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Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident warnt vor einer Gefährdung des Industriestandortes. Grund seien die hohen Energiepreise und Arbeitskosten. Viele Unternehmen würden sich mit Investitionen zurückhalten.

MDR SACHSEN-ANHALT Mi 09.10.2024 17:00Uhr 00:43 min

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"Verhängnisvoller Mix" Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident: Industriestandort in Gefahr

11. Oktober 2024, 12:50 Uhr

In Sachsen-Anhalt warnt Arbeitgeberpräsident Marco Langhof vor einer Gefährdung des Industriestandorts aufgrund hoher Energiepreise, Arbeitskosten und sinkender Globalisierung. Viele Unternehmen zögern bei Investitionen, was den Arbeitsmarkt belasten könnte. Wirtschaftsminister Sven Schulze sieht vor allem die chemische Industrie gefährdet und fordert eine weniger regulierte Wirtschaftspolitik.

Der Arbeitgeberpräsident in Sachsen-Anhalt, Marco Langhof, sieht den Industriestandort im Land in Gefahr. Im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT sagte Langhof, Deutschland steige ab, während die Volkswirtschaften in ganz Europa auf Wachstumskurs seien.

Energiepreise als Problem

Als Ursache sieht er einen "verhängnisvollen Mix aus viel zu hohen Energiepreisen, hohen Arbeitskosten und einer zurückgehenden Globalisierung." Bei Sachsen-Anhalts Unternehmen sei die Stimmung am Boden. Viele würden zum Beispiel bei Investitionen abwarten. So würden etwa im IT -Bereich Digitalisierungsprojekte zurückgestellt und Stellen nicht neu besetzt. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis das auf den Arbeitsmarkt durchschlage und es tatsächlich mehr Arbeitslose gebe.

Marco Langhof, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der IT- und Multimediaindustrie Sachsen-Anhalt e.V., während der Gespräche des ZVEI Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. zu den Potenzialen der Digitalisierung im ländlichen Raum.
Sorgt sich um den Industriestandort: Marco Langhof (Archivfoto) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Peter Gercke

Ohne vernünftige Energiepreise werde man die Wirtschaft in Deutschland nicht halten können und den Industriestandort am Ende verlieren. Auch der Netzausbau macht die Energiepreise nach Langhofs Ansicht in Deutschland so teuer.

Wirtschaftsminister sieht Gefahr für chemische Industrie

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) sieht vor allem die chemische Industrie im Land gefährdet. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Gas- und Ölpreise seien nach wie vor so hoch, dass die hier gefertigten Produkte zum Teil nicht wettbewerbsfähig seien. Er mache sich große Sorgen auch um das Land Sachsen-Anhalt.

Schulze sieht die Wirtschaftspolitik in Berlin als einen Grund für die derzeitige Lage. Die Regierung müsse sich etwa mit Brüssel auseinandersetzen, um beim Thema Klimaneutralität das Tempo herauszunehmen.

Deutschland und Europa stünden etwa in einem Abhängigkeitsverhältnis zu den USA, China oder Indien. Man sei nicht allein auf dieser Welt, so der Landeswirtschaftsminister. Man brauche eine Wirtschaftspolitik, die weniger auf Verbote und Regulierung setze und generell ein Umdenken. "Ich habe aber wenig Hoffnung, dass dies mit der aktuellen Bundesregierung und Wirtschaftsminister Robert Habeck so möglich ist."

Bund setzt auf Steuererleichterungen und vergünstigte Preise

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte am Mittwoch mitgeteilt, mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr zu rechnen. Im Frühjahr war die Bundesregierung noch von einem leichten Plus des Bruttoinlandsprodukts von 0,3 Prozent ausgegangen. Grund ist demnach vor allem Unsicherheit bei Unternehmen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kündigte an, die Bundesregierung setze auf ihr Wachstumspaket. Es sieht unter anderem Steuererleichterungen und vergünstigte Strompreise vor.

Allerdings müssten auch die Bundesländer ihren Beitrag leisten, betonte Habeck. In der Bundesregierung wird befürchtet, dass die Länder eine Reihe Maßnahmen im Bundesrat blockieren, weil sie dadurch weniger Steuern einnehmen würden.

MDR (Jochen Müller, Karin Roxer, Moritz Arand) | Erstmals veröffentlicht am 9.10.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. Oktober 2024 | 13:00 Uhr

46 Kommentare

Shantuma vor 20 Wochen

"Es sieht unter anderem Steuererleichterungen und vergünstigte Strompreise vor."

Die Kosten dafür trägt dann der Steuerzahler und sonstige Stromverbraucher. Denn kein Stromkonzern wird auf Gewinne verzichten, nicht einmal für den Klimawandel.

D.h. man entzieht dem Binnenmarkt Kaufkraft. Was passiert wohl dadurch?
Es ändert sich nichts! Ganz im Gegenteil, da nun einige Großbetriebe die Segel streichen sind dann als nächstes die kleineren Betriebe dran, z.B. Handwerker. Diese ziehen dann ihre Preise an, der Kunde wird dann eine Kaufaufschub machen, dadurch bekommen die größeren Unternehmen weniger Umsatz und naja ... Habeck halt.

Entscheidener wäre es Geld aus den Bereichen zu holen die vom Finanzmarkt leben. Leute mit riesigen Vermögen und Einkommen. Denn diese Personen konsumieren nicht genug, was auch nachweislich bewiesen ist. Dadurch findet eine Besitzakkumulation statt und diese schwächt die Wirtschaft ab.

pwsksk vor 20 Wochen

@Ralf, wie kommen sie bei den Aussagen von Merz, mit den Grünen zu koalieren, darauf, das die CDU eine andere Politik als unter Merkel betreiben wird?

Shantuma vor 20 Wochen

Thommi Tulpe:
"Auch mit Leugnen des Klimawandels, Verschwörungstheorien, Hass und Hetze machen zu viele Leute auch sehr sehr viel "Kohle". Auch diese "Arbeit" schöpft keine Werte - das Gegenteil ist der Fall, zumindest gesellschaftspolitisch."

Dies muss so nicht stimmen, auch solche Personen können werterhaltend sein. Denn sie stoppen ggf. falsche Entscheidungen, welche Werte vernichten würden.

Aber Sie sind für Logik leider nicht empfänglich, sonst würden Sie diese von Ihnen verwendeten Worte ggf. auch mal neutral betrachten. So wie ich es für eine logische Analyse tue.

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