Bärbel Bas mit Angehörigen des Hamas-Geiseln
Bärbel Bas hat sich mit Angehörigen der Hamas-Geiseln in Berlin getroffen. Bildrechte: IMAGO / Political-Moments

Nach Hamas-Angriff Familien der Hamas-Geiseln bitten Deutschland um Unterstützung

19. Oktober 2023, 21:20 Uhr

Bärbel Bas hat Angehörige der von der Terrororganisation Hamas verschleppten Geiseln in Berlin getroffen. Sie haben um Deutschlands Unterstützung und die Lieferung von Hilfsgütern gebeten.

Angehörige deutscher Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die von der Hamas entführt wurden, haben bei einem Treffen mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) um mehr Unterstützung Deutschlands gebeten. "Es ist ein Alptraum für uns, für jeden in Israel. Wir brauchen Ihre Hilfe, wir brauchen deutsche Hilfe", sagte Adi Zalesky am Donnerstag bei einem Gespräch mit Journalisten in der israelischen Botschaft in Berlin.

Die Zahl der Geiseln nach dem Hamas-Terrorangriff auf Israel liegt nach israelischen Angaben bei mehr als 200. Bisher seien Familien von 203 Menschen über die Entführung ihrer Angehörigen in den abgeriegelten Gazastreifen informiert worden, bestätigte die Armee am Donnerstag. Darunter sind auch mehrere Deutsche, zu denen die Bundesregierung allerdings keinen Kontakt hat.

Angehörige appellieren an Verantwortung Deutschlands

Bärbel Bas mit Angehörigen des Hamas-Geiseln
Bärbel Bas (links) hat sich mit den Angehörigen Roni Roman (Mitte) und Ricarda Louk (rechts) getroffen. Bildrechte: IMAGO / Political-Moments

Die Angehörige Roni Roman, deren Schwester mit ihrem Kind von der Hamas entführt wurde, forderte Deutschland auf, unverzüglich humanitäre Hilfe bereitzustellen, um sicherzustellen, dass die Entführten medizinisch versorgt werden können. Sie betonte die Notwendigkeit, Lebenszeichen von den Entführten zu erhalten und sie sofort nach Deutschland zurückzubringen.

Deutschland trage aus zwei Gründen eine Verantwortung, sagte Roman: "Wir sind das einzige liberale Land im Mittleren Osten. Und das ist kein Konflikt, das ist Terror gegen die liberale Welt." Zudem gebe es in Deutschland nach dem Holocaust die Doktrin "Nie wieder". "Aber es ist wieder passiert", sagt Roman. Ihre Großeltern hätten Deutschland in der Nacht der nationalsozialistischen November-Pogrome 1938 verlassen müssen und seien nach Israel gegangen, um dieses Land aufzubauen.

Ausschreitungen in Berlin

Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas kommt es vor allem in Berlin immer wieder zu Demonstrationen von Palästinensern und Unterstützern, bei denen regelmäßig einige Teilnehmer die islamistische Hamas bejubeln. Zum Teil kam es zu Ausschreitungen. In Berlin gab es außerdem einen versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge, Häuser wurden mit Davidsternen markiert und es werden anti-israelische Parolen gebrüllt.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner verurteilte den Hass gegen Israel in der Hauptstadt. "Es ist eine Schande, dass wir Antisemitismus und Hetze auf unseren Straßen erleben müssen." Es sei auch eine Schande, dass Jüdinnen und Juden und ihre Einrichtungen angegriffen würden.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat ein hartes Vorgehen gegen Antisemitismus in Deutschland angekündigt. Es sei "eine klare Kante gefragt", sagte der SPD-Politiker am Donnerstag in einer Regierungserklärung im Bundestag kurz nach Rückkehr von seiner Israel-Reise. Man dürfe nicht wegschauen.

dpa, AFP ( jst)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. Oktober 2023 | 17:06 Uhr

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