recap Klima-Psychologie: Warum uns Klimaschutz so schwerfällt

23. September 2022, 17:07 Uhr

Klimakrise. Allein das Wort löst in vielen Panik, Angst oder zumindest ein Gefühl der Unsicherheit hervor. Und gleichzeitig sind wir vom Thema genervt, ignorieren es, verschieben es gedanklich auf morgen. Über diese innere Zerrissenheit reden wir in dieser Folge recap. Wie fragen: Warum fällt uns Klimaschutz so schwer, wieso steht das größte Problem der Menschheit so oft ganz unten auf der To-Do-Liste - und vor allem: Wie können wir das ändern?

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Bildrechte: MDR/Denis Ludwig/Franz-Paul Senftleben

Was uns hilft, nachhaltiger zu handeln

Beim Globalen Klimastreik sind allein in Deutschland wieder Zehntausende auf die Straße gegangen, um für Klimagerechtigkeit und mehr Klimaschutz-Maßnahmen zu kämpfen. Das bringt nicht nur Aufmerksamkeit, sondern erhöht auch das Bewusstsein für die Klimakrise und motiviert zum Handeln, sagt Sozialpsychologe Immo Fritsche von der Uni Leipzig. "Wenn man Menschen fragt, wie wichtig das, was andere tun, für das eigene Umwelt-Verhalten ist, sagen sie in der Regel: Das ist nicht so wichtig. Aber wenn man es experimentell untersucht, dann zeigt sich: Es ist einer der wichtigsten Faktoren." Heißt: Es fällt leichter, umweltbewusst zu handeln, wenn es unser Umfeld schon tut.

Auch positive Gefühle sind ein wichtiger Schlüssel, damit wir motiviert bleiben. Im Interview mit Watson sagt Psychiater Michael Huppertz: "Wenn wir beispielsweise an Natur denken, sehen wir momentan deren Zerstörung vor Augen. Dabei wollen wir die Natur doch bewahren, weil sie uns begeistert." Katastrophen-Bilder und Diskussionen über Verbote, das löst in uns Angst, Scham und Schuld aus. Und zu viel davon führt zu noch mehr Verdrängung.

Es fällt uns leichter, nachhaltig zu handeln, wenn wir positive Gefühle damit verbinden. Statt also daran zu denken, wie schlecht Autofahren ist, sollten wir uns sagen, wie gut Fahrradfahren für die Umwelt ist.

Warum es so schwierig ist, sich ständig mit dem Klima zu beschäftigen

Aber warum fällt es uns überhaupt so schwer, uns aktiv und langfristig mit der Klimakrise zu beschäftigen? Menschen haben nur einen begrenzten "Sorgen-Pool", sagt Psychologin Katharina van Bronswijk, die sich als Mitglied der "Psychologists for Future" auch in der Klimabewegung engagiert. "Bei der Klimakrise ist es eben so, dass sie sehr lange räumlich, zeitlich und auch sozial weit von uns weg war. Also gefühlt etwas, das in 200 Jahren irgendwelchen Eisbären passiert und nicht uns."

Die Klimakrise war lange räumlich, zeitlich und sozial weit weg von uns. Also gefühlt etwas, das in 200 Jahren irgendwelchen Eisbären passiert und nicht uns.

Katharina van Bronswijk, Psychologin und Verhaltenstherapeutin

Die Klimakrise als Ganzes scheint weit weg. Sie kommt und geht nicht wie andere Krisen. Das sagt auch die Journalistin Samira El Hattab, die als Host beim Instagram-Kanal klima-neutral vom WDR arbeitet: "Die Klimakrise ist kein Krieg, der ausbricht. Ganz im Gegenteil: Sie ist eine ziemlich langsame Krise. Und das macht sie umso gefährlicher. Weil wir es immer wieder schaffen, vermeintlich Wichtigeres zu finden, um das wir uns kümmern, bevor wir uns um Klimaschutz kümmern."

Zudem fehlt das direkte Feedback oder eine Art Erfolgserlebnis, wenn wir etwas verändern. Wir fühlen uns wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, sagt Psychologin Katharina van Bronswijk. "Das ist dann auch wieder ein Ausweg für die Psyche, zu sagen: Ich mach das nicht."

Aber müssen wir überhaupt etwas tun? Sind wir persönlich verantwortlich, etwas zu ändern? Auch auf diese Frage gibt es Antworten in der aktuellen Folge recap.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | recap – bei Youtube | 23. September 2022 | 17:00 Uhr

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