Haus und Garten Schädlich für Klima und Umwelt: Städte gehen gegen Schottergärten vor
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09. Mai 2024, 05:00 Uhr
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten: Für die einen mag ein Schottergarten schick aussehen, für die anderen sind es "Gärten des Grauens". Unter diesem Titel werden auf Social-Media-Kanälen deutsche Vorgärten aus Schotter angeprangert. Auch vielen Stadtverwaltungen sind sie ein Dorn im Auge. Die Stadt Leipzig verhängt sogar Bußgelder.
- Schottergärten schaden der Umwelt.
- Viele Städte gehen deshalb gegen sie vor.
- Landesbauordnungen verbieten Schottergärten bereits implizit, Gemeinden können mit Begrünungssatzungen aber Klarheit schaffen.
Eine Doppelhaushälfte und davor: eine Fläche bedeckt mit grauem Schotter. Der sogenannte Schottergarten ist vor allem ein Phänomen in Neubaugebieten, sagt Marja Rottleb. Sie ist Gartenexpertin beim Naturschutzbund Nabu: "Da bekommen junge Familien zum Beispiel ein neues Haus, wissen nicht, was sie machen sollen und sehen beim Nachbarn: Die haben jetzt hier so einen Schottergarten, das lassen wir auch mal machen, das sieht ordentlich aus."
Schottergärten schaden der Umwelt
In älteren Siedlungen dagegen hätten die Leute nach ein paar Jahren schon gemerkt, dass irgendwann Algen und Unkraut sprießen. Oft werde der Schottergarten darum dann wieder entfernt. Wie viele Schottergärten es in Deutschland gibt, weiß keiner so genau.
Was inzwischen aber viele wissen: Schottergärten sind schlecht für Umwelt und Klima. Vlies unter dem Schotter verhindert, dass der Boden Wasser aufnehmen kann, das Gewicht der Steine verdichtet ihn. Im Sommer erhitzten sich Schottergärten, erklärt Marja Rottleb: "Das ist wirklich so heiß, da fühlt sich kein Mensch wohl und da fühlen sich auch keine Pflanzen wohl. Und natürlich finden sich, wenn keine Pflanzen da sind, auch keine Tiere ein, also auch keine Insekten."
Viele Städte wollen keine Schottergärten mehr
Immer mehr Städte gehen deshalb – zumindest auf dem Papier – gegen Schottergärten vor. Jüngstes Beispiel ist die Stadt Leipzig, wo auf Initiative der Linksfraktion im Stadtrat gerade eine neue Begrünungssatzung beschlossen wurde. Michael Neuhaus, Parteisprecher für Umwelt, bestätigt: "Neu ist, dass in der Begrünungssatzung jetzt nochmal ganz explizit drinsteht, dass Schottergärten verboten sind."
Auch in der Stadt Chemnitz gibt es seit rund anderthalb Jahren eine Satzung zur Verhinderung von Schottergärten. Die Stadt Erfurt überarbeitet gerade ihre Begrünungssatzung und will darin ebenfalls ein explizites Schottergarten-Verbot aufnehmen.
Eigentlich sind Schottergärten verboten
Christoph Naumann ist Anwalt für Verwaltungsrecht in Leipzig. Genau genommen seien Schottergärten in Deutschland ohnehin verboten, sagt er. Alle Landesbauordnungen gäben vor, dass Gärten wasseraufnahmefähig und begrünt sein müssen: "Man sieht: Die gesetzlichen Instrumente sind eigentlich da, auch relativ eindeutig. Es ist ein Vollzugsproblem."
Auf Anfrage von MDR AKTUELL interpretieren einige Kommunen den Wortlaut der Landesbauordnungen als klares Schottergarten-Verbot, andere wiederum nicht. Das Verbot durch Satzungen auf kommunaler Ebene explizit zu machen, kann deshalb nicht schaden, sagt Verwaltungsrechtler Naumann. Aber: "Dann muss ich natürlich auch vollzugsmäßig was leisten. Dann muss ich Personal haben, die sich das im Einzelfall anschauen."
Stadt Leipzig ahndet Schottergärten
Doch das Personal in den Verwaltungen ist in der Regel knapp. Auch Michael Neuhaus von der Leipziger Linksfraktion sagt: "Wir sind als Stadt darauf angewiesen, dass die Leute zu uns kommen und sagen: In der Nachbarschaft gibt es einen Schottergarten." Und dann ahnde man das auch.
Die Stadt teilt MDR AKTUELL mit: Immer häufiger gebe es Anzeigen. Auf Grundlage der sächsischen Bauordnung seien in den vergangenen 12 Monaten mehr als 25 Verfahren zum Rückbau von Schottergärten eröffnet worden. Schottergärten, die erst jetzt neu angelegt werden, können nun auch auf Grundlage der neuen Begrünungssatzung der Stadt geahndet werden. Es droht ein Bußgeld von bis zu 200.000 Euro.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 09. Mai 2024 | 06:00 Uhr
ElBuffo vor 30 Wochen
Selbst so ein Schotterfetischist würde sich mächtig aufregen und vielleicht sogar obendrein Bach dem übergriffigen Staat rufen, wenn der Nachbar auf seinem privaten Grundstück ein Atomkraftwerk hinstellt. Selbst dann, wenn vor 5 Minuten noch gegen den Atomausstieg war. In so einer dichtbesiedelten Gegend ist eben nicht alles nur privat, was auf dem eigenen Grundstück passiert. Die Hitze und Trockenheit, die von so eine Einöde ausgeht, betrifft dann eben auch die Nachbarn.
Matthi vor 30 Wochen
Auf der einen Seite wird der Bürger mit Gesetzen Bevormundet zum Wohle des Klimas in den Städten, auf der anderen Seite werden immer mehr Grünflächen durch Stadtratsbeschluss (Bebauungsplan) zugebaut. Beste Beispiel aktuell, daß Königsufer auf der Neustädter Seite in Dresden soll nach Stadtratsbeschluss bebaut werden.
https://www.mdr.de/video/mdr-videos/a/video-822842.html
Uborner vor 30 Wochen
Der einzelne Bürger kann sich weniger wehren als Industrieverbände oder Bauernverbände. Es hat immer viele Jahre gedauert und viel Geld gekoste bis Konzerne zu etwas gezwungen wurden - Eternit, Zigaretten, diverse Pestizide, Arsen, Blei, Formaldehyd, Queksilber ... . Immer war es ein langer Kampf mit vielen Opfern. Der Einzelne ( "Schottergärtner" ) müsste erstmal einen Verband gründen und finanzieren um sich zu wehren - aussichtslos.
Hauseigentümer die sich über die Bauordnung hinwegsetzen werden bestraft ( wenn sich ein Kläger findet ), Opfer sind sie nicht.
Unsere Probleme beschrenken sich nicht auf Monokulturen - große Probleme bringt auch die desolaten Schul - und Bildungsysteme, die katastrophale Bürokratie, die Flüchtlingsintegration, die Europapolitik ( Ukrainekrieg ), Drogenkriminalität u.v.a.. All das wäre viel wichtiger als Kieselsteine im Vorgarten. Es ist eine völlig lächerliche Diskusion.