Ein Mitglied der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) beobachtet eine Rettungsübung auf dem Rhein.
Die Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft hat die Bilanz für die ersten sieben Monate des Jahres vorgestellt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sascha Thelen

DLRG-Zwischenbilanz Über 250 tödliche Badeunfälle in ersten sieben Monaten

08. August 2024, 18:52 Uhr

In Deutschland sind in den ersten sieben Monaten deutlich mehr Menschen beim Baden oder Wassersport ertrunken als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dabei bereitet den Lebensrettern vor allem Sorgen, dass die Zahl der Opfer in den Flüssen gestiegen ist – dort gebe es die meisten Gefahren.

In deutschen Gewässern sind seit Jahresbeginn mehr Menschen ertrunken als im Vorjahreszeitraum. Das zeigt die Bilanz der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG. Demnach starben bis Ende Juli 253 Menschen im Wasser und damit 35 mehr als in den ersten sieben Monaten 2023. "Bei einem beständigeren Sommer wären sicher noch mehr Menschenleben zu beklagen gewesen", sagte DLRG Präsidentin Ute Vogt bei der Vorstellung der Zahlen.

In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der tödlich verunglückten Menschen in Gewässern von neun auf 14 gestiegen. Sachsen verzeichnet mit acht Fällen einen Todesfall mehr als noch im ersten Halbjahr 2023. In Thüringen sind es mit vier Fällen zwischen Januar und Juli zwei Badetote weniger als im Vorjahreszeitraum.

Mehr Menschen ertrinken in Flüssen

Während deutschlandweit in den Seen mit 77 Personen fünf Menschen weniger umkamen als 2023, verzeichnete die DLRG in den Flüssen zum dritten Mal in Folge mehr tödliche Unglücke. In den Fließgewässern waren es mit 92 insgesamt 20 Fälle mehr als im Vorjahreszeitraum. "Die strömenden Gewässer bergen die meisten Gefahren. Dessen sollten sich die Leute beim Aufenthalt an Flüssen bewusst sein. Vom Schwimmen in Flüssen kann ich den allermeisten nur abraten", so die Präsidentin der Wasserretter. Insgesamt machten die Todesfälle in Seen und Flüssen zwei Drittel der Gesamtzahl aus.

In den Meeren erfasste die DLRG ebenfalls einen Anstieg: 13 Ertrunkene gegenüber neun im Vorjahreszeitraum. Zehn Menschen verloren in der Ostsee ihr Leben, drei in der Nordsee. Mehrheitlich handelte es sich um Boots- und Wassersportunfälle sowie Badeunfälle in den frühen Morgenstunden oder spätabends. Am Beispiel der Küsten zeigt sich wie auch in den Schwimmbädern (acht Todesfälle), dass Baden und Schwimmen dort besonders sicher sind, wo Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer beaufsichtigen. Allein rund 6.000 Ehrenamtliche der DLRG wachen während der Sommersaison an rund 100 Badestellen an Nord- und Ostsee.

Viele Unfallopfer sind älter als 50 Jahre

Mehr als jedes vierte Unfallopfer, dessen Alter bekannt ist, war älter als 70 Jahre. Fast genauso viele Personen (60) waren zwischen 50 und 70 Jahre alt. Gegenüber dem Vorjahr ertranken insgesamt 41 Menschen mehr bei den über 50-Jährigen. Bei älteren Schwimmern sind immer wieder gesundheitliche Vorerkrankungen ursächlich für Badeunfälle. Unter Kindern bis zehn Jahren waren sieben Opfer zu beklagen.

Eltern, die auf Handys starren

Die DLRG merkt zudem an, dass immer häufiger Eltern in Freibädern ihre Aufsichtspflicht verletzen, weil sie auf ihre Mobiltelefone schauen. Dadurch seien viele Kinder zeitweise unbeaufsichtigt. Martin Holzhause von der DLRG sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dass für das Jahr 2023 an den 100 Küstenbadestellen, die von der DLRG betreut werden, über 1.200 Suchen von Kindern oder Erwachsenen eingingen. Ein Grund für die Unaufmerksamkeit sei die Handynutzung gewesen.

Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen ist dennoch gegen ein Handy-Verbot in Schwimmbädern. Abteilungsleiter Eric Voß sagte MDR AKTUELL, ein Verbot sei nicht praktikabel. Das Aufsichtspersonal sei nicht berechtigt, Taschenkontrollen durchzuführen. Gleichwohl müsse man Eltern sensibilisieren. Dabei könnten Hinweisschilder helfen. Denkbar seien auch Durchsagen, dass Eltern ihre Kinder im Auge behalten sollten.

MDR, dpa (mpö)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. August 2024 | 17:24 Uhr

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