Schild mit Logo von Landesverwaltungsamt und Landesschulamt Sachsen-Anhalt
Im Landesschulamt Sachsen-Anhalt soll eine Sachgebietsleiterin umgesetzt werden. Daran entzündet sich die Kritik der Mitarbeiter. Bildrechte: IMAGO / dts Nachrichtenagentur

"Sollen wir kaputt gemacht werden?" Mitarbeiter im Landesschulamt schreiben Protestbrief an Bildungsministerin Feußner

05. April 2024, 16:46 Uhr

Dass eine Sachgebiets-Leiterin im Landesschulamt versetzt werden soll, sorgt für neue Kritik an Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU). In einem Brief klagen Mitarbeiter über die schwierige Personal-Situation und die damit einhergende hohe Arbeitsbelastung.

An Sachsen-Anhalts Bildungsministerium gibt es neue Kritik. Mitarbeiter des Landesschulamtes haben einen Protestbrief an Ministerin Eva Feußner (CDU) verfasst. Das Schreiben liegt MDR SACHSEN-ANHALT vor. Darin beklagen die Unterzeichner des Referates, das für Unterrichts-Versorgung und Lehrer-Personalien zuständig ist, personelle Engpässe und eine massive Arbeitsbelastung. Unterzeichnet wurde das Schreiben nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT von 32 Beschäftigten des Schulamts.

Versetzung einer Sachgebiets-Leiterin als Anlass

Laut dem Papier soll eine Sachgebiets-Leiterin umgesetzt werden. Wörtlich heißt es dazu: "Die Sachgebiets-Leiterin zu entziehen, entsetzt uns und ist unfassbar". Ihr Fachgebiet sei derzeit bereits völlig unterbesetzt. Demnach fehlen schon langfristig drei Personal-Sachbearbeiterinnen wegen Krankheit und Elternzeit. Im Juni gehe eine weitere in Mutterschutz und dann in Elternzeit.

Die Unterzeichner des Briefes kritisieren die Einstellungspolitik. Wenn es überhaupt zu Einstellungen gekommen sei, dann seien sie frühzeitig beendet worden. "Aufgrund der Aufgaben-Last oder, da die Aussicht auf unbefristete Einstellungen ab 1.6. in anderen Behörden sehr gut sein dürfte, besteht keine große Hoffnung."

Die Leitung des Landesschulamtes Sachsen-Anhalt erklärte auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT, es handele sich bei dem angesprochenen Vorgang um eine interne Personalangelegenheit, die noch nicht final entschieden sei. Sie werde darum durch das Landesschulamt nicht weiter kommentiert.

Lehrermangel könnte sich durch Situation in Halle verschärfen

Da das Referat dafür zuständig ist, neue Lehrer einzustellen, befürchten die Unterzeichner auch da Probleme. Sie erklärten, dass die laufenden, befristeten und unbefristeten Einstellungen der Lehrkräfte nicht mehr leistbar seien. Wegen der Aufgaben-Umfänge seien alle am Limit. Trotzdem versuche man, immer alles zu schaffen und dem Druck standzuhalten.

Es gebe aber immer neue zusätzliche Aufgaben ohne Personal-Verstärkung. Noch Personal aus dem Referat abzuziehen, sei eine Katastrophe. Es sei erschreckend zu sehen, dass diese Erkenntnis dem Ministerium offensichtlich egal sei.

Bei Kritik in der Öffentlichkeit werde die Verantwortung auf die Mitarbeiter geschoben. "Jetzt ist das Maß voll!" Man frage sich, ob es gewollt sei, dass man zusammenbreche. "Sollen wir kaputt gemacht werden? Oder haben nur Lehrer eine Lobby?" Von Bildungsministerin Feußner fordern sie laut Protestschreiben deshalb mehr Rückhalt und Unterstützung.

Bildungsministerium weist Vorwürfe zurück

Das Bildungsministerium in Sachsen-Anhalt reagierte mit Unverständnis auf die Vorwürfe. Wie das Ministerium MDR SACHSEN-ANHAT mitteilte, sind solche Personal-Umbesetzungen vor allem bei Beamten von Ministerien ein alltäglicher und üblicher Vorgang und gesetzlich geregelt. Das Ministerium verwies außerdem darauf, dass das Landesschulamt in den vergangenen Jahren personell deutlich aufgestockt wurde. Zwischen 2018 und 2023 sei die Anzahl der Beschäftigten um rund 40 Personen erhöht worden. Abordnungen seien in dieser Betrachtung nicht berücksichtigt, so das Ministerium. Ab 1. Juni kommen demnach weitere acht zusätzliche Vollzeitbeschäftigte hinzu. Der Direktor des Landesschulamtes wurde laut Mitteilung angewiesen, die zusätzlich gewonnenen Stellen vorrangig im Referat zur Personalgewinnung einzusetzen.

Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) am Rande der Landtagssitzung.
Bidlungsministerin Eva Feußner (CDU) steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. Zuletzt wegen den Zahlungen an Personal-Agenturen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Ronny Hartmann

Nicht die erste Kritik an Feußner

Feußner und ihr Ministerium waren zuletzt mehrfach in die Kritik geraten. So hatte Ende März die "Volksstimme €" berichtet, das Landesschulamt halte mehr als die Hälfte der Zahlungen an Personal-Agenturen für "nicht vertragskonform". Unter anderem hätten sie Lehrkräfte im Ausland angeworben, die kein benötigtes Unterrichtsfach vorweisen konnten. Sachsen-Anhalt hat in den vergangenen drei Jahren rund 1,2 Millionen Euro für 110 neue Lehrkräfte an Rekrutierer gezahlt.

In Tröglitz im Burgenlandkreis hatte es Kritik an Feußner gegeben, weil an der Grundschule Lehrer fehlen. Wegen der Zustände hatte sich der Bürgermeister der Gemeinde Elsteraue in einem offenen Brief an die Bildungsministerin gewandt und Hilfe gefordert. Feußner hatte daraufhin entgegnet, sie sei "irritiert" über die Kritik. So habe es an der betroffenen Grundschule Tröglitz bereits befristete Einstellungen gegeben. Außerdem sei eine studentische Kraft, die Lehramt studiere, eingesetzt worden.

MDR (Norma Düsekow, Sebastian Gall)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. April 2024 | 13:00 Uhr

4 Kommentare

KarlStuelpner vor 3 Wochen

Scheinbar gibt es zu viel Personal in diesen Landesbehörden.
Wenn die zuviel Tagesfreizeit haben, dann beginnt die Verselbstständigung, in deren Folge man solche Briefe schreiben kann.

Mein Lösungsansatz wäre, dass zunächst alle Lehrer, die irgendwie in irgendeiner Landesbehörde untergekommen sind, sofort an die "Schulfront" zu versetzen sind.
Hier werden die tatsächlich gebraucht.
Am besten in Schwerpunktschulen einsetzen. Dort, wo die deutsche Sprache noch sehr unterstützt werden muss.

Altmaerker2021 vor 3 Wochen

Lese ich richtig, 40 Stellen mehr, weitere folgen. Und dann mimimi. Unsere Verwaltung funktioniert nicht mehr. Im warmen Schoß des öffentlichen Dienstes die Privilegien mitnehmen und dann bei Problemchen gleich in den selbst verordneten Bore, äh, Burnout flüchten. Dann geht doch in die Wirtschaft und macht euch selbst ein Bild vom Markt!

KarlStuelpner vor 3 Wochen

Es sollten in Sachsen-Anhalt diese teuren Mittelbehörden geschlossen werden.

Wer Zeit hat, Briefe zu schreiben, hat zu wenig zu tun.

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