Vogelbeobachtungsturm in Kelbra
Bildrechte: MDR/Andreas Manke

Tourismus Attraktion am Stausee Kelbra: Neuer Holzturm für Naturbeobachtungen

Von Andreas Manke, MDR SACHSEN-ANHALT

01. November 2023, 14:57 Uhr

Der Stausee Kelbra im Landkreis Mansfeld-Südharz zieht jedes Jahr im Herbst tausende Kraniche an. Auf ihrem Weg in den Süden nutzen die Zugvögel den See als Schlaf- und Rastplatz. Ein neuer Holzturm bietet Naturfreunden nun das ganze Jahr über einen Blick auf den Stausee. Geplant ist auch ein Kranicherlebniszentrum, um Gästen Wissenswertes aus der Region zu vermitteln.

Die Talsperre Kelbra in Sachsen-Anhalt erfüllt zusammen mit dem Rückhaltebecken Straußfurt in Thüringen, im Flussgebiet Helme-Unstrut, eine wichtige Hochwasserschutzfunktion. Zudem wird der Stausee jedes Jahr im Herbst von tausenden Kranichen als Rastplatz genutzt, wenn die Zugvögel in die Überwinterungsgebiete in den Süden Europas fliegen. Jetzt hat der Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt als Betreiber der Talsperre einen Beobachtungsturm errichtet, den Vogelfreunde das ganze Jahr über nutzen können.

Vogelbeobachtung im Einklang mit der Natur

Der rund 14 Meter hohe Holzturm hat zwei Ebenen: eine in etwa acht Metern Höhe und eine zweite in etwa elf Metern Höhe. Der Platz reiche für mindestens 60 Menschen, um zeitgleich Kraniche oder andere Vögel beobachten zu können, schätzt Statiker Robin Scharf. Der Abstand des Turms zum Stausee Kelbra wurde so gewählt, dass die Vögel durch die Beobachter gut zu sehen sind, aber trotzdem nicht gestört werden. Zudem sei der Standort des Turms in der Nähe der Flachwasserzone des Stausees gewählt worden, weil sich dort die Vögel besonders häufig aufhalten und gut beobachtbar sind, sagt der Dezernent der staatlichen Vogelschutzwarte Sachsen-Anhalt Gunthard Dornbusch.

Der Vogelbeobachtungsturm wird in Zukunft aber nicht nur von Naturfreunden genutzt. Auch zu wissenschaftlichen Zwecken sollen Kraniche beobachtet werden. Durch die Kennringe könne man erkennen, wo die Vögel beringt worden sind, wo sie rasten, überwintern, oder wie alt sie sind, um Rückschlüsse auf die Population zu ziehen. So könne man für die Vogelart Schutzmaßnahmen ergreifen, sagt Dornbusch.

Vogelbeobachtungsturm in Kelbra
Eine neue Attraktion für Besucher: Der neue hölzerne Vogelbeobachtungsturm in Kelbra. Bildrechte: MDR/Andreas Manke

Der Stausee ist Rastplatz für bis zu 50.000 Kraniche  

Der Stausee Kelbra ist für Kraniche der größte Binnenrastplatz in ganz Sachsen-Anhalt. Auch im Frühjahr, aber insbesondere im Herbst, kommen tausende Kraniche zum Rasten, bis zu 50.000 Vögel schätzt Dornbusch. Der Großteil der Kraniche zieht im Winterhalbjahr nach Spanien. Weil die gesamte Strecke aber nicht ohne Zwischenstopp zurückgelegt werden kann, machen die Vögel Rast im Bereich des Stausees. Tagsüber halten sich die Kraniche auf den umliegenden Äckern auf und fressen Getreidereste oder andere Ernterückstände. In der Dämmerung kehren die Kraniche dann wieder zum Stausee zurück. Auch am Morgen, wenn die Vögel wieder zu den Feldern aufbrechen, ist ein guter Zeitpunkt für Naturbeobachtungen.

Ein Mann vor einem Park.
Gunthard Dornbusch ist Dezernent der Staatlichen Vogelschutzwarte Sachsen-Anhalt. Bildrechte: MDR/Andreas Manke

Es ist ein beeindruckendes Naturschauspiel, wenn tausende Kraniche frühmorgens aus dem Wasser aufsteigen. Das laute Rufen hört sich traumhaft schön an, wenn die Vögel in Richtung Sonne fliegen.

Gunthard Dornbusch Dezernent der Staatlichen Vogelschutzwarte

Holzturm ist Blickfang

Der Vogelbeobachtungsturm erfüllt aber nicht nur seinen Zweck für Naturbeobachtungen. Er ist zugleich auch ein aufwendig gestaltetes Holzbauwerk und somit ein Blickfang. Das Besondere an diesem Turm sei, dass dieser in Hybridbauweise konstruiert ist, also gefertigt aus Stahl und Holz, sagt Statiker und Planer Robin Scharf. Alle tragenden Teile sind aus Holz und alle Anschlussbauteile aus Stahl konstruiert. Zudem besteht der Turm aus verschiedenen Holzarten: Fichte, Lärche und Douglasie. Damit soll eine lange Haltbarkeit gewährleistet werden. Der Turm sei auf eine Lebensdauer von 50 Jahren konzipiert und sollte frühestens in 15 Jahren saniert werden müssen, sagt Scharf. Die Gesamtkosten des Holzbauwerks belaufen sich auf knapp eine halbe Million Euro.  

Ein Mann auf dem Vogelbeobachtungsturm in Kelbra.
Statiker Robin Scharf hat den Holzturm zusammen mit seinen Kollegen geplant und aufgebaut. Bildrechte: MDR/Andreas Manke

Kranicherlebniszentrum soll Bildungsangebot für Besucher ergänzen

Direkt neben dem Strandbad soll ein Informationshaus entstehen. Dort sollen Besucherinnen und Besucher in Zukunft erfahren können, was an der Talsperre Kelbra und dem Stausee alles gemacht wird: Hochwasserschutz, Freizeitnutzung und Naturschutz. Auch über die Besonderheiten der Landschaft Goldenen Aue soll informiert werden. Hierzu wird eine umfangreiche Ausstellung erarbeitet, die den Besuchern neben der Tier- und Pflanzenwelt auch wissenswertes zur Geschichte der Region und des Stausees vermittelt. Das Haus soll zugleich auch ein Treffpunkt für die verschiedenen Interessengruppen sein. Ausgestellte Exponate werden zukünftig darüber informieren, was in der Gegend alles zu finden ist. Außerdem soll das Haus Raum für Workshops bieten, sagt der Leiter des Talsperrenbetriebes Sachsen-Anhalt, Burkhard Henning.

Ein Mann vor dem Vogelbeobachtungsturm in Kelbra.
Burkhard Henning ist der Leiter des Talsperrenbetriebes Sachsen-Anhalt, der den Holzturm beauftragt hat. Bildrechte: MDR/Andreas Manke

MDR (Andreas Manke) | Erstmals veröffentlicht am 31. Oktober 2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 21. Oktober 2023 | 07:30 Uhr

1 Kommentar

Erna vor 28 Wochen

Wer zahlt denn in Zeiten klammer Haushaltskassen die 500.000 Euro und wie kommt dieses Geld wieder rein. Sind da irgendwelche "Eintrittsgelder" geplant.

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