Auf einem Smartphone ist die App "Das E-Rezept" neben einem Apothekensymbol zu sehen.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Mohssen Assanimoghaddam

Digitalisierung in Arztpraxen So funktioniert das E-Rezept

04. Januar 2024, 14:14 Uhr

Zum Jahreswechsel ist der Startschuss für das E-Rezept gefallen. Es birgt viele Vorteile – allerdings auch ein paar Herausforderungen für Ärzte.

Wer ab heute krank wird und ein verschreibungspflichtiges Medikament benötigt, bekommt das Rezept nun elektronisch. Beim Hausarzt wird das Medikament auf einem zentralen Server hinterlegt – dem so genannten Fachdienst. Dort hat jeder Patient und jede Patientin ein eigenes, digitales Fach. Mit der elektronischen Gesundheitskarte geht es dann zur Apotheke.

Apothekerin Anke Rüdinger ist stellvertretende Vorsitzende des deutschen Apothekervereins. Sie sagt: Die Apotheken seien vorbereitet und mit Lesegeräten versorgt. "Dort wird die Krankenkassenkarte eingesteckt. Das ist sozusagen unser Schlüssel, dass wir das Fach von dem Patienten auf dem Fachdienst aufschließen dürfen und uns diese elektronische Verordnung, die da im Fach liegt, in die Apotheke holen können", sagt Rüdinger.

Fälschungssicher und praktisch: Apothekerin lobt Vorteile des E-Rezepts

Das E-Rezept habe mehrere Vorteile, so die Apothekerin: Zum Beispiel gebe es kein Rätselraten über unleserliche handschriftliche Hinweise auf Rezepten mehr. Folgerezepte können digital ausgestellt werden, ohne dass man noch mal zur Praxis muss. Und: Die digitale Erfassung aller Medikamente ermöglicht einen besseren Überblick über Wechselwirkungen.

Auch bezüglich des Datenschutzes ist das E-Rezept sicher, sagt Sabine Wolter von der Verbraucherzentrale. "Die E-Rezepte werden von der Arztpraxis übertragen und wenn sie in der Apotheke wieder abgerufen werden, dann erfolgt das ebenfalls verschlüsselt", erklärt die Apothekerin.

Außerdem sei das E-Rezept fälschungssicherer und damit auch sicherer in Bezug auf Medikamentenmissbrauch.

Falscher Zeitpunkt? Skepsis unter Ärztinnen und Ärzten

So vorbereitet die Apotheken sind, so skeptisch sind die Arztpraxen. Nicht, weil sie die Digitalisierung nicht begrüßen würden. Vincent Joerres vom Hausärzteverband bemängelt vor allem den Zeitpunkt: "Was wir nicht nachvollziehen können, ist, warum dieser nächste Schritt beim E-Rezept jetzt mitten in der Infektsaison stattfinden muss", sagt Joerres. Es müsse damit gerechnet werden, dass die Technik zu Beginn noch hakt. Die technische Umstellung bei den Arztpraxen sei komplizierter als bei den Apotheken.

Dr. Jan Anastassis Skuras ist Hausarzt in der Nähe von Chemnitz und Vorstand des sächsischen Hausärzteverbands. In seiner polnischen Heimat sei das E-Rezept schon seit Jahren Standard. Hierzulande sei nicht mal der Prozess ausgereift. Da nur Dr. Skuras als niedergelassener Arzt gemeldet ist, können zum Beispiel seine Assistenz-und Fachärzte, die mit ihm die Praxis teilen, ihren Patienten keine Rezepte ausstellen, ohne dass auch er sie nochmal unterschreiben muss. Auch für die fünf Altenheime, die er betreut, ist es aktuell noch kompliziert: "Die Schwester muss mit allen Krankenkarten von den Patienten in die Apotheke laufen und sie lesen lassen. Die Apotheken können die Medikamente anders nicht schicken", kritisiert er. 

Mit der E-Rezept-App können die Rezepte auch ohne Karte eingelöst und von der Apotheke verschickt werden. Dafür braucht es jedoch spezielle Endgeräte. Viele Hürden kämen jetzt zu Tage und würden schon behoben, beruhigt Apothekerin Anke Rüdiger. 

Trotz Digitalisierungsaufholjagd, wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach es nennt, behalten Papierrezepte aber ihre Gültigkeit. Im Falle von Systemausfällen zum Beispiel oder auch für Menschen, die digitale Angebote nicht nutzen können oder wollen. 

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 01. Januar 2024 | 06:12 Uhr

16 Kommentare

NicSal vor 17 Wochen

Nein, seit 01.01.2024 ist das eRezept verpflichtend für uns Ärzte, siehe https://www.bundesgesundheitsministerium.de/e-rezept

Andere "rosa" Rezepte dürfen eigentlich nicht mehr ausgestellt werden. In der Praxis klappt das nicht, da es Patientengruppen gibt, die durch das Raster fallen, nämlich alle, die keine Versicherungskarte haben. Das sind bspw. solche, die diese verloren haben, deren Karte ungültig ist oder die schlichtweg keine haben (Asylbewerber, Ausländer,...).
Ja, mir ist bewußt, dass es einige Städte gibt, die auch Gesundheitskarten an Asylbewerber verteilen, dies ist aber eher die Ausnahme. Ja, mir ist bewußt, dass Ersatzscheine von Versicherungen ausgestellt werden können, allerdings auch nur zu den Öffnungszeiten der KV, und oft geschieht es im Notdienst o.ä., wo die Versicherungsscheine fehlen.

Da das eRezept verpflichtend ist, war der Kauf der Software ebenfalls ein unausweichlicher Kauf.

Bernhard W. vor 17 Wochen

@ElBuffo "dem Aufwand extra zu Apotheke dackeln zu müssen" Was wollen Sie denn sonst machen. Das mussten Sie doch mit dem roten Rezept auch. Oder wie sind die Medikamente sonst zu Ihnen gekommen? Und das E-Rezept KANN auch gedruckt werden, muss es aber nicht. Wird über die Karte in der Apotheke elektronisch ausgelesen.

Bernhard W. vor 17 Wochen

@ NicSal Das verstehe ich jetzt nicht. Die "normale" Gesundheitskarte der Krankenkasse ist geeignet. Diese wird in der Apotheke ausgelesen und das Rezept verschlüsselt aus der cloud heruntergeladen und lesbar gemacht. Da muß nichts mehr ausgedruckt werden. Man braucht auch keine pin dafür, die Versichertenkarte reicht.

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