Eine Regionalbahn erreicht den Hauptbahnhof.
Bahnreisende müssen sich ab Donnerstag auf erneute Streiks der Lokführer einstellen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Tarifkonflikt Lokführergewerkschaft GDL kündigt neue Bahnstreiks an

04. März 2024, 22:11 Uhr

Die Lokführergewerkschaft GDL hat einen weiteren Streik bei der Deutschen Bahn angekündigt. Im Personenverkehr soll der Ausstand am Donnerstag um 2 Uhr beginnen, der Güterverkehr soll bereits ab Mittwochabend bestreikt werden. Der Streik soll 35 Stunden dauern.

Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn hat die Lokführergewerkschaft GDL einen weiteren Streik angekündigt. Wie GDL-Chef Claus Weselsky am Montag mitteilte, soll der Ausstand am Donnerstag um 2 Uhr im Personenverkehr beginnen und dann 35 Stunden dauern. Der Güterverkehr soll bereits ab Mittwoch 18 Uhr bestreikt werden.

Weselsky kündigt "Wellenstreiks" an

Darauf würden weitere Streiks folgen, sagte Weselsky. "Wir beginnen sogenannte Wellenstreiks." Über diese werde die Gewerkschaft nicht mehr 48 Stunden vorab informieren. Auch die Einsetzung eines Notfahrplans sei damit nicht mehr möglich. "Damit ist die Eisenbahn kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr", erklärte Weselsky.

Die GDL hatte die Verhandlungen am vergangenen Donnerstag vorzeitig abgebrochen. Weselsky machte die Deutsche Bahn für das Scheitern der Gespräche verantwortlich: "Diese neue Eskalationsstufe hat der Bahnvorstand zu verantworten und nicht die GDL oder ihre Mitglieder." Der Bahnvorstand schere sich nicht um die berechtigten Interessen der Eisenbahner und habe damit selbst die Verhandlungen bestreikt, sodass auch keine Lösung zustande kommen konnte.

Bahn wirft GDL Egoismus vor

DB-Personalvorstand Martin Seiler kritisierte die Ankündigung der GDL: "Diese sogenannten Wellenstreiks sind eine blanke Zumutung für unsere Fahrgäste." Weil die Lokführergewerkschaft nicht ihre Maximalforderungen bekomme, streike sie wieder. Das sei stur und egoistisch. "Viele Millionen Menschen in unserem Land können nicht Zug fahren, weil die GDL-Führung nicht willens ist, Kompromisse einzugehen", sagte Seiler. Die Bahn sei weiter bereit, konstruktive, aber realistische Lösungen zu finden. Die Maximalforderungen der GDL seien jedoch unerfüllbar und gefährdeten das Eisenbahnsystem erheblich.

Hüskens zeigt Verständnis für neue Streiks

Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüskens (FDP) hat Verständnis für erneute Lokführerstreiks. Hüskens sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Montag, sie könne Pendler und Bahnreisende gut verstehen, die sich nicht besonders über die Streikankündigungen freuten. "Aber es gehört eben zu unserer Gesellschaft dazu, dass wir entsprechende Auswirkungen des Streikrechts akzeptieren müssen." Deshalb könne sie nur um ein bisschen Geduld und Verständnis bitten.

Thüringens Ministerpräsident wirft provokante Frage auf

Thüringens Landeschef, Bodo Ramelow, zeigte sich im Gespräch im MDR AKTUELL überrascht über die erneut gescheiterten Verhandlungen zwischen der Bahn und GDL. "Ich hätte nicht gedacht, dass dieselben Fehler von der Deutschen Bahn wieder gemacht werden." Er hätte gehofft, dass die Weichen von ihm so gestellt worden wären, dass sich der Konflikt, der hinter dem Streit steht, endlich ausgeräumt wäre. Dabei warf er eine provokante Frage auf:. "Will die Deutsche Bahn die GDL kaputt machen?"

Ramelow trat in den Jahren 2015/16 zweimal auf Seiten der Lokführer als Schlichter beim Streit zwischen GDL und der Deutschen Bahn ein. Er geht davon aus, dass es jetzt zu harten Streiks kommen werde, wenn die Bahn nicht einlenke.

Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, sitzt im Plenarsaal des Thüringer Landtags. 6 min
Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, sitzt im Plenarsaal des Thüringer Landtags.  Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Monatelanger Tarifkonflikt

Der Tarifstreit zwischen der GDL und der Deutsche Bahn dauert schon Monate. Eine erste Verhandlungsphase erklärte die Gewerkschaft im November für gescheitert und rief daraufhin nach einer Urabstimmung zu zwei längeren Streiks auf. Zwei eintägige Warnstreiks hatte es zuvor schon gegeben. Hauptanliegen der Gewerkschaft ist die Forderung nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter ohne finanzielle Einbußen.

dpa, AFP (mbe)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 04. März 2024 | 11:30 Uhr

130 Kommentare

DanielSBK vor 7 Wochen

"Und irgendwann ist selbst der Willigste eben nicht mehr willig."

Ein Vollversorgtes Leben gibts hier trotzdem, für lau .... bezahlen darf ich das dann als Steuerzahler und 08/15 Arbeitnehmer. Also das ist mit Verlaub an Naivität nicht mehr zu überbieten!

DanielSBK vor 7 Wochen

Sie zäumen wie immer das Pferd von hinten auf, Frau Anita L.

Wie wäre es mal zur Abwechslung damit, dass man einfach nur noch ausgebildete Leute hier annimmt, die bereits einen anerkannten Beruf haben und unsere Sprache sprechen?

Wenn ich in Japan oder Grönland einwandern will, wird auch von mir erwartet, dass ich Grönländisch spreche....

Anita L. vor 7 Wochen

Aha? Wo steht das?
Übrigens: Arbeitswillige Menschen bedürfen auch der Arbeitsbefähigung. Solange sich Deutschland dabei immer noch derart schwerfällig tut: erst Sprachkurs (auf den man ewig wartet), dann Anerkennung der Ausbildung (was ewig dauert und dann auch noch abgelehnt werden kann), Aufenthaltsgenehmigung (die teilweise von Sprachkurs, Ausbildungsnachweis, ... abhängt), Ausbildung (für die es ohne perfekte Sprachkenntnisse und dem falschen Namen in manchen Teilen D's noch nicht einmal ein Einstellungsgespräch gibt),... wird das nicht besser. Und irgendwann ist selbst der Willigste eben nicht mehr willig.

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