Passagiere mit Gepäck am Frankfurter Hauptbahnhof.
Nach Ansicht des Verkehrsverbandes VDV sollte das 9-Euro-Ticket bis Ende Oktober 2022 verlängert werden. Bildrechte: IMAGO / Future Image

Entlastung in Energiekrise 9-Euro-Ticket: Verkehrsverband wirbt für Verlängerung bis Oktober

22. Juli 2022, 14:23 Uhr

In der Debatte um eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket schlägt der Verkehrsverband VDV eine Verlängerung um zwei Monate vor. Dies verschaffe Politik und Branche Zeit, um eine dauerhafte Nachfolgeregelung zu finden. Man dürfe die Menschen angesichts der weiter hohen Energiepreise Ende August nicht in ein Loch fallen lassen, forderte VDV-Chef Wolff.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat sich für eine zweimonatige Verlängerung des bislang bis Ende August befristeten 9-Euro-Ticket ausgesprochen. VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff sagte der "Süddeutschen Zeitung", man brauche schnell eine Nachfolgelösung: "Am besten wäre es, die Aktion als Übergangslösung um weitere zwei Monate zu verlängern."

VDV schlägt Verlängerung bis Oktober vor

Nach dem Vorschlag des Verbandschefs, sollte das Ticket im September und Oktober weiter gelten und so die Bürger von hohen Energiepreisen entlasten. Wolff argumentierte, dass eine solche befristete Verlängerung der Politik und der Verkehrsbranche Zeit verschaffe, ein dauerhaftes Angebot für ein bundesweites Nahverkehrsticket zu entwickeln.

Der VDV-Chef widerspricht damit Verkehrsminister Volker Wissing. Der FDP-Politiker hatte angekündigt, erst im November über eine Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket beraten zu wollen. Nach Ansicht von Wolff ist das zu spät für eine Lösung zum 1. Januar 2023. Er forderte Bund und Länder auf, sich schnell zusammensetzen. "Die Menschen sollten Ende August nicht in ein Loch fallen." Die Energiepreise seien schließlich weiter hoch, mahnte der VDV-Chef.

69-Euro-Ticket und Ticket für Bedürftige

Die im Juni gestarteten 9-Euro-Tickets gelten noch im Juli und August. Sie ermöglichen bundesweit jeweils für einen Monat Fahrten in Bussen und Bahnen des Nahverkehrs. Der VDV hatte langfristig ein bundesweit gültiges 69-Euro-Ticket vorgeschlagen. Die Politik könne diesen Monatspreis "aus sozialpolitischen Erwägungen – zum Beispiel für die Dauer des Krieges – für Bedürftige auf 29 oder 39 Euro senken", sagte Wolff der "Süddeutschen Zeitung".

Wissing sieht 9-Euro-Ticket-Nachfolge als Ländersache

Verkehrsminister Wissing hatte am Mittwoch unterstrichen, er sehe die Verantwortung für eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket bei den Bundesländern. Der öffentliche Nahverkehr und dessen Tarifgestaltung seien eindeutig Ländersache, sagte er im ARD-"Morgenmagazin". Die Länder müssten daher sehen, wie sie das finanzieren wollen.

AFP/dpa (dni)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 22. Juli 2022 | 08:30 Uhr

5 Kommentare

Eulenspiegel am 22.07.2022

Also ich denke das dieses 9-Euro-Ticket eine Verkehrende eingeläutet hat.
Es hat zwar zuerst viel Kaos angerichtet aber das gesamte öffentliche Verkehrssystem wurde aus seinen Jahrzehnte langen Alltagstrott gerissen. Die ersten die davon profitieren sind zwar die Leute in den Ballungszentren aber langfristig wird das eine Welle auslösen die bis ins letzte Dorf Veränderung bringen wird.

Anni22 am 22.07.2022

Kann eh keiner flächendeckend bezahlen und nützt auch nur wo Öffis häufiger vorkommen. Die betreffenden Großstädte können das ja gerne aus eigener Kraft finanzieren.

DerFrank am 22.07.2022

Anscheinend handelt es sich für Verkehrsbetriebe um ein lukratives Geschäft. Man spart sich die Ticketkontrollen (auf ein paar Schwarzfahrer die ja maximal 9€ prellen kommt es wohl nicht an), die Mittel aus dem Regionalisierungsgesetz fließen und den durch die überfüllten Züge miserablen Kundenservice kann man getrost dem unerwarteten Ansturm in die Schuhe schieben. Die Kunden sind also selbst Schuld, wenn sie so viel Zug fahren. In meinem Bekanntenkreis nutzen nur die das Ticket zum pendeln, die auch schon vorher mit den Öffis gefahren sind. Alle anderen Nutzer sind reine Spaßfahrer. Eine finanzielle Förderung auf Kosten aller Steuerzahler halte ich für ungerecht.

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