Erlebnisbericht Extremwandererin läuft 100-Kilometer-Tour durch den Harz
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28. August 2024, 09:55 Uhr
100 Kilometer Wandern am Stück – das war am Wochenende die Aufgabe für etwa 50 Menschen im Harz. Dabei war auch Sabine Schumacher. Für die 100 Kilometer hat die Extremwanderin etwa 24 Stunden gebraucht. Wie sie den Lauf erlebt hat.
- In Blankenburg im Harz hat am Wochenende ein Extremwandern stattgefunden.
- Mit dabei war auch Sabine Schumacher, die regelmäßig 100 Kilometer und mehr wandert.
- In Blankenburg hat sie die 100 Kilometer nach etwa 24 Stunden Wandern am frühen Morgen geschafft.
Es ist Samstagfrüh kurz nach acht Uhr. Auf dem Jahnplatz in Blankenburg herrscht reges Treiben. Menschen zeigen ihre Handys, lassen sich registrieren. Andere stehen zusammen und reden oder trinken einen Becher Kaffee. Die meisten sind sportlich gekleidet. Viele tragen einen kleinen Wanderrucksack.
Der Jahnplatz, der früher einmal ein Sportplatz war und heute eine grüne Wiese ist, dient als Start und Ziel für den Harzmarsch. Schmale Fahnen mit der gleichnamigen Aufschrift verkünden davon. Auch Sabine Schumacher steht auf dem Platz, und auch sie trägt einen Rucksack. Der ist voller Aufnäher und Schlaufen, kündet von Wanderevents, an denen sie teilgenommen hat. Sabine Schumacher ist Extremwanderin.
"Extremwandern macht süchtig"
Im Jahr 2019 habe sie einmal spontan an einem solchen Event teilgenommen, erklärt die 55-Jährige, die als Schichtführerin in einer Gießerei arbeitet. Unterwegs habe sie geflucht und sich gesagt: Nie wieder! Doch dann im Ziel habe sie ein beglückendes Gefühl erfasst. Seitdem sei sie, sagt sie, "hängengeblieben". Es seien immer längere Touren geworden. Extremwandern mache irgendwie süchtig, so die Wernigeröderin.
Es mache Spaß, seinen Körper bis zum Äußersten zu treiben. Doch nichts komme von allein, sagt sie. Es brauche schon Kondition. Sie laufe jeden Tag zehn Kilometer, fahre auch viel Fahrrad, und ihre zahlreichen Teilnahmen an Wanderevents trainierten schließlich auch.
Diesmal in Blankenburg geht es über eine besonders lange Strecke. In der Stadt wird erstmals im Harz eine 100-Kilometer-Tour angeboten.
800 Menschen beim Extremwandern angemeldet
Organisiert hat sie Marcus Tugendheim mit seiner Firma E.M.T.I. Extremwandern. Bei dem von ihm "Harzmarsch" genannten Events bietet er vier verschiedene Touren an über 25, 50, 75 und eben 100 Kilometer. Logistisch erreicht er die unterschiedlich langen Wandertouren recht einfach. Alle durchwandern eine Runde von 25 Kilometern Länge, aber je nach Streckenlänge unterschiedlich oft.
Das sei auch eine besondere Herausforderung, so der Firmenchef, der selbst begeisterter Wanderer ist. Der Kopf sage nach jeder Runde, das Ziel sei erreicht, und dann werde es noch ein Runde, und noch eine und noch eine, so Tugendheim. Mit den rund 800 angemeldeten Wanderern sei er "voll zufrieden", so der Veranstalter.
50 Menschen wagen die 100-Kilometer-Wanderung
Etwa 50 Teilnehmer nehmen wie Sabine Schumacher die längste Strecke in Angriff. Genau 8.45 Uhr gehen sie als erste auf die Strecke. Ein Stück geht es noch durch die Stadt, dann durch erste Waldabschnitte, vorbei an der Burgruine Regenstein, durch Teile des örtlichen Naherholungsgebietes "Heers" und am Kloster Michaelstein vorbei hinauf in den Harzer Wald. In einem weiten Bogen geht es dann über Hüttenrode wieder zurück nach Blankenburg. In Hüttenrode gibt es eine Verpflegungsstation, ebenso im Start-Ziel-Bereich.
Sabine Schumacher kommt gut voran und findet unterwegs Zeit, die landschaftlichen Schönheiten zu genießen – und um zu stempeln. Elf Stempelkästen der Harzer Wandernadel stehen entlang der Route, einige auch ein paar Meter abseits. Kein Problem für Sabine Schumacher. Die kleinen Umwege werden gern in Kauf genommen.
Viele, die mitwandern, sammeln Stempel der Harzer Wandernadel. Etliche sind auch Wanderkaiser – haben also alle 222 Wanderstempel gesammelt. Sabine hat schon drei Mal diese Auszeichnung erhalten, ihr sie an diesem Tag begleitender Wanderkamerad Jens Eichner aus Barby bei Magdeburg sogar sechs Mal.
Mit einem Kopflicht einsam durch die Nacht
Doch es heißt auch, sich die Kräfte einzuteilen. Wer die Extrem-Route wandert, muss auch mehr als 1.600 Höhenmeter absolvieren. Zwischen dem Kloster Michaelstein und dem Ort Hüttenrode muss ein kilometerlanger Anstieg bewältigt werden. Gegen Halbzeit, nach 50 Kilometern und 11 Stunden Wandern, ist Sabine Schumacher gut gelaunt: "Es läuft ganz gut. Auf geht's zu den nächsten beiden Runden".
Die nächsten Runden führen auch durch die Nacht. Das Teilnehmerfeld ist inzwischen arg geschrumpft. Nur die beiden Gruppen der 75-Kilometer-, und der 100-Kilometer-Tour sind noch dabei. Nach über 15 Stunden Wandern sieht man vielen Teilnehmern die Erschöpfung an. Jetzt heißt es nur noch: Durchhalten! Mit einem Kopflicht ausgerüstet geht es einsam durch die Nacht.
Im nächsten Jahr soll es weitergehen
Dann ist es geschafft. Um 7:30 Uhr kommt schließlich Sabine Schumacher ins Ziel: Überglücklich und ziemlich geschafft, was man ihr aber nicht ansieht. Noch mit der Urkunde in der Hand steckt sie die nächsten Ziele ab. Noch drei "Hunderter" wolle sie an den nächsten Wochenenden laufen. Und im nächsten Jahr will sie unbedingt am legendären "Kölnpfad" im Rheinland teilnehmen. Der ist 171 Kilometer lang und in 48 Stunden zu absolvieren.
Der Harzmarsch in Blankenburg soll übrigens nächstes Jahr wieder stattfinden. Von ihm aus gern, sagt Veranstalter Marcus Tugendheim. Sabine Schumacher wäre dann auch wieder mit dabei.
MDR (Alisa Sonntag) | Erstmals veröffentlicht am 26.08.2024
Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 26. August 2024 | 19:00 Uhr
D.L. vor 5 Wochen
Ich laufe damit längere Strecken, nutze die Dinger seit Jahren
Martyn_Petrowitsch vor 5 Wochen
Und mit denen wollt ihr wandern gehen? LOL
D.L. vor 5 Wochen
@MDR: Das Ding heißt üblicherweise "Stirnlampe". "Kopflicht" ist mir noch nicht untergekommen ;)