"Integrations-Barometer" Studie: Deutschland wird integrationsfreundlicher

14. Dezember 2022, 15:28 Uhr

Die Menschen in Deutschland sind beim Thema Einwanderung zunehmend positiv eingestellt: Das "Integrations-Barometer" des Sachverständigenrats für Integration und Migration ist auf dem höchsten Stand seit 2015. Insbesondere unter Jüngeren gleichen sich zudem West-Ost-Unterschiede an. Allerdings gibt es weiterhin Berichte über Diskriminierungserfahrungen.

Die Haltung zu Fragen rund um Einwanderung und Integration in Deutschland fällt positiver aus als in den vergangenen Jahren. Das geht aus dem "Integrationsbarometer" für das Jahr 2022 hervor, das der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat.

Positiveres Integrationsklima trotz Ukraine-Krieg

Mit 68,5 von 100 möglichen Punkten erreichte der Index in der aktuellen Ausgabe demnach den höchsten Wert seit 2015. Insbesondere bei Menschen ohne Migrationshintergrund verbesserte sich das Integrationsklima, und zwar im Vergleich zur letzten Erhebung 2019/2020 um 2,5 Punkte auf 68,1. Bei Befragten mit Migrationshintergrund erhöhte sich der Index moderater um 1,3 auf 70,1 Punkte.

Angesichts der jüngsten Herausforderungen sei das nicht unbedingt zu erwarten gewesen, erklärte die SVR-Vorsitzende Petra Bendel bei der Vorstellung der Ergebnisse. "Die Corona-Pandemie, aber auch die Folgen des Ukraine-Kriegs mit erneuten Fluchtbewegungen sowie die Energieversorgungs- und -preiskrise haben den Daten zufolge keinen erkennbaren negativen Einfluss auf das Zusammenleben im Einwanderungsland Deutschland."

Positive Wahrnehmung, aber auch Benachteiligung

90 Prozent aller Befragten bewerteten persönliche Kontakte zu Menschen unterschiedlicher Herkunft als positiv. Eine Gleichbehandlung von Menschen unterschiedlicher Herkunft sehen viele gleichwohl nicht. Ein Drittel der Befragten sieht Menschen mit Migrationshintergrund im Bildungswesen benachteiligt, die Hälfte nimmt Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt wahr.

Besonders ermutigend sei, dass Einwanderung und gesellschaftliche Vielfalt als Normalfall gesehen und wertgeschätzt würden, betonte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan. "Doch die Menschen in unserem Land haben auch ein feines Gespür für die Schattenseiten, etwa dass eine familiäre Einwanderungsgeschichte bei gleicher Qualifikation am Arbeitsmarkt zu Benachteiligung führt." Die Bundesregierung werde deshalb für mehr Integration von Anfang an sorgen.

Ost- und Westdeutschland gleichen sich bei Thema Integration an

Der Index konstatiert eine weitere Angleichung zwischen Ost- und Westdeutschland, auch wenn es noch eine Differenz von sechs Punkten gibt. Bei der jüngeren Altersgruppe sei aber kaum noch ein Unterschied feststellbar, sagte SVR-Vorsitzende Bendel. Wie die jüngsten Daten zeigen, gibt es jedoch auch Schattenseiten. So berichtet etwa jeder fünfte Türkeistämmige über sehr starke oder eher starke Benachteiligungserfahrungen. Laut Studie schätzen junge Menschen, Frauen und Personen mit einem hohen Bildungsstand das Integrationsklima im Schnitt positiver ein.

Das Expertengremium untersucht mit dem Index Erfahrungen und Einschätzungen von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zu den Bereichen Arbeit, Bildung, soziale Beziehungen und Nachbarschaft.

Der Index bildet eine Skala mit Werten von 0 bis 100 ab, wobei höhere Werte für ein besseres Integrationsklima stehen. Seit 2015 ist der Index bundesweit repräsentativ.

dpa/AFP/KNA (jan)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 13. November 2022 | 08:30 Uhr

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