkulturfestival Musik, Diskurs und Kunst in verschiedenen Locations, zum Beispiel im UT Connewitz und DUQO. Mit dabei sind nationale und internationale Acts wie Yazzus, Dornika und Catnapp.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR Kulturnachrichten | 01. November 2024 | 10:30 Uhr

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