95 Jahre Bahn-Werk in Dessau Reparatur-Werkstatt der Deutschen Bahn feiert Jubiläum
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01. September 2024, 13:56 Uhr
Das traditionsreiche Bahn-Werk in Dessau feiert ein stolzes Jubiläum. Seit 95 Jahren werden am Standort Schienenfahrzeuge repariert und instandgesetzt. Das Werk gehört mit 1.500 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern der Stadt. Auch Tino Groschupf ist hier tätig – und dem Betrieb seit 40 Jahren treu.
- Seit 95 Jahren werden in Züge repariert und instandgesetzt. Tino Groschupf ist seit 40 Jahren Teil des Bahnwerks.
- Angefangen als Elektromonteur ist er heute Produktionsleiter für den Bereich Lokomotive, ICE und Drehgestelle.
- Loks aus ganz Europa werden in Dessau wieder auf Vordermann gebracht – meist unter Termindruck.
Die riesige Werkhalle auf dem Dessauer Bahngelände ist sein zweites zu Hause. Hier hat Tino Groschupf einst seine Ausbildung begonnen. 40 Jahre ist das nun her. "Damals sah die Halle noch relativ dunkel aus, nicht so sauber und freundlich wie heute", erinnert sich der Eisenbahner. "Wir hatten noch ganz viel mit Schmierstoffen zu tun, wir haben ja auch noch Diesellokomotiven gemacht."
RAW, Reichsbahnausbesserungswerk, so hieß der Betrieb in Dessau einst. "Die Arbeit war körperlich hart, so moderne Hilfsmittel wie Kran- und Hub-Anlagen gab es nicht", sagt Groschupf. Und zu DDR-Zeiten war auch Erfindergeist gefragt. Wenn mal wieder Ersatzteile fehlten, habe man oft auch improvisieren müssen und aus zweien dann eins gemacht, erzählt der Dessauer.
Vom Elektromonteur zum Produktionsleiter
Lang ist das her. Viel hat sich verändert. Auch für Groschupf. Er hat im Bahnwerk viele Stationen durchlaufen. Angefangen als Elektromonteur, dann Vorarbeiter. Es folgen Meisterausbildung und ein Fernstudium. Heute ist der 56-Jährige Produktionsleiter für den Bereich Lokomotive, ICE und Drehgestelle. "Das Bahnwerk ist wie eine Autowerkstatt, jedoch viel größer dimensioniert für E-Lokomotiven."
Dutzende Loks werden hier gleichzeitig gewartet. Vom Güter- bis zum Personenverkehr. Insgesamt etwa 300 Stück pro Jahr. "Sie werden hier komplett auseinandergenommen, das sind jeweils gut 60 Komponententeile, die wir ausbauen, von großen Haupttransformatoren bis zum kleinsten Schalter", erklärt Tino Groschupf.
Arbeit unter Termindruck
Alle paar Jahre werden Verschleißteile ausgetauscht, Schäden behoben, sicherheitsrelevante Systeme erneuert. Unter Termindruck. Die Eisenbahnunternehmen wollen ihre Fahrzeuge schnellstmöglich wiedereinsetzen.
Zwischen zwei und vier Wochen dauert die Reparatur einer Lok, bevor alles wieder gecheckt ist, ähnlich wie ein TÜV beim Auto. Und wenn der Kunde es wünscht, bekommt die Lok auch gleich noch einen neuen Anstrich verpasst. "Sorgfalt ist oberstes Gebot", sagt Groschupf. So eine Lok kostet schließlich einige Millionen.
Lokomotiven aus ganz Europa kommen nach Dessau
Vom ICE-Triebkopf bis zur Oldtimer-E-Lok wird in Dessau alles instandgesetzt. "Wir können hier alle gängigen europäischen Stromsysteme bedienen", beschreibt Werkleiter Leif Eisenheim die Vorzüge. Eisenbahnunternehmen vom ganzen Kontinent schicken daher ihre Lokomotiven zur Reparatur nach Dessau. Aus Italien, aus Frankreich und aus der Schweiz. Aus den Benelux-Ländern und Skandinavien.
"Was das Werk wirklich auszeichne, ist eine sehr hohe Fertigungstiefe. Lokomotiven machen ungefähr 30 Prozent aus, 70 Prozent sind Komponenten", sagt der Chef von 1.500 Mitarbeitern im Dessauer Bahnwerk. Darunter Tino Groschupf, ein echter Eisenbahner. Es sind vor allem die älteren Modelle, die die Augen des 56-Jährigen heute zum Leuchten bringen. "Da ist so ein Schätzchen", sagt der Dessauer und deutet auf ein besonderes Schienenfahrzeug in der Werkhalle. "Das ist die 212 001, das ist die Standartbaureihe in der DDR, gebaut im LEW Henningsdorf, mit dem Fahrzeug bin ich als Lehrling groß geworden". Inzwischen ist das 40 Jahre her.
MDR (Martin Krause,Cornelia Winkler)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 31. August 2024 | 19:00 Uhr