Einsparungen Unternehmen reagieren auf Gas-Knappheit
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Unternehmen in Sachsen-Anhalt versuchen Gas einzusparen. Bei den Hallenbädern in Halle wird die Wassertemperatur gesenkt, die Bad Schmiedeberger Kurgesellschaft könnte ein ganzes Maßnahmen-Paket realisieren. Manche Unternehmen können die von Energieminister Armin Willingmann (SPD) geforderten Einsparungen aber nicht umsetzen.

- Die Kurgesellschaft Bad Schmiedeberg im Lankreis Wittenberg prüft Energiesparmaßnahmen wegen der Energiekrise.
- In Halle hat das Saline-Hallenbad frühzeitig geschlossen, weil das Becken mit Gas geheizt wird.
- Energieminister Armin Willingmann sieht Potenziale zum Energiesparen bei Unternehmen in Sachsen-Anhalt ebenso wie bei Privathaushalten.
Die Unternehmen in Sachsen-Anhalt reagieren auf die absehbaren Probleme bei der Gasversorgung.
Kurgesellschaft Bad Schmiedeberg prüft Maßnahmen
Ein Unternehmen, das bereits wegen der Energiekrise Maßnahmen zum Gassparen prüfen muss, ist die Kurgesellschaft Bad Schmiedeberg im Landkreis Wittenberg. Kurdirektor Deddo Lehmann zufolge benötigt die Gesellschaft viel Wärme für die beiden Kurkliniken, die Reha-Einrichtungen, die Bäder sowie zur Mooraufbereitung. Lehmann sagte MDR SACHSEN-ANHALT, er beziffere die Mehrkosten in diesem Jahr auf 1,2 Millionen Euro.
Derzeit werde geprüft, die auf Gasbasis betriebenen Blockheizkraftwerke abzuschalten. Außerdem sollen historische Häuser, wie der denkmalgeschützte Kurpavillon, im Winter nicht mehr bewirtschaftet werden. Im Pavillon gebe es nur eine Einfachverglasung. Außerdem werde geprüft, die Temperatur in Gebäuden und Bädern zu senken. All diese Sparbemühungen würden aber nur eine geringe Entlastung bringen, die sich bestenfalls auf zehn Prozent der Mehrkosten belaufe, also rund 120.000 Euro.
Der Kurdirektor fordert deshalb mehr Geld von den Krankenkassen und Rentenversicherungen, damit Reha-Einrichtungen nicht in wirtschaftliche Schieflage geraten. Die Kurgesellschaft beschäftigt in Bad Schmiedeberg 460 Mitarbeiter.
Schwimmbäder in Halle senken Wassertemperatur
In Halle hat die Saline-Schwimmhalle angekündigt, bereits ab sofort statt wie geplant ab 14. Juli zu schließen, um Energie zu sparen. Das Wasser in der Halle wird mit Erdgas beheizt. Die Stadtwerke teilten mit, man habe sich zu dem Schritt in Absprache mit der Stadtverwaltung entschieden. Im Freibad Saline wird dafür das Schwimmerbecken im Zeitraum vom 27. Juni bis 13. Juli bereits ab 7:30 Uhr geöffnet.
Zudem hatten die Stadtwerke mitgeteilt, dass in allen Hallenbädern die Wassertemperatur um ein bis zwei Grad gesenkt wird – ebenfalls um Gas zu sparen.
Viele energieintensive Unternehmen in Sachsen-Anhalt
Die Industrie- und Handelskammer Magdeburg wies im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT darauf hin, dass es in Sachsen-Anhalt mehrere energieintensive Unternehmen gebe. Als Beispiele nannte IHK-Vizepräsident Stefan Korneck die Chemieindustrie im Süden Sachsen-Anhalts, die Stickstoffwerke Piesteritz, Glaswerke, Sodawerke, Gießereien, metallverarbeitende Betriebe und die Lebensmittelindustrie. Diese Unternehmen hätten es schwer, den Gasverbrauch zu drosseln, und hätten bereits mit den gestiegenen Preisen zu kämpfen. Hier müsse die Politik dafür sorgen, dass die Produktion weiterlaufen könne.
Auch wenn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Weitergabe der Preissteigerungen an die Bevölkerung im Moment ausschließe, rechnet die IHK damit, dass es über Entwicklungen an der Börse zu Risikoaufschlägen und damit zu Preissteigerungen kommen werde.
Langfristiges Ziel müsse es sein, den Umbau zu einer unabhängigen Energieversorgung zu bewältigen. Dabei könne auch die heimische Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen, zum Beispiel bei der Entwicklung der Wasserstofftechnologie, für die es im Süden Sachsen-Anhalts bereits erste Ansätze gebe.
Minister will, dass Unternehmen einsparen
Sachsen-Anhalts Minister für Wissenschaft, Energie und Umwelt, Armin Willingmann (SPD), sieht dennoch auch bei Unternehmen Möglichkeiten, Gas und Energie einzusparen. Willingmann sagte MDR SACHSEN-ANHALT, es gebe Betriebe, die mit Gas ihren eigenen Strom produzierten und gleichermaßen am öffentlichen Stromnetz hingen. Diese Firmen könnten sich am Markt bedienen und das nicht verbrauchte Gas in den Auktionshandel und somit in die Gasspeicher bringen.
Nach Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sollen Firmen, die das tun, dafür Geld bekommen. Willingmann hält das für eine gute Idee. Er habe den Eindruck, dass es durchaus Unternehmen gebe, die sich an diesem Modell beteiligen würden.
Willingmann: Energiekrise könnte Preise weiter ansteigen lassen
Auch private Verbraucher können nach Ansicht des Ministers zum Energiesparen beitragen. "Schon ein Prozent Temperatur-Reduktion in einem Privathaushalt oder Bürogebäude führt zu sechs Prozent Energieeinsparung", so Willingmann. Sollte sich die Energiekrise weiter zuspitzen, müssen Verbraucher mit einem starken Anstieg der Energiepreise rechnen. Dann könnte ein Mechanismus zur Preisanpassung greifen. Dieser erlaubt Gasanbietern, die Preise auch für laufende Verträge anzuheben.
Bundeswirtschaftsminister Habeck zufolge wird vorerst nicht davon Gebrauch gemacht. Willingmann erklärte dazu, dass man die Entwicklung abwarten müsse. Er könne auch nur dazu aufrufen, die Sommermonate zu nutzen, um beispielsweise die Heizung zu warten und dadurch Einsparungen zu erreichen.
MDR (Sabine Falke-Bartz, Karin Roxer, Julia Heundorf, Kevin Poweska, Luise Kotulla)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 23. Juni 2022 | 19:00 Uhr
ElBuffo am 25.06.2022
Hier hat wohl eher der Wohlstandsbürger der Politik klare Vorgaben gemacht, dass ein noch größeres und schnelleres Auto, die dritte Kreuzfahrt und der Swimmingpool im Garten wichtiger sind.
Davon ab, gibt es auf dem Schulhof natürlich immer jemand, der kloppt. Dafür braucht der auch nicht vorher Kloppe.
harzer am 24.06.2022
Die Russen wollen liefern, in glaubwürdigen Medien wurde heute darüber berichtet !
DE; muß sich nicht immer in Sachen einmischen, die DE nichts angehen.
pwsksk am 24.06.2022
Also wenn Gas so teuer wird, wie angekündigt, wir haben das Doppelte gegenüber 2020 bezahlt, dann kommt man in der Wirtschaft allein darauf, den Strom aus dem Netz zu nehmen.
Ich glaube, da unterschätzt Herr Willigmann die Manager.