Heizen im Homeoffice
Viele Deutsche arbeiteten in den letzten beiden Jahren pandemiebedingt im Homeoffice. Bildrechte: IMAGO / Westend61

DIW-Wärmemonitor Trotz Pandemie: Deutsche heizten im Homeoffice weniger

26. Oktober 2022, 18:19 Uhr

In den Corona-Jahren 2020 und 2021 haben die Haushalte in Deutschland trotz vermehrter Homeoffice-Arbeit weniger Geld fürs Heizen ausgegeben. Das geht aus dem "Wärmemonitor" des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Darin gibt das Institut auch Aussichten für kommende Heizperioden – und drängt auf langfristige Lösungen.

Dem "Wärmemonitor" des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge ist der Heizenergiebedarf 2020 unter Vernachlässigung der Temperatureffekte um 0,7 Prozent zum Vorjahr gesunken. 2021 gab es eine weitere Abnahme um 1,5 Prozent auf 128,7 Kilowattstunden je Quadratmeter beheizter Wohnfläche. Betrachtet wurden Gas, Heizöl, Fernwärme und Strom.

Die Ausgaben fürs Heizen sanken 2020 dank damals noch niedriger Energiepreise um 3,9 Prozent zum Vorjahr und 2021 noch leicht um 0,7 Prozent. Im Schnitt gaben Haushalte 7,86 Euro je Quadratmeter beheizter Wohnfläche aus. Für die Studie wurden Heizkostenabrechnungen des Energiedienstleisters Ista von rund 250.000 Mehrparteienhäusern hierzulande ausgewertet. Für dieses Jahr sagen die DIW-Forscher indes eine Verdoppelung der Heizkosten oder mehr für Verbraucher voraus.

Energieeffiziente Sanierungen

Der Rückgang beim Heizenergiebedarf in der Pandemie überrasche, sagte DIW-Ökonomin Franziska Schütze. "Schließlich waren über beide Jahre die Menschen aufgrund von Homeoffice, Lockdowns und Kurzarbeit mehr zu Hause." Dank Sanierungen seien Gebäude zunehmend energieeffizient.

DIW erwartet Verdopplung der Gaspreise

Die Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs erhöht nun den Spardruck: Millionen Menschen drohen vor allem wegen der rasant gestiegenen Gaspreise hohe Mehrkosten. Das DIW erwartet, dass sich die Gaspreise von fünf bis sechs Cent je Kilowattstunde 2020 auf etwa zwölf Cent je Kilowattstunde oder noch mehr in diesem Jahr erhöhen. Das treffe Haushalte mit niedrigem Einkommen am stärksten. Schon bei einem Preisanstieg auf 12,5 Cent pro Kilowattstunde, was knapp über dem vorgeschlagenen Niveau der Gaspreisbremse liege, würden die Anteile der Heizkosten an den unteren Einkommen von 6,2 Prozent auf 11,7 Prozent steigen, schreiben die Autoren. Die Neukundentarife bei Energieversorgern hätten im September sogar bei 21,75 Cent pro Kilowattstunde außerhalb der Grundversorgung gelegen.

Gebäudesektor stößt zu viel CO2 aus

Neben kurzfristigen Entlastungen seien nun verstärkt langfristige Investitionen nötig wie energieeffiziente Gebäudesanierungen und Heizungswechsel, vor allem zu erneuerbaren Energien, meint das DIW. Bei den Sanierungen müsse das Tempo auch angesichts der Klimaziele steigen. Die leichten Einsparungen beim Heizenergiebedarf in den beiden vergangenen Pandemiejahren änderten nichts daran, dass der Gebäudesektor weiter zu viel Kohlendioxid ausstoße, schrieben die Forscher.

Um die Klimaziele zu erreichen, müsse Deutschland im Gebäudebereich jährlich rund fünf Millionen Tonnen CO2 sparen, rund vier Prozent der Emissionen 2020. "Wir beobachten jedoch im Jahr 2020 eine Reduktion von nur einem Prozent bei den Mehrfamiliengebäuden."

dpa(amu)

MDR AKTUELL

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 24. Oktober 2022 | 19:30 Uhr

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