Solarindustrie Subventionen machen chinesische Solarmodule billig
Hauptinhalt
13. Mai 2024, 05:00 Uhr
Die deutsche Solarindustrie liegt im Sterben. Der Tenor: Gegen die Billigkonkurrenz aus China haben deutsche Hersteller keine Chance. Doch warum produzieren die Chinesen so viel billiger? Sind es die Löhne? Ist es die billige Energie? Das will MDR-AKTUELL-Nutzer Bernd Knoth aus Bad Klosterlausnitz wissen und bittet um eine Gegenüberstellung der Produktionskosten für China und Deutschland.
- Bei Rohstoffen und Energie hat die chinesische Solarwirtschaft gegenüber der deutschen einen klaren Standortvorteil.
- Die hohen Preisunterschiede für Solarmodule sind aber vor allem auf staatliche Subventionen zurückzuführen.
- Zuletzt führte dies zu einem Überangebot und zu niedrigen Preisen für Verbraucher.
Wir haben natürlich keine genaue Kalkulation der chinesischen Hersteller. Die Firmen dort lassen auch keine Journalisten in ihre Bücher gucken. Aber trotzdem wissen wir, dass China keineswegs so billig produziert, wie man vielleicht denkt. Beginnen wir mal mit den Lohnkosten. Ich habe dazu mal Robert Händel befragt. Dessen Firma OPES Solar hat Modul-Fertigungsstätten in China und baut in Sachsen eine auf.
Und Robert Händel sagt: "Wenn man voll automatisiert mit einem guten Produkt, dann sind die Kostenunterschiede gar nicht mehr so groß." Aber: Ein guter Automatisierungstechniker in China sei mittlerweile teurer als in Deutschland.
Tatsächlich sind das Teure in der Solarproduktion nicht so sehr die Menschen, sondern die Maschinen, die Rohstoffe und die Energie. Bei Rohstoffen und Energie hat China tatsächlich einen Vorteil. Die Rohstoffe kommen oft von dort und Energie ist in China auch günstiger. Trotzdem macht das unterm Strich weniger aus als man denkt. Es gibt eine Studie von McKinsey: Die Unternehmensberater haben die reinen Produktionskosten von Solarmodulen in den USA, in der EU und China mal geschätzt. Und das Ergebnis: China kann so einem Modul vielleicht 20 bis 25 Prozent günstiger herstellen als Europa oder die USA.
Vor allem staatliche Subventionen senken chinesische Preise
Nun hört man aber immer wieder, dass chinesische Module zum Teil weniger als halb so viel kosten wie europäische. Wie ist das möglich, wenn der Unterschied bei den Produktionskosten gar nicht so hoch ist?
Durch Subventionen. China hat in den vergangenen Jahren mit viel staatlicher Hilfe eine große Solar-Industrie aufgebaut. Es gibt Berichte aus China, wonach in den Provinzen teilweise ganze Fabriken auf Staatskosten hochgezogen wurden. Die meisten Solarfirmen sind in staatlicher Hand oder haben eine staatliche Beteiligung. Und so hat man das Feld planwirtschaftlich massiv ausgebaut.
Der Direktor des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme, Andreas Bett, hat auf diese Entwicklung hier bei MDR Aktuell auch schon vor einem Jahr hingewiesen. Die Rahmenbedingungen seien in China so, dass es beim Strompreis starke Subventionen gebe. Auch bei Investitionen würde es Unterstützung geben, sagte Bett. Und es würden regional "Landflächen und Gebäude kostenlos zur Verfügung gestellt".
Damals, vor einem Jahr, haben viele aber eben noch nicht das Ausmaß des Solar-Ausbaus in China erkannt. Inzwischen heißt es in der Branche: China könne den weltweiten Bedarf an Solarmodulen allein decken. Womöglich sogar noch mehr.
Schnelles Wachstum sorgt für Überproduktion von Solarmodulen
Richtig ist aber auch: Wenn in China so viel subventioniert wird, kann das auf Dauer auch nicht gut für das Land sein. Irgendwo muss das Geld ja auch dort herkommen. In China hat man die Solarindustrie als strategisch wichtige Branche definiert, eine Branche, die künftig weltweit gefragt sein wird. Deshalb ist die Regierung bereit, Geld reinzustecken.
Aber trotzdem haben sich die Chinesen womöglich verkalkuliert. Denn glaubt man Medienberichten stecken viele chinesische Solarhersteller inzwischen in ernsten Schwierigkeiten. Sie bekommen ihre vielen Module nicht los. Denn die Nachfrage ist nicht so schnell gewachsen wie die Fabriken. Zumal die USA mit einem eigenen Förderprogramm sich ebenfalls eine Solarindustrie aufbauen.
Auf einer Branchenmesse in Shanghai ist der Präsident der chinesischen Solarfirma Longi aufgetreten. Der Mann heißt Li Zhenguo. Und er hat dort gesagt: "Mehr als die Hälfte der chinesischen Solarhersteller könnten in den nächsten zwei bis drei Jahren verdrängt werden – aufgrund von Überkapazitäten." Sprich: Ewig können die natürlich auch keine Verluste machen – und gehen dann womöglich pleite.
Verbraucher profitieren von geringen Preisen
Die positive Seite bekommen die Verbraucher zu spüren. Es war zuletzt unglaublich günstig, Solarmodule zu kaufen, weil weltweit zu viel produziert wird. Sollten auch in China Hersteller Pleite gehen, oder andere Länder ihre Dächer mit Solar decken wollen, kann sich das aber wieder ändern.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 13. Mai 2024 | 06:18 Uhr
MDR-Team vor 30 Wochen
Auch über die Subventionen hierzulande wird regelmäßig berichtet:
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/solar-industrie-hilfen-entscheidung-100.html
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/balkonkraftwerk-foerderung-landesregierung-solar-100.html
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/solaranlagen-rekord-foerderung-unklar-haushaltskrise-energiepreise-100.html
Liebe Grüße aus der MDR.de-Redaktion
Thorsten Pfeiffer vor 30 Wochen
So...so öffentliche Subventionen in der Solarbranche in C. unglaublich.
Lieber MDR, Wissen Sie wie hoch die dt. Subventionen zum Aufbau der Solarindustrie in der BRD waren, allein für die Werke in Sachsen-Anhalt und Sachsen und Thüringen, also in Ihrem Sendegebiet? Sie werden auf einen zweistelligen Milliarden Beitrag kommen, der aus verschiedenen europa-. und nationalen Fonds geflossen ist. Also immer erst mal vor der eigenen Tür kehren. Im Gegenteil zur dt. Regierung, der die Förderung für Elektroautos abwürgt, wird hier eine sich stabilisierende , sicher noch reorganisierende Wertschöpfungskette, aufgebaut. Und nicht alle 5 Jahre ein neuer Gaul durch das Dorf getrieben. Dass man mittlerweile solar+speicher preisgünstiger bekommt, ist gut für den Hauseigentümer. Das man so etwas nicht fördert in Dt. mit einer Einspeisungsvergütung zeigt, klar wer beim Strom das sagen hat.
El Toro vor 30 Wochen
Man sieht jetzt eindeutig, dass wir den Subvention-Wettlauf verloren haben. Gut so. Der Bürger und Steuerzahler kann nicht jeden wirtschaftlichen Unsinn finanzieren. Es ist übrigens auch eine Konsequenz gestiegener Stromkosten hier in Deutschland. Da wird den Grünen nicht schmecken. Aber wir retten die Welt dennoch . Ganz sicher doch. Leider ist die Ideologie , wir schaffen Arbeitsplätze mit erneuerbaren Energien, nun absolut nicht mehr wahr. Sie ist gescheitert.