Eine Frau mit einer Einkaufstasche des Discounters Action
In Krisenzeiten boomt die Branche der Non-Food-Discounter wie Action und Woolworth. Bildrechte: imago images/Michael Gstettenbauer

Konsumforschung Billiganbieter in Deutschland boomen – nicht nur bei Lebensmitteln

01. November 2023, 15:00 Uhr

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten halten die Deutschen ihr Geld zusammen. Die Kauflust ist nach Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung so gering wie seit 15 Jahren nicht mehr. Der Handel befürchtet auf breiter Front Umsatzrückgänge. Eine Branche aber frohlockt: die Discounter. Wer billig anbietet, kann sich über steigende Kundenzahlen freuen. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten halten die Deutschen ihr Geld zusammen.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
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Wer die Riesaer Straße in Leipzig Engelsdorf stadtauswärts läuft, wähnt sich auf dem Weg ins Nirgendwo. Kaum vorstellbar, dass hier noch was Interessantes kommt. Doch am Stadtrand hat einer der am schnellsten wachsenden Händler Europas eine Filiale eröffnet.

Bastelmaterialien und Zahnpasta: Non-Food-Discounter bieten breites Sortiment

Der Action Discount aus Holland. Ein Flachbau. Schlichte Einrichtung. In den eng bepackten Regalen: alles und nichts. Kosmetik, Kleidung, Plüschtiere.

Das Publikum ist bunt gemischt. "Naja, ich kaufe hier sehr gerne ein, weil es günstige Bastelmaterialien für die Kinder gibt", sagt eine Kundin: "Ich habe Zahnpasta gekauft, weil die preiswert ist und Seife. Wir sind hier zum Stöbern, sage ich mal so. Wir wohnen hier nicht weit weg und das ist ein gutes Ziel, mal kurz rauszugehen. Weil es gute Ware zu einem günstigen Preis ist. Und ich finde immer was, und das ist das Schlimme."

Markt für Non-Food-Discounter sehr erfolgreich

Action bietet in seinen Läden nur 6.000 Produkte an, ein Viertel davon für weniger als einen Euro. Mit dem Discount-Konzept haben die Holländer zuletzt 1,2 Milliarden Euro operativen Gewinn gemacht. Ein Zuwachs von 46 Prozent. Auch andere Billig-Ketten boomen. Zum Beispiel Woolworth.

Man eröffne in diesem Geschäftsjahr 120 neue Filialen, sagt Sprecher Roland Rissel: "Grundsätzlich kann man sagen, dass der Markt für Non-Food-Discounter ein sehr erfolgreicher geworden ist. Während Mitbewerber, die im höheren Segment angesiedelt sind, zunehmend Probleme mit der Preisgestaltung bekommen, sind Discounter im klaren Vorteil, was das Preis-Leistung-Verhältnis angeht. Und das wird bei der Kundschaft, gerade in Krisenzeiten, honoriert, Gutes zu günstigen Preisen anbieten zu können."

Eine Talkrunde 60 min
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Woolworth hat Discount mal erfunden. 1879 eröffnete Frank Woolworth seinen ersten 5-Cent-Laden im US-Bundesstaat New York. Allerdings ging die Kette zweimal pleite. Seit 2010 gehören die deutschen Filialen einer GmbH in Unna.

Woolworth-Sprecher Rissel sagt: "Die alte Woolworth hatte ein sehr umfangreiches Sortiment. Ohne klare Fokussierung. Wir haben zwar immer noch ein sehr breites Sortiment, haben aber trotzdem die Artikelanzahl deutlich reduziert. Von knapp 26.000 Artikeln, die es damals in der alten Woolworth gab auf 10.000 im neuen Sortiment. Wir haben uns sehr auf den Non-Food-Anteil konzentriert."

Ökonom: Erfolg der Discounter beruht auf Effizienz

Der Erfolg der Discounter beruht auf Effizienz. Und die Billig-Konzepte treffen in Deutschland auch außerhalb von Krisenzeiten auf ein dankbares Publikum, sagt Erik Maier von der Handelshochschule Leipzig (HHL):

"'Geiz ist geil' ist ja so eine deutsche Einkaufsmentalität. Man hat das ja auch gesehen bei der Diskussion über den Russen-Discounter Mere. Wo die Leute auch in Scharen hingerannt sind, weil es eben das Versprechen gab, besonders günstig zu sein. Das scheint etwas zu sein, was in Deutschland besonders funktioniert."

Nicht alle Discounter profitieren

Allerdings profitieren nicht alle. Die Platzhirsche im Gemischtwaren-Discount sind Action, Woolworth und Tedi. Andere Ketten wie MacGeiz, Kodi oder Pfennigpfeifer, so Maier, stünden weniger gut da:

"Wir sehen, dass vor allem kleinere Nonfood-Discounter, die vielleicht nicht eine so große Einkaufsmacht haben. Die nicht ganz so effizient geführt sind oder ihre Flächen nicht so gut aufbauen, dass die Probleme bekommen. Wo wir also Zusammenschlüsse haben. Und da sehen wir, dass der Markt sich aufteilt unter großen Spielern."

Erfolgreich sind vor allem Große, die den schmalen Grat zum Ramschladen-Image nicht überschreiten. Auf einen Online-Shop verzichten übrigens fast alle der Ketten. Wer es billig will, muss persönlich kommen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 01. November 2023 | 06:18 Uhr

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