Andy Haugk 15 min
Audio: Hohenmölsen ist eine Kleinstadt mitten im Revier. Hier fragen sich die Menschen, was nach der Kohle kommen wird. Bürgermeister Andy Haugk hat bereits Antworten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Tschüss Kohle, Hallo Zukunft – 2024 Hohenmölsen – Die Hoffnung liegt auf der Kippe

25. März 2024, 05:00 Uhr

Hohenmölsen ist eine Kleinstadt mitten im Revier im Süden Sachsen-Anhalts. Hier wird der Kohleausstieg verständlicherweise auch als Risiko für den Wohlstand gesehen. Mehr als tausend Menschen arbeiten bei der Mibrag, der Mitteldeutschen Braunkohlen AG. Was kommt für die Beschäftigten nach der Kohle? Und: Einem Unternehmen in der Region kommt der Ausstieg gelegen.

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Es ist Bürgermeister Andy Haugk zur Gewohnheit geworden, alle paar Wochen dorthin zu fahren, wo für ihn eine Hoffnung liegt, Hoffnung für gut bezahlte Arbeitsplätze, sprudelnde Gewerbesteuer für seine Stadt Hohenmölsen. Und diese Hoffnung liegt etwa fünf Fahrminuten vom Rathaus entfernt: auf der Kippe, wie sie in Hohenmölsen sagen.

Fendt-Hersteller einer der größten Arbeitgeber bei Hohenmölsen

Es geht zu einem der größten Arbeitgeber in der Region. Mit der hier so traditionsreichen Kohle, hat das Unternehmen rein gar nichts zu tun. "Wir fahren jetzt zum Landmaschinenbauunternehmen Agco", sagt Haugk. Das sei ein Unternehmen, das Komponenten zu allen Werken des Agco-Konzerns hier in Europa liefere und Maschinen hier am Standort direkt fertig montiere.

"Das ist dann die Marke Fendt. Die kennt man, glaube ich, bei den Landmaschinenbauern besser als den Konzernamen", erklärt Haugk weiter. Das Gute für Hohenmölsen sei, dass das Unternehmen weitere Wachstumsaussichten gebe. "Das ist für uns eine richtige Antwort auf die Fragen des Strukturwandels."

Die Firma liegt auf der anderen Seite einer Bahnstrecke, auf einem ehemaligen Kasernengelände. An den Gleisen kann Haugk nicht weiterfahren. Der Kohlezug der Mibrag, des örtlichen Kohleunternehmens, kommt. "Der fährt jetzt tatsächlich in den Tagebau, der fährt also bis zu vierzig Mal am Tag hin und her."

Auch Hohenmölsen sucht nach Fachkräften

Kurz nach den Gleisen kommt das ehemalige Kasernengelände. "Die alte Wache, die aber heute eine moderne Wache ist", erklärt Haugk. Alexander Schenk leitet das Werk seit April 2023. Die Voraussetzungen in Hohenmölsen findet er gut. "Wir haben sehr viel freie Fläche und Entwicklungspotenzial. Wir können wirklich sagen, dass hier auch noch entsprechend Mitarbeiter zur Verfügung stehen."

Ob sie jetzt an großen Tagebaumaschinen schrauben oder eben dann an großen Landmaschinen - Schweizer Taschenmesser.

Alexander Schenk Werksleiter Agco

Das hat vielleicht etwas mit dem Strukturwandel zu tun. "Also wir finden momentan durchaus die Möglichkeit, Mitarbeiter von anderen Unternehmen abzuwerben", sagt Schenk. Dass die Mibrag künftig mit weniger Fachkräften plant, kommt dem Werkleiter nicht ungelegen. "Ob sie jetzt an großen Tagebaumaschinen schrauben oder eben dann an großen Landmaschinen – Schweizer Taschenmesser."

Statt um zu wenig Arbeitsplätze, sorgt sich auch Bürgermeister Andy Haugk inzwischen eher um zu wenig Fachkräfte. Das ehemalige Kasernengelände steht auf Aushub ehemaliger Tagebaue. Daher der Ausdruck "Kippe". Der US-Konzern hat gerade noch eine Halle gebaut. Auf bis zu 1.000 Leute soll die Belegschaft noch wachsen. Mehr geben die räumlichen Kapazitäten nicht her und vermutlich auch der Fachkräftemarkt nicht.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 25. März 2024 | 06:00 Uhr

2 Kommentare

ElBuffo vor 4 Wochen

Die suchen eher allgemein auf dem Arbeitsmarkt. Da kann sich also auch jeder MIBRAG-Mitarbeiter angesprochen fühlen. Da wird jedoch die Masse so lange bleiben, wie es geht, eine möglichst hohe Abfindung mitnehmen und dann schauen, wo es am besten passt. Das sind ja alles keine Dummen.

salzbrot vor 4 Wochen

dann sollte der Bürgermeister sich schnellstmöglich um Weiterbildungskurse für wechselwillige Mibrag-Mitarbeiter kümmern. Denn offensichtlich sucht ARGO bislang nicht bei der Mibrag

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