Parteikrise Nach Rücktritt des Grünen-Vorstands: Reaktionen aus Mitteldeutschland
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27. September 2024, 05:00 Uhr
Nach den drei verlorenen ostdeutschen Landtagswahlen hat der gesamte Bundesvorstand der Grünen seinen Rücktritt angekündigt. Die Mitteldeutschen Parteispitzen wünschen sich eine bessere Kommunikation der Partei und mehr Ostdeutsche in der Berliner Parteizentrale.
- Max Reschke, Landessprecher der Grünen in Thüringen findet, dass sich die Kommunikation seiner Partei verbessern muss.
- Franziska Schubert, Fraktionsvorsitzende der Grünen im sächsischen Landtag, schlägt Franziska Brantner als Teil des neuen Bundesvorstandes vor.
- Cornelia Lüddemann, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Sachsen-Anhalt, wünscht sich mehr Ostdeutsche in Berlin.
Max Reschke und seine Parteikolleginnen und -kollegen waren überrascht, als die Nachricht am Mittwoch aus Berlin kam. Niemand habe zu dem Zeitpunkt mit dem Rücktritt des Bundesvorstandes gerechnet, sagt Thüringens grüner Landessprecher: "Ganz praktisch stehen wir aber an einem Punkt: Wir haben innerparteilich Situationen seit Monaten und seit Jahren, wo viele Mitglieder sich fragen: Wie geht es weiter? Wie schaffen wir es, weiter Kraft zu sammeln und wie positionieren wir uns neu angesichts der aktuellen politischen Lage, die nicht einfach ist?"
Reschke: Kommunikation muss sich verbessern
Die Grünen haben in Thüringen bei der Landtagswahl nicht den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft und sind jetzt nur noch außerparlamentarische Opposition.
Reschke glaubt, dass sich mit einem neuen Bundesvorstand auch die Kommunikation seiner Partei verbessern muss. Mit Blick auf die Zukunft und den Klimaschutz müssten sich Dinge ändern: "Da haben wir, glaube ich, eher das Thema nach vorne gestellt und nicht die Lösung und den Weg, sodass die Menschen das Gefühl haben, ich habe da keinen Rückschritt in meinen privaten Raum, in meiner persönlichen Entfaltung, in dem, was ich mir erarbeitet habe. Das ist zuletzt nicht gut gelaufen, da müssen wir, glaube ich, besser werden."
Auf konkrete Personenwünsche für die Parteispitze will sich Reschke nicht festlegen. Er will zunächst die Kandidaturen abwarten.
Nachfolge für Bundesvorstand aus Habecks Umfeld
Deutlicher wird da Franziska Schubert, Fraktionsvorsitzende im sächsischen Landtag. Sie unterstützt Robert Habeck als Spitzenkandidat für die nächste Bundestagswahl.
Als mögliche Parteivorsitzende nennt sie eine Person aus Habecks Umfeld: "Er hat zum Beispiel auch mit Franziska Brantner zu seiner Wahlkampfmanagerin benannt, die ich für sehr geeignet halte, wo ich auch durchaus Synergien sehe. Da würde es mich persönlich sehr freuen, wenn sie ihren Hut in den Ring wirft."
Ihre Partei müsse sich die Deutungshoheit über sich selbst zurückholen, sagt Schubert. Viele Menschen glaubten mehr das, was von anderen über die Grünen erzählt wird, als dass sie noch für grüne Inhalte zugänglich seien. Da gehe es darum, eine Sprache zu finden, die die Menschen beschäftige: "Und wenn es das Bedürfnis nach mehr innerer Sicherheit ist, dann ist es ein Thema, dem sich Bündnis 90/Die Grünen stellen müssen. Das sollten Sie auch angehen."
Mehr Ostdeutsche in Berlin
Für Schubert und Reschke ist es außerdem wichtig, dass im künftigen Bundesvorstand weiterhin mindestens eine Person aus Ostdeutschland ist.
Cornelia Lüddemann, Fraktionsvorsitzende in Sachsen-Anhalt fordert: Ostdeutsche müssten in der Berliner Parteizentrale noch sichtbarer als bisher sein: "Ich würde mir wünschen, dass wir eine Person finden, die aus dem Osten kommt, die auch Regierungserfahrung im Osten hat und im Osten verankert ist. Denn tatsächlich das Ohr an der Lebensrealität haben und die nach Berlin zu spielen, das ist die Stärke, die wir Grünen hier vor Ort haben."
Noch bis Mitte November führen Ricarda Lang und Omid Nouripour die Partei. Dann wird auf dem Grünen-Parteitag in Wiesbaden ein neuer Vorstand gewählt.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. September 2024 | 06:11 Uhr