Das Grabungsfeld auf dem Kapellenberg mit der Doppelkapelle (Aufnahme mit einer Drohne).
Dank neuer Funde können Archäologen die verschwundene Burg Landsberg in Sachsen-Anhalt erstmals rekonstruieren. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Neue Funde So wollen Archäologen die verschwundene Burg Landsberg rekonstruieren

22. Oktober 2024, 09:17 Uhr

An der Burg Landsberg im Saalekreis haben Archäologen eine besondere Entdeckung gemacht: Bei Grabungen auf dem Gelände der ehemaligen Burg im Süden von Sachsen-Anhalt wurden Elemente von zwei Gebäuden gefunden, die zur Burg gehörten. Mit diesen Funden könnte erstmals die Rekonstruktion von Teilen des Baus möglich werden.

In Landsberg im Saalekreis im Süden von Sachsen-Anhalt haben Archäologen bei Grabungen Reste von zwei Gebäuden der ehemaligen Burg aus dem 12. Jahrhundert entdeckt. "Wir fanden Mauerzüge und Fußböden, welche die Existenz dieser Bauten belegen", sagt Grabungsleiter Holger Grönwald vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und verkündet: "Damit gibt es erstmals eine archäologische Grundlage für die Rekonstruktion von Bauten der Burg."

Damit gibt es erstmals eine archäologische Grundlage für die Rekonstruktion von Bauten der Burg.

Holger Grönwald Grabungsleiter vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt

Grabungsleiter Holger Grönwald vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt dokumentiert einen entdeckten Heizraum für eine Umluftheizung der herrschaftlichen Räume in der ehemaligen Burg. Archäologische Grabungen neben der Doppelkapelle St. Crucis auf dem Gelände der markgräflichen Burg Landsberg
Grabungsleiter Holger Grönwald sitzt inmitten der Fundstelle und dokumentiert den entdeckten Heizraum. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Was neue Funde über die verschwundene Burg in Sachsen-Anhalt zeigen

Er erzählt weiter: "Ein Gebäude war mit Kachelöfen ausgestattet. Die Wärmeabgabe über die Kacheln machte das Heizen sehr effektiv." Außerdem fügt der Grabungsleiter hinzu: "Das Gebäude war mit einem Hochzugang zum Obergeschoss der Kapelle verbunden, sodass es sich vermutlich um einen herrschaftlichen Palais der Burg gehandelt haben dürfte."

Das andere Gebäude war ein auf einer aufwendig angelegten Terrasse aufsitzender Wohnbau. Dieses im Obergeschoss wohl teils in Fachwerk ausgeführte Gebäude wurde bis ins 16. Jahrhundert genutzt. Es besaß eine Umluftheizung, deren Feuerungsraum und Rauchgasabzug freigelegt werden konnten. Das Gebäude wurde von außen befeuert und in Warmluftkanälen stieg die erwärmte Luft nach oben. "Eine komplette Etage konnte damit sicherlich nicht beheizt werden, aber die auf mehreren Etagen übereinander liegenden Wohnräume konnten warm gehalten werden. Das waren aber wahrscheinlich die Räume für die Bediensteten", meint Grönwald.

Ein von den Archäologen entdeckter Heizraum für eine Umluftheizung der herrschaftlichen Räume in der ehemaligen Burg.
Die Archäologen haben diesen Heizraum für eine Umluftheizung der herrschaftlichen Räume der ehemaligen Burg entdeckt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Archäologen finden Jahrhunderte alte Gegenstände rund um die Burg

Außerdem gibt es weitere Funde: Ein zur ritterlichen Ausstattung gehörender Kugelstachelsporn des ausgehenden 12. Jahrhundert konnte geborgen werden.

Dazu sind den Angaben nach eine halbe, als Brakteat bezeichnete Münze des 13. Jahrhunderts, ein Würfel, Geschossspitzen und ein Hufeisen zum Vorschein gekommen. Ebenso wurden große Mengen Keramikscherben des 12. bis 14. Jahrhunderts, so wie wenig Keramik aus dem 10. Jahrhundert entdeckt. Daneben gibt es Reste von Feuersteinen, die auf die Arbeit eines steinzeitlichen Steinschlägers vor etwa 5.000 Jahren hindeuten.

Ein Kugelstachelsporn aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert, der zur persönlichen Ausstattung eines adligen Ritters gehörte, ist eines der Fundstücke der archäologischen Grabungen neben der Doppelkapelle St. Crucis.
Dieser Kugelstachelsporn aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert wurde neben der Doppelkapelle gefunden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Die Burg des Markgrafen Dietrich II. von Landsberg (1142-1185) verfiel nach der Mitte des 14. Jahrhunderts. Hinweise auf eine gewaltsame Zerstörung gibt es bislang nicht. Das Areal wurde als Steinbruch genutzt. Erhalten blieb lediglich die Doppelkapelle. Bedeutend sind ihre Bauornamente aus Sandstein und die frühe Verwendung von Ziegeln. Die Doppelkapelle wurde 1662 das erste Mal nachweislich instand gesetzt.

Die Lehr- und Forschungsgrabung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle soll auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden.

Das Grabungsfeld auf dem Kapellenberg neben der Doppelkapelle St. Crucis auf dem Gelände der markgräflichen Burg Landsberg
Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Über die ehemalige Burg Landsberg Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt schreibt auf seiner Homepage: "Die Burg Landsberg wurde im 12. Jahrhundert von Dietrich, einem Sohn des Markgrafen Konrad von Meißen, errichtet und war bis Anfang des 13. Jahrhunderts namengebend für eine Nebenlinie der Wettiner. Nach der Mitte des 14. Jahrhunderts geriet die Burg in Verfall, ohne dass es Hinweise auf eine gewaltsame Zerstörung gäbe. Erhalten blieb lediglich die besagte Doppelkapelle, die 1662 das erste Mal nachweislich instand gesetzt wurde. Die herausragende Qualität dieser Kapelle in Hinblick auf ihre Architektur und Bauornamentik lässt für die verschwundenen Gebäude der Burg Vergleichbares vermuten."

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dpa, MDR (Johanna Daher) | Erstmals veröffentlicht am 19.10.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Oktober 2024 | 10:00 Uhr

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