Günstiger Nahverkehr Mehr als 90.000 Nutzer: Deutschlandticket in Mitteldeutschland gut nachgefragt

09. Mai 2023, 20:22 Uhr

Auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nutzen viele Menschen das neue Deutschlandticket. Der MDV freut sich über eine hohe Nachfrage. Bundesweit haben wenige Tage nach Start rund sieben Millionen Menschen ein Abo für den günstigen Nahverkehr abgeschlossen.

Im Bereich des Mitteldeutschem Verkehrsverbundes (MDV) ist das Deutschlandticket bislang gut nachgefragt. Nach MDV-Angaben vom Dienstag nutzen es seit Anfang Mai mehr als 90.000 Menschen, nach erster Schätzung sei die Zahl der vertragsgebundenen Nutzer - Abo, Job- oder Semesterticket - um mehr als 15 Prozent gewachsen. Ob neue Kunden durch das D-Ticket gewonnen werden könnten, werde sich erst im Laufe des Jahres durch eine bundesweite Marktforschung ermitteln lassen, hieß es.

MDV-Geschäftsführer Lehmann fordert Ausgleich der Mindereinnahmen auch ab 2024

Den 13 Verkehrsunternehmen im MDV sei es gelungen, die Nutzung des D-Tickets schnell möglich zu machen, lobte Geschäftsführer Steffen Lehmann. Er forderte zugleich die Zusage zum vollständigen Ausgleich der Mindereinnahmen auch ab Januar 2024, wobei die Länder im Bundesrat Unterstützung grundsätzlich zugesagt hätten. Zudem gebe es wegen starker Kostensteigerung in der Branche zusätzlichen unvorhergesehenen Finanzierungsbedarf unabhängig vom D-Ticket, dieser sei nicht allein durch die Kommunen und Nahverkehrsunternehmen leistbar.

Sieben Millionen Abonnenten bundesweit

Bundesweit haben nach Branchenangaben rund sieben Millionen Menschen inzwischen ein Abo für das neue Deutschlandticket abgeschlossen. Darunter sind etwa zwei Millionen Menschen, die vor der Einführung noch kein Abo für den öffentlichen Personenverkehr hatten, wie der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) am Dienstag mitteilte.

Das Deutschlandticket für 49 Euro im Monat gilt seit dem 1. Mai. Es berechtigt bundesweit zur Fahrt in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs. Das Ticket ist als Abonnement gedacht, aber monatlich kündbar. Es ist in der Regel nicht übertragbar. Das Ticket kann als Jobticket gekauft werden, wenn der Arbeitgeber mindestens 25 Prozent des Preises übernimmt.

dpa (mze)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. Mai 2023 | 19:00 Uhr

3 Kommentare

kleinerfrontkaempfer am 10.05.2023

Erstmal ist das Paket ein Gewinn für die Bürger.
Wird aber nicht so bleiben wie die WIWO schreibt:
Auf den zweiten Blick allerdings bleibt es entgegen des Minister-Versprechens durchaus „kompliziert und anstrengend“. Denn trotz des einen Tickets und des einen Tarifs: Im Hintergrund existiert das vielverspottete „Heilige Römische Reich des deutschen ÖPNV“ weiter – und könnte auch diesen großen Aufbruch noch verhindern.
Dazu gehören 27 Aufgabenträger, unter denen sich wiederum 75 Verkehrsverbünde und 450 Verkehrsunternehmen tummeln. Ein Wust an lokalen Mächtigen, die einen Dschungel an eigenen Tarifsystemen,Einzelausschreibungen, Extrawünschen und teuren Verwaltungen in ihrem Revier regieren. Die auch ihre Goldtruhen mit allen Mitteln verteidigen. Anders ausgedrückt: Trotz des neuen Tickets und geklärter Bund-Länder-Finanzierung scheinen weitere Verteilungskämpfe nur eine Frage der Zeit. Schon jetzt befürchten Beobachter, dass der Preis von 49-Euro bald nach oben korrigiert werden muss.

NochJemand am 10.05.2023

Die Verkehrsunternehmen haben ihre Preise sorgsam ausgeklügelt. Den Löwenanteil zahlt normalerweise die Kommune oder der Verbund mehrerer Kommunen, der Fahrpreis ist nur ein Beitrag. Kostendeckend oder gar gewinnbringend sind die Ticketpreise nicht. Und weil die Kommunen immer unter Geldnot leiden, wird ab und zu auch mal etwas eingekürzt oder abgeschafft. Das trifft dann den Auftragnehmer (Verkehrsbetreiber) und er muss neu kalkulieren.
Das wird jetzt alles über den Haufen geworfen. Durch den Zwang, den Pauschalpreis von 49 Euro anzusetzen, haben die Verkehrsunternehmen keinen Kalkulationsspielraum mehr. Die Kommunen haben aber kein Geld, um Defizite auszugleichen, der Bund wird auf Dauer nicht dafür herhalten wollen/können. Somit bleibt nur, das Angebot der Bezahlung anzupassen.
Wenn im Dorf der Bus nicht mehr alle Stunde fährt, sondern nur noch viermal am Tag und am Wochenende gar nicht, dann werden die Meisten ihre 49-Euro-Abos kündigen. Und wieder ins Auto steigen, notgedrungen.

milbe am 10.05.2023

Wie steht der 49€-Pass im Vergleich zu einem Schwerbeschädigtenausweis? Wer schwerbeschädigt ist und den Ausweis dazu hat, kann die gleichen Züge und andere Verkehrsmittell nutzen und die gleichen anderen Verkehrsmittel (z. B. ICE) ohne separater Fahrkarte nicht.
Gibt es andere Unterschiede zu den Beförderungsrechten?
Hat es einen Sinn, ein 49€-Pass zu kaufen, wenn man einen Schwerbeschädigtenausweis hat?

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