Ernährung Produktion und Konsum von Fleischersatz nimmt weiter zu

11. Mai 2023, 13:26 Uhr

Fleischersatzprodukte nehmen in den Supermarktregalen immer mehr Platz ein. Seit 2019 ist der Umsatz mit ihnen um mehr als 70 Prozent gestiegen. Doch die Produkte sind nicht zwingend gesünder: Meist enthalten sie diverse Zusatzstoffe – und Fleischersatzprodukte sind mit der Zeit auch kalorien- und fettreicher geworden.

Es ist weder Fisch noch Fleisch, obwohl es diesen zum Verwechseln ähnlich sieht und auch fast so schmeckt. Auf vielen der Fleischalternativen in den Kühlregalen stehen Markennamen, die seit Jahrzehnten für Fleischprodukte bekannt sind – und das sei kein Zufall, erklärt Manon Struck-Pacyna vom deutschen Lebensmittelverband. "Das sind ja vorwiegend auch die klassischen Wurstproduzenten, die jetzt auch die Ersatzprodukte herstellen, aus dem ganz einfachen Grund, dass diese die technologische Expertise haben und wissen, wie es schmecken muss."

Mittlerweile findet sich fleischlose Leberwurst im Kühlregal, die viele geschmacklich wahrscheinlich mit klassischer Leberwurst verwechseln würden. Das gelingt durch diverse Zusatzstoffe. Etwa 90 Prozent der Fleischimitate enthalten Aroma- und Farbstoffe, Geschmackverstärker, Gelier- oder Verdickungsmittel. Bei Fleischprodukten findet man diese Zusatzstoffe in etwa der Hälfte der Produkte, zeigte eine Studie des Max Rubner-Institutes.

Mehr als 70 Prozent mehr Umsatz

In den letzten Jahren sei das fleischlose Angebot außerdem kalorien- und fettreicher geworden. Wer sich nicht nur fleischlos, sondern auch gesund ernähren möchte, sollte sich also die Zutatenliste genauer ansehen. Weil die Produkte immer schmackhafter werden, habe der Umsatz der Produkte seit 2019 um mehr als 70 Prozent zugenommen.

100.000 Tonnen Fleischersatzprodukte wurden in Deutschland im letzten Jahr produziert. Das klinge erst mal viel, allerdings nicht, wenn man im Vergleich dazu die Fleischproduktion genauer betrachte, erklärt Florian Burg vom Statistischen Bundesamt. "Um das mal einzuordnen, wir hatten im Jahr 2022 Fleischersatzprodukte im Wert von 537 Millionen Euro, die in Deutschland produziert wurden – und Fleisch wurde im gleichen Jahr im Wert von 42,4 Milliarden Euro produziert, das ist also ungefähr das 80-fache."

Lebensmittelverband: Fleischersatz heute nachhaltiger

Allerdings hat sich das Verhältnis in nur wenigen Jahren schon rasant verschoben. 2019 wurden Fleischwaren noch in 120-facher Menge produziert. Jahrelang war das Tofu-Würstchen ein Fleischersatz-Klassiker, der in der Regel nicht so leicht von sich überzeugen konnte: geschmacklos, trocken und bröselig. Heute gebe es neue Basisstoffe, die sogar nachhaltiger seien, erklärt Struck-Pacyna vom Lebensmittelverband. "Mittlerweile gibt es ja noch viel mehr Proteinprodukte, die man einsetzen kann, zum Beispiel auch Erbsenprotein, was ja im Sinne der Nachhaltigkeit tatsächlich auch noch besser ist, weil die Erbsen auch hier in Deutschland angebaut werden können."

Gleiches gilt auch für Bohnen- und Getreideproteine, die ebenfalls immer mehr für Fleischersatzprodukte zum Einsatz kommen. Und die Produktpalette wird munter erweitert. Veganer Fisch und veganes Ei seien die neuesten Highlights im tierfreien Kühlregal.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. Mai 2023 | 07:55 Uhr

23 Kommentare

Armin C. am 12.05.2023

Naja, mindestens einen Unterschied gibt es aber schon. Damals war Mangelwirtschaft, und eh die Leute gar nix hatten (jedenfalls die breite Masse)...
- Jetzt dagegen, gibt es scheinbar nichts, was es nicht gibt, man muss es den Leuten nur richtig verklickern, damit die sich gut fühlen von wegen Tierwohl und Klimaschutz usw. und dies mit ernster Miene erklären. Dass die Hersteller und Händler gerne auf diesen Zug aufspringen, (auch schon lange vor der Inflation), um zusätzliche große Profite erzielen zu können, überrascht mich jetzt nicht wirklich. Und die sind um so größer, je minderwertiger die Inhaltsstoffe sind, gesundheitliche Risiken nicht ausgeschlossen, aber egal, bis die nachgewiesen sind...

Denkschnecke am 12.05.2023

Dass Fleisch in Deutschland zu großen Teilen in "Fabriken" produziert wird, die einen ebenso hohen Energie- und Wasserbedarf haben, macht die Sache nicht besser und wird trotzdem von vielen akzeptiert und die Produkte in Massen gekauft.

MDR-Team am 11.05.2023

Dazu ein paar Informationen vom Statistischen Bundesamt:
"Im Jahr 2021 produzierten die Unternehmen hierzulande im Vergleich zum Vorjahr knapp 17,0 % mehr Fleischersatzprodukte, im Vergleich zum Jahr 2019 erhöhte sich die Produktion sogar um 62,2 %, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Im Jahr 2021 wurden 97 900 Tonnen Fleischersatzprodukte produziert, im Vorjahr waren es rund 83 700 Tonnen und zwei Jahre zuvor noch 60 400 Tonnen. Der Wert dieser Produkte erhöhte sich im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um 22,2 % auf 458,2 Millionen Euro (2020: 374,9 Millionen Euro). Im Vergleich zum Jahr 2019 stieg der Wert um 68,0 %. Damals lag er bei 272,8 Millionen Euro. Auch die Zahl der Unternehmen, die in Deutschland produzieren, erhöhte sich von 34 in den Jahren 2019 und 2020 auf 44 im Jahr 2021. "
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/05/PD22_N025_42.html

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