
Kaum Termine und hohe Preise Warum Handwerker so viel kosten
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22. Oktober 2024, 07:08 Uhr
Zeitnah einen Termin bei einem Handwerker zu bekommen? Oft schwierig. Ob Klempner, Maler oder KfZ-Meister. Die Wartezeiten sind oft lang und die Preise happig. Noch nie wurde für die Handwerkerstunde so viel berechnet wie heute. Selbst für Gesellen wird inzwischen für eine Stunde mehr verlangt, als eine Verkäuferin in drei Stunden verdienen kann. Kassieren die Handwerker unverschämt viel ab?
- Vor allem in Großstädten steigt weiter der Preis der Arbeitsstunde für Handwerker – auch wegen Mangel an Fachkräften.
- Statt eines Preisvergleichs wird nun eher eine Plausibilitätsprüfung der Handwerkerangebote empfohlen.
- Gerade im Ländlichen kommen Handwerker ihren Kunden aber finanziell auch mal entgegen.
Was ein Handwerker kostet, weiß Dominik Hartmann recht genau. Seine Firma OneQrew erstellt jährlich einen Preisatlas, für den sie hunderte Handwerksbetriebe befragt. Demnach verlangt ein Handwerksmeister in Hamburg inzwischen fast 75 Euro die Stunde. Günstiger kommt der Geselle aus Thüringen. Doch selbst der, sagt Hartmann, schreibe 52 Euro je Stunde auf die Rechnung.
Gerade in Großstädten gehe der Trend weiter nach oben. Aus den Befragungen weiß Hartmann: Der Fachkräftemangel ist weiter ein großes Thema. Die Nachfrage nach Handwerksleistungen sowohl im Schreinerei-Bereich als auch im Sanitär-, Heizungs-, Klimabereich übersteige die verfügbaren Fachkräfte. "Wir merken, dass das vor allem durch viele offene Lehrstellen verschärft wird. Und das ist damit ein Haupttreiber für diese Preissteigerungen."
Handwerker für Geringverdiener kaum bezahlbar
Handwerk hat wieder goldenen Boden. Für Geringverdiener wird es allerdings immer schwieriger, sich bei Problemen einen Handwerker zu leisten. Was die Suche verkompliziert: Früher konnte man Preise gut vergleichen, indem man sich von drei Handwerkern Angebote einholte.
Doch diese Zeiten seien vorbei, sagt Julia Gerhards von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Es werde immer schwieriger, drei Vergleichsangebote überhaupt einholen zu können. "Wenn ich keine drei Angebote finde, dann muss ich die auf Plausibilität prüfen, die mir vorliegen – mit den Möglichkeiten, die ich eben habe. Erscheint mir das sinnvoll, was da drin steht an Zeitaufwand? Kann ich vielleicht Materialkosten nochmal anderswo recherchieren?"
Erscheint mir das sinnvoll, was da [im Angebot] drin steht an Zeitaufwand?
Bei einfachen Handwerkstätigkeiten gehe der Trend zum Selbermachen, erklärt Gerhards. Wer doch eine Fachkraft benötige, müsse halt bezahlen, was verlangt werde.
Handwerkspräsident: Die Boomjahre sind vorbei
Dass Handwerker übertrieben abkassieren, bestreitet Uwe Nostitz. Der Präsident des Sächsischen Handwerkstages räumt aber ein, dass man im Bau-Boom der vergangenen Jahre auch mal etwas mehr verlangt habe. "Dafür sind doch gute wirtschaftliche Zeiten da, dass man sich als Firma ein Polster schafft, damit man auch in solchen Zeiten, wie wir sie jetzt haben, entsprechend auch reagieren kann, auch finanziell ausgestattet ist", meint Nostitz.
Inzwischen seien die Zeiten nicht mehr so gut. Aufgrund von Wirtschaftskrise und höheren Zinsen seien zuletzt viele Aufträge geplatzt, so Nostitz. Die Stundensätze der Handwerker sind trotzdem nicht wieder gesunken. Das legen zumindest die Daten von OneQrew nahe.
Viele Betriebe kommen sozial Schwächeren entgegen
Doch in diesen Stundensätzen, ergänzt Nostitz, stecke ja nicht nur der Lohn für den Handwerker drin. "In den Stundenverrechnungssätzen fallen auch Preise rein, allgemeine Geschäftskosten wie Kraftfahrzeugkosten, Versicherungen, Heizung, Energie." Alles bündele sich und habe unmittelbar Einfluss auf den Stundensatz des Gesellen oder des Meisters. "Natürlich sind auch die Löhne gestiegen. Und was uns natürlich sehr beschäftigt und große Auswirkungen hat: die Lohnnebenkosten, die wir haben, die ständig steigen."
Würde der Staat Sozialabgaben und Steuern reduzieren, könne der Handwerker billiger werden, argumentiert Nostitz. Tatsächlich geht der Trend aber gerade in die andere Richtung. Die Sozialabgaben steigen. Dass manche Rentnerin inzwischen Probleme haben dürfte, sich für ihr Häuschen einen Handwerker zu leisten, kann Nostitz verstehen. Auf dem Land kämen viele Betriebe sozial Schwachen aber entgegen. In solchen Fällen würden sie den untersten möglichen Satz in Rechnung stellen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 22. Oktober 2024 | 06:17 Uhr
JanoschausLE- vor 19 Wochen
mad din,
Mit Bürokratie,die in DE sicher manchmal ausufernd ist,haben auch andere zu tun,Handel,Pflege usw.Auch hier werden Steuern und Abgaben gezahlt,nur,da hört man nicht so dieses Gejammere.
Die meisten Handwerksbetriebe sind GmbH,zumindest spätestens ,wenn man dann die Firma langsam auslaufen lassen will. Angestellte Handwerker werden auch nicht übermäßig bezahlt.So 14-15 Euro.Wohl gemerkt,die Firmen verlangen über 100,-€ vo€ Kunden,ohne Material.Davon 15,-€ für den Wertschaffenden,den Angestellten.Polizisten haben auch viel Verantwortung,Feuewehrleute,Verkäufer,Pflegende,Ärzte,Kranfuhrer,Kraftfahrer,alle müssen,wenn sie Fehler mit Folgen machen,sich genauso verantworten,wie ein Elektromeister,der eine Anlage nicht richtig abgenommen hat.Also hier künstlich überhöhte Arbeitsentgelte verteidigen,das ist sehr dürftig.Und Selbststãndigkeit im Handwerk scheint sich ja finanziell zu lohnen,sonst würde es ja keiner machen.
Grolf vor 19 Wochen
Sie müssen hier nicht jeden belehren.
Und gleich dazu, für die Anmeldung mit allen Datenblättern und Berechnungen braucht man eine Zulassung beim Netzbetreiber und kann nicht vom Privaten ausgeführt werden. Die Prozedur ist Zeitaufwendig und kostet Geld.
Auch die erforderliche Messtechnik und Schulung ist nicht für 500€ angeschafft! Meist kommen solche Auftraggeber in Nachhinein und sprechen ihr Vorhaben im vorraus mit einem Elektromeister ab, was ein grundlegender Fehler ist. Warum soll ich eine fremd errichtete Anlage die ich nicht mehr komplett nachvollziehen kann, Abnehmen und Anmelden, der Unternehmer hält für all dies den Kopf hin. Und außerdem muss der Kunde doch denjenigen nicht beauftragen, wenn ihm der Preis nicht passt!!!!!
mad din vor 19 Wochen
Ich vermute, das dicke Ende kommt erst noch. Das Hauptproblem wird nicht nur der Fachkräftemangel sein, der für sich genommen ja schon problematisch genug ist, sondern, dass viele Handwerksbetriebe einfach verschwinden.
Wer will schon eine 60 Stunden Woche mit voller Haftung des betrieblichen und privaten Vermögens, für ein Gehalt, über das Angestellte in Industrie und Verwaltung nur müde gähnen.
Es sind nicht die erbärmlich niedrigen Löhne, die das Handwerk ausbluten lassen, sondern die übermäßige Bürokratie und Abgaben die dem Handwerker auferlegt werden und die letztlich der Kunde bezahlen muss.