Nach Böhmermann-Bericht BSI-Präsident Schönbohm unter Druck

10. Oktober 2022, 15:19 Uhr

Mitten in der Debatte um Risiken für sensible Infrastruktur sorgt eine Recherche des "ZDF Magazin Royale" von Jan Böhmermann für Unruhe: Deutschlands Chef für Cybersicherheit, Arne Schönbohm, hat demnach Kontakte zu einem Lobbyverein mit Verbindungen nach Russland. Inzwischen gibt es erste Konsequenzen: Der Verein Cybersicherheitsrat schloss die Firma Protelion aus, hinter der der russische Geheimdienst FSB stehen soll.

Dem Präsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, droht nach einem Bericht des "ZDF Magazin Royale" die Ablösung. "Bild", "Spiegel" und "Handelsblatt" melden übereinstimmend, dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) einen schnellen Präsidentenwechsel anstrebe.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP ist Schönbohms Entlassung bereits beschlossene Sache. Das Bundesinnenministerium wollte das am Montag allerdings nicht bestätigen. Jedoch wurde ein gemeinsamer Auftritt Faesers mit Schönbohm zur Vorstellung des BSI-Lageberichts 2022 am kommenden Donnerstag abgesagt.

Lobbyverein für Cybersicherheit in Deutschland hat prominente Mitglieder

Konkret geht es um den Lobbyverein Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e. V., den Schönbohm gegründet und bis 2016 geleitet hat. Dieser hat trotz seiner Namensähnlichkeit nichts mit dem Cyber-Sicherheitsrat des Bundes zu tun, der im Verteidigungsministerium angesiedelt ist.

Ein Mitglied des Vereins ist demnach die Protelion GmbH, nach eigenen Angaben "ein führender internationaler IT-Sicherheitsanbieter" - mit Verbindungen nach Russland. Weitere Mitglieder sind laut Vereins-Webseite deutsche Unternehmen aus strategisch wichtigen Bereichen wie Finanzwirtschaft sowie der Energie- und Sicherheitsbranche. Genannt werden das Bundesgesundheitsministerium, die Polizeigewerkschaft und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

Das Bundesinnenministerium nimmt die Sachverhalte, über die berichtet wurde, ernst und geht diesen umfassend nach.

Sprecher Bundesinnenministerium

Verein trennt sich von umstrittener Firma Protelion

Als Reaktion auf den ZDF-Bericht erklärte der Verein Cybersicherheitsrat am Montag, man habe die Firma Protelion ausgeschlossen. Vereinspräsident Hans-Wilhelm Dünn erklärte, die im Raum stehenden Vorwürfe seien nicht vereinbar mit dem Kampf gegen Cyberkriminalität in Deutschland.

Die Protelion GmbH ist nach eigenen Angaben "ein führender internationaler IT-Sicherheitsanbieter" und bietet Schutz vor Hackerangriffen. Die Recherchen des ZDF und auch schon frühere Berichte zeigten jedoch, dass Protelion aus dem russischen Unternehmen Infotecs hervorgegangen ist, das mit dem russischen Geheimdienst FSB zusammenarbeitet. Chef soll ein Ex-KGB-Offizier sein, ausgezeichnet vom russischen Präsidenten Wladimir Putin.

AFP/dpa(ans)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 09. Oktober 2022 | 22:15 Uhr

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