Ein Intercity steht an einem Bahnsteig
Zwei ihrer Ziele, Rostock-Warnemünde und Berlin, werden die IC-Züge vorübergehend weniger anfahren. Bildrechte: imago images/Rüdiger Wölk

Einschränkungen Gestrichene IC-Verbindungen: Fahrgastverband spricht von "Katastrophe"

27. Januar 2023, 12:20 Uhr

Die Fernzug-Anbindung Richtung Ostsee und Brandenburg ist in Sachsen-Anhalt ohnehin nicht üppig. Nun hat die Deutsche Bahn die meisten dieser IC-Verbindungen kurzfristig gestrichen. Wegen Engpässen im Schienennetz, so das Unternehmen, fallen die Züge bis Ende März aus. Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht einen Rückschlag für die Anbindung Magdeburgs.

Der Fahrgastverband Pro Bahn hat die gestrichenen Fernverkehrsverbindungen für Magdeburg als herben Rückschlag gewertet. Landesreferent Tom Bruchholz sagte MDR SACHSEN-ANHALT, das Land habe lange für den täglichen Intercity-Zug Magdeburg-Stendal-Rostock gekämpft. Die Fahrgastzahlen seien kontinuierlich gestiegen. Ein verlässliches Angebot sei für Fahrgäste wichtig und auch für neue Kunden. "Das ist eine Katastrophe", so Bruchholz mit Blick auf die Entscheidung der Bahn.

Rotstift bei ohnehin seltenen Verbindungen

Die Deutsche Bahn hatte Ende Januar mehrere tägliche IC-Verbindungen für Magdeburg und Stendal vorübergehend aus dem Fahrplan genommen. Als Grund nannte eine DB-Sprecherin Engpässe im Schienennetz sowie zahlreiche Baustellen. Bis Ende März entfallen die täglichen IC-Reisezüge zwischen Magdeburg, Stendal und Rostock sowie ein Zugpaar zwischen Magdeburg und Berlin.

Bis Dezember 2022 gab es über Jahre nur eine tägliche IC-Verbindung zwischen Magdeburg und Berlin. Dann wurde ein zweites Zugpaar eingesetzt, welches nun wieder entfällt. Die IC-Züge zwischen Magdeburg und Rostock waren erst seit Ende 2021 fahrplanmäßig täglich im Einsatz, zuvor nur saisonal beziehungsweise am Wochenende.

An die Ostsee nur mit Umstieg

Reisende, die bereits Fahrscheine für diese Züge gebucht haben, können laut Bahn kostenfrei umbuchen. Für die meisten Züge gebe es "zeitnah gute Alternativen", teilte das Unternehmen mit. Zwischen Rostock und Stendal beziehungsweise Magdeburg waren die gestrichenen Intercitys allerdings die einzigen Direktverbindungen pro Tag. Mit Umstieg, auch auf Regionalzüge, brauchen Reisende hier mindestens eine Stunde länger. Zwischen Magdeburg und Berlin gibt es stündlich direkte Regionalzüge. Sie sind 20 Minuten länger unterwegs als der IC.

Welche Rechte haben Fahrgäste? • Ändert sich der Fahrplan für ein gebuchtes Ticket, können Reisende den Rücktritt vom Beförderungsvertrag erklären. Anders als bei einer Stornierung, fallen in diesem Fall keine Gebühren an.

• Tickets für Fernzüge können auch im Nahverkehr genutzt werden. Dies gilt allerdings nicht bei Sparpreisen – es sei denn, die gebuchten IC-Züge fallen aus. Dann ist die Zugbindung aufgehoben und das Ticket flexibel am Reisetag nutzbar.

• Zusätzlich gelten Fahrgastrechte im Eisenbahnverkehr: Wenn Reisende wegen eines Ausfalls oder einer Verspätung ihr Ziel mindestens 60 Minuten später als geplant erreichen, erhalten sie 25 Prozent des Fahrpreises zurück. Ab 120 Minuten sind es 50 Prozent.

Betroffen sind die IC-Züge 2238 "Warnow" und 2239 "Warnow" der IC-Linie 56. Sie fallen komplett aus. Die IC-Züge 2431 "Borkum" und 2432 "Ostfriesland" werden über Halle und Leipzig umgeleitet.

IC-Züge mit Namen Alle vier betroffenen Züge gehören zu den rund 50 Intercitys in Deutschland, die zusätzlich zu ihrer Zugnummer einen Zugnamen besitzen. Dieser hat auf den Betrieb keine Auswirkung, ist aber im Fahrplan sowie auf einigen Anzeigen abgebildet. Die Namen sind angelehnt an die jeweiligen Reiseziele oder Landschaften, die die Züge durchqueren. So wird es auch bei ICE-Zügen gehandhabt. Bis zum schweren Zugunglück von Eschede, bei dem der ICE 884 "Wilhelm Conrad Röntgen" entgleiste, trugen einzelne Fernzugverbindungen in Deutschland auch die Namen von Persönlichkeiten.

MDR (André Plaul) | Zuerst veröffentlicht am 26. Januar 2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Januar 2023 | 07:00 Uhr

8 Kommentare

Nelke am 26.01.2023

Das in jahrzehntelanger Arbeit aufgebaute System Bahn wurde dem Profit und dem Bedarf an der Akkumulation echter (Sach)werte geopfert, Nun wandern Milliarden Euro an private Bahndienstleister und die Bahnvorstände sind gut bezahlt. Wie hoch waren eigentlich die Kosten für die Umwandlung der Deutschen Bundesbahn in den DB-Konzern mit allen Kosten für Anwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Notarkosten, Kosten der Bilanzerstellung incl. der kleinen Wirtschaftsabenteuer des Konzerns mit Kauf und Wiederverkauf von Anteilen an Logistikunternehmen, Speditionen, ausländischen Bahnen usw. ? Schon der Dokflim "Bahn unterm Hammer" thematisierte diese Wertevernichtung vor etwa 15 Jahren. Nun ist Erntezeit und die Ernte fällt reich aus- Zugverbindungen abgeschafft, Verspätungen und Ausfälle wie nie, Streckensperrungen und vieles mehr. Es ist und bleibt ein Abenteuer, ob Berufsverkehr oder Urlaubsreise.

Ein Dorfjunge am 26.01.2023

Das Ganze mag nun unschön sein, gerade in diesen Zeiten wo es eigentlich das Ziel sein sollte mehr Menschen von der Bahn zu überzeugen, so ist dies dennoch für mich eher eine Meldung die ehrlich gesagt kaum einen Aufreger wert ist.

Viele Jahre verkehrte der IC "Warnow" nur in den Sommermonaten von Magdeburg nach Warnemünde, erst seit einem Jahr (es können aber auch zwei sein) wurde diese Verbindung auch in den Winterfahrplan aufgenommen. Nun also alles so wie es sonst auch immer.
Der IC von und nach Berlin lief seit Jahrzehnten nur als Alibi-IC und dürfte vor allen für Potsdam und Brandenburg von Nachteil sein, denn dadurch verlieren die beiden den Fernverkehrshalt, für Magdeburg ist dieser IC bedeutungslos.

Also selbst wenn die paar Züge fahren würden, so bliebe die Anbindung Magdeburgs an die weite Welt dennoch mehr als mangelhaft.
Bis vor paar Jahren waren noch die Alpen umsteigefrei erreichbar, selbst Paris ließ sich noch in den 90er Jahren von MD aus besuchen.

MDR-Team am 26.01.2023

Hallo Kundy,
vielen Dank für deinen Hinweis und das Anliegen!
Wir haben ihn den zuständigen Kolleginnen und Kollegen weitergeleitet.
Liebe Grüße aus der Redaktion

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