Heraeus-Werk Fabrik in Bitterfeld-Wolfen sorgt weltweit für schnelles Internet
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05. Juni 2024, 10:32 Uhr
Mit Hochgeschwindigkeit im Internet surfen – dafür wird das Datennetz weltweit ausgebaut. Den Rohstoff für die Glasfaserkabel liefert ein Unternehmen aus dem Kreis Anhalt-Bitterfeld. Im Heraeus-Werk in Bitterfeld-Wolfen wird hochreines Quarzglas hergestellt.
- Das Heraeus-Werk in Bitterfeld-Wolfen stellt hochreines Quarzglas her, das weltweit für den Ausbau der Glasfaserleitungen benötigt wird.
- Das Unternehmen hat sich vor mehr als 30 Jahren bewusst für den Standort im Ortsteil Greppin entschieden, auch wenn es jetzt mit hohen Energiekosten zu kämpfen hat.
- Das Quarzglas geht vor allem in die USA und nach China, allerdings wenig nach Europa, das beim Glasfaser-Ausbau hinterherhinkt.
Mit einem Knopfdruck setzt Jens Rückwart die Maschine in Gang. Durch eine Scheibe kann er die Vorgänge im Inneren genau verfolgen: "Die Schleifscheibe fährt langsam heran, der Zylinder sieht noch unförmig aus wie ein Baumkuchen", sagt der Quarzglas-Schleifer. Der "Baumkuchen" ist drei Meter lang und hat einen Außendurchmesser von 20 Zentimetern. Er wird nun abgeschliffen und in Form gebracht. "Die Oberfläche der Zylinder muss glatt sein, wenn daraus später die hauchdünnen Glasfasern gezogen werden".
Quarzglas-Zylinder liefert 7.000 Kilometer Glasfaserkabel
Etwa zwei Stunden dauert allein der Schleif-Vorgang. Ein Quarzglas-Zylinder wiegt 200 Kilogramm und kostet etwa so viel wie ein Kleinwagen. "Aus einem Zylinder können etwa 7.000 Kilometer Fasern gewonnen werden", erklärt Thomas Krause, der das Heraeus-Werk in Bitterfeld-Wolfen leitet. Mehr als 10.000 Quarzglas-Zylinder werden hier pro Jahr hergestellt. "Wir sind eines der größten Werke weltweit", sagt Krause. Heraeus liefert etwa 20 Prozent der Weltjahresproduktion.
Das Quarzglas muss hochrein sein. Ein Großteil der Produktion darf daher wie ein Operationssaal nur in Schutzkleidung betreten werden. Dort wird aus reinem Siliziumdioxid dann Quarzglas gewonnen. "Wenn man in die Ferne schaut, sieht man bei klarem Himmel einen Berg in 50 Kilometern wunderbar, bei unserem Quarzglas könnte man 1.000 Kilometer durchschauen und würde immer noch alles erkennen", beschreibt der Werkleiter. Die Reinheit sei nötig, so Krause, denn bei Glasfaserkabeln erfolge die Übertragung der Daten durch Licht-Impulse.
Werk besteht seit 1993
Das Werk am Chemiestandort in Bitterfeld-Wolfen gibt es seit 1993. "Die Leute hier können umgehen mit Chlor. Fachkräfte waren da, daher hat Heraeus entschieden, hier das Werk zu bauen", sagt Thomas Krause. Derzeit sind 400 Mitarbeiter beschäftigt. Die Produktion im Ortsteil Greppin läuft rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Die riesigen Anlagen in den Werkhallen verbrauchen so viel Strom wie eine Kleinstadt, erzählt der Betriebsleiter.
Die gestiegenen Energiekosten machen Heraeus daher zu schaffen. Das Unternehmen bekommt zudem zunehmend Konkurrenz aus Asien. "Wir brauchen einen fairen Wettbewerb, um den Produktionsstandort Deutschland zu sichern", so Krause. Ein Hilferuf an die Politik.
Abnehmer in den USA und China
Der Bedarf an Quarzglas ist noch immer riesig. Pro Jahr werden rund um den Globus 500 Millionen Faser-Kilometer verlegt, erklärt der Werkleiter: "Wir verkaufen das Material in alle Welt." Die Glaszylinder werden auf dem Gelände in Containern verpackt und auf Lastkraftwagen verladen, dann weiter per Schiff oder Flugzeug transportiert. "Wir produzieren vor allem für US-amerikanische und chinesische Kunden. Das sind unsere größten Abnehmer", sagt Krause.
Vergleichsweise wenig Material liefert Heraeus für den deutschen beziehungsweise europäischen Markt. Laut Werkleiter Krause hinkt der Glasfaser-Ausbau auf dem Kontinent noch immer hinterher.
MDR (Martin Krause, Oliver Leiste)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wir wir | 30. Mai 2024 | 17:30 Uhr