Stärkung des Strukturwandels Mitteldeutscher IT-Netzwerker sagt: Herzlich Willkommen Intel!
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17. Juni 2022, 16:08 Uhr
Wenn Intel seine Pforten in Magdeburg öffnet, hoffen viele auf eine wirtschaftliche Sogwirkung, auch überregional. Doch welche Erwartungen haben die Experten vom Branchennetzwerk Cluster IT Mitteldeutschland? Das fragen wir Gerd Neudert, den Geschäftsführer des Wirtschaftsverbandes.
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IT-Cluster Chef Neudert: Ostdeutschland ist attraktiv für Ansiedlungen
"Zunächst möchte ich ganz klar sagen, dass wir das ausdrücklich begrüßen und willkommen heißen", sagte Cluster-Geschäftsführer Gerd Neudert im Interview mit der MDR-Wirtschaftsredaktion. "Wir sehen das als Beleg dafür, dass der Wirtschaftsstandort Ostdeutschland attraktiv ist für Ansiedlungen." Die Hoffnung ist nun groß, dass Intel einen wertvollen Beitrag für die Wirtschaft in der Region liefern wird.
IT-Branche stärkt alle gesellschaftlichen Bereiche
Die IT-Branche ist eine Querschnitts-Industrie, die alle gesellschaftlichen Bereiche stärkt. Positive Effekte habe man schon nach den Ansiedlungen von Dell in Halle oder Siemens in Chemnitz gesehen. "Der Mittelstand wird in Interaktion mit diesen großen Playern treten und die wirtschaftlichen Ökosysteme mitgestalten", ist sich Neudert sicher. "Deshalb sind wir im Gespräch mit weiteren Wirtschaftsakteuren, um gemeinsam auch herauszufinden, welche Bedürfnisse und welche Notwendigkeiten es gibt und welchen Beitrag wir leisten können."
Fachkräfte-Zustrom wird erwartet
Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) ist davon überzeugt, dass die Intel-Ansiedlung eine Sogwirkung entfalten werde. Er rechnet fest mit einem Zustrom von Fachkräften. Gerd Neudert sieht das auch so. Allerdings rechnet er bei Intel direkt gar nicht mit vielen Angeboten für die IT-Branche. "Wir müssen sehen, dass die großen Entwicklungen von Intel nach wie vor in den USA stattfinden. Auf der anderen Seite wird es eine Nachfrage einer Vielzahl von Fachkräften anderer Ausbildungsbereiche geben, wie zum Beispiel Verfahrenstechniker oder auch Innerbetriebliche Logistik."
Neue Jobs im Mittelstand
Aber nicht nur bei Intel direkt werden neue Jobs entstehen, sondern auch im Umfeld des neuen Standortes, hofft Neudert. "Viele Dienstleister, die dort mit in die Wertschöpfungskette eingebunden sind und später noch eingebunden werden, werden natürlich auch IT-Fachkräfte brauchen."
Landesregierung soll in Informatikausbildung investieren
Es muss in die Ausbildung investiert werden. Laut Neudert bestehe dringender Investitionsbedarf in die Informatikausbildung an Sachsen-Anhalts Hochschulen, die in der Vergangenheit immer wieder gekürzt und heruntergefahren wurde. "Runterfahren der Informatikausbildung ist definitiv das falsche Zeichen. Das ist auch losgelöst von der Intel-Ansiedlung so. In manch einem der größeren Unternehmen sind IT-Abteilungen größer als ein klassischer Mittelständler."
Intel Magdeburg: "Nur" Produktion oder auch Forschung?
Bleibt die Frage, ob Magdeburg nur eine sogenannte "verlängerte Werkbank" des US-Unternehmens sein soll – hier also "nur" produziert aber nicht geforscht wird. "Nach unserer Einschätzung wird Intel Magdeburg zunächst ein Produktionsstandort sein." Trotzdem ist der IT-Branchennetzwerkchef zuversichtlich, dass sich das im Laufe der Zeit ändern wird. "Das wird nicht mit dem Produktionsbeginn in wenigen Jahren der Fall sein. Das wird ein Prozess des Wachsens am Standort."
Das Interview führte Wolfgang Brinkschulte, MDR-Wirtschaftsexperte.
MDR-Wirtschaftsredaktion
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 17. Juni 2022 | 11:00 Uhr