Steigende Pachtpreise Landwirte fordern gerechte Verteilung von Ackerflächen

25. November 2022, 15:48 Uhr

Im Rahmen einer bundesweiten Protestaktion am Freitag haben auch in Sachsen-Anhalt zahlreiche Landwirtinnen und Landwirte demonstriert. Sie fordern bessere Pachtbedingungen: Die Preise sollen stabil bleiben und die Flächen gerecht verteilt werden.

In mehreren Städten in Sachsen-Anhalt haben am Freitag Landwirte für bessere Pachtbedingungen von Ackerflächen demonstriert. Unter anderem gab es in Magdeburg, Halle, Merseburg und Naumburg vereinzelte Aktionen. "Viele von uns können sich diese Preise nicht mehr leisten", erklärte Ökolandwirt Jürgen Hayessen aus Halle im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT.

Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes sind die durchschnittlichen Pachtpreise für einen Hektar Ackerland in Sachsen-Anhalt von 198 Euro im Jahr 2010 auf 308 Euro im Jahr 2020 gestiegen. Das entspricht einer Preissteigerung von mehr als 50 Prozent.

Der Statistik zufolge ist der Großteil der Ackerflächen in Deutschland gepachtet. Demnach besitzen Landwirte in Deutschland nicht einmal die Hälfte der Flächen selbst, sondern pachten fast zehn Millionen Hektar von insgesamt etwa 17 Millionen Hektar bewirtschafteter Flächen.

Bauernverband fordert stabile Preise

Die Preise würden die Landwirte zusätzlich belasten, sagte der Präsident des Landesbauernverbandes und CDU-Landtagsabgeordnete Olaf Feuerborn MDR SACHSEN-ANHALT. Den steigenden Kosten stehen demnach Einnahmen gegenüber, die sinken oder nicht entsprechend erhöht werden könnten. Der Verband fordert, die Pachtpreise stabil zu halten.

Zudem solle der Bund sich bei der Verpachtung nicht an Höchstgeboten orientieren, sondern ortsansässige Landwirte mit langfristigen Betriebskonzepten zu berücksichtigen. Zuletzt hatte die Bundesregierung beschlossen, bundeseigenes Ackerland bevorzugt an ökologisch arbeitende Betriebe zu verpachten.

Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) unterstützt die Forderungen. Schulze erklärte beim Bauernverbandstag am Freitag, die Ackerflächen in Ostdeutschland sollten auf alle Betriebe aufgeteilt werden, ohne die einen zu bevorzugen und andere zu benachteiligen.

Protest vor Magdeburger Landtag

Die Proteste sind Teil eines bundesweiten Aktionstags von Landwirtinnen und Landwirten. In Magdeburg hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), in der sich nach eigenen Angaben konventionelle Betriebe und Ökobetriebe organisieren, vor dem Landtag demonstriert. Der Protest richtete sich aber vor allem an die Stadt Magdeburg und den Bund.

Der Geschäftsführer der AbL, Jan Brunner, sagte, die Landwirtinnen und Landwirte forderten eine gerechte und transparente Vergabe der Ackerflächen. Im Raum Magdeburg gebe es rund 100 Hektar Böden, die nicht nur nach Höchstpreis, sondern nach weiteren "Gemeinwohlkriterien" vergeben werden sollten. Es solle auch darum gehen, wie sozial, nachhaltig und ökologisch das Land genutzt werde. Das betreffe sowohl Flächen der Stadt Magdeburg als auch des Bundes.

MDR (Julia Hohmann, Maren Wilczek)

Dieses Thema im Programm: MDR um 11 | 25. November 2022 | 11:00 Uhr

5 Kommentare

Micha R am 27.11.2022

@dieja
So wie sich beispielsweise Wohnungsvermieter laut Mietvertrag üblicherweise vorbehalten, das ihre Mieter die für Mietsachen anfallenden Betriebskosten wie anteilige Grundsteuer selbst tragen müssen, so werden sich sicherlich auch Verpächter in Pachtverträgen auch dahingehend abgesichert haben, das ihre Pächter für das von ihnen gepachtete Land auch die fällige Grundsteuerschuld selbst tragen müssen.

ElBuffo am 27.11.2022

Über die Proteste wurde ausreichend berichtet, möglicherweise ist der Regionalsender mdr jedoch nicht das Medium der Wahl für Ereignisse in den Niederlanden. Auf NDR und WDR sowie auf überregionalen Sendern war ausführlich berichtet worden.
Bezüglich der Ukraine ist mir nicht bekannt, dass in Mitteldeutschland ansässige Landwirte den dortigen Erwerb von Ackerflächen durch westliche Großkonzerne gut finden. Liegt möglicherweise auch daran, dass dort Ausländer gar keine Ackerflächen kaufen können.
Und so lange die EU noch Subventionen für die Überproduktion bezahlt, tonnenweise das Zeug noch auf dem Acker umgepflügt und nochmal soviel in der Tonne lamdet, ist es müßig über Ernährungssicherheit nachzudenken.

dieja am 26.11.2022

Der Staat sollte sich heraushalten. Wenn sich das Pachten nicht lohnt, wird nicht gepachtet und die Preise sinken, denn der Eigentümer muss Grundsteuer Zahlen, würde wenn er nicht verpachtet Verlust machen.

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