Zwischen Stötterlingen und Bühne Weiter Widerstand gegen Kiesabbau im Ilsetal
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08. August 2024, 10:52 Uhr
Die Einwohnerinnen und Einwohner einer ganzen Region wehren sich seit Mitte der 1990er-Jahre gegen den geplanten Kiesabbau zwischen Bühne und Stötterlingen im nördlichen Harzvorland. Nun aber wurde der Abbau durch das Landesamt für Geologie und Bergwesen formell beschlossen. Das sorgt bei den Menschen vor Ort zwar für Enttäuschung, doch aufgeben wollen sie nicht.
- Im Ilsetal gibt es weiter Widerstand gegen geplanten Abbau von Kies – vor allem aus der Landwirtschaft kommt Gegenwind.
- Gegner des Projekts haben sich mit Sachsen-Anhalts Umweltminister Willingmann getroffen, um an ihr Anliegen zu erinnern.
- Auch die Einheitsgemeinde Osterwieck ist gegen die Pläne und will alle Möglichkeiten ausschöpfen.
Wie gewohnt bewirtschaften die Landwirte ihre Ländereien zwischen Bühne und Stötterlingen (Landkreis Harz). Gerade hat Landwirt Joachim Moshake seine Weizenernte eingebracht. Doch wie lange die Bauern hier noch ihre Felder bestellen können – ungewiss. Die Chancen jedenfalls sind nach dem vorliegenden Planfeststellungsbeschuss gesunken – etwa 50 Hektar bester Ackerboden drohen durch die Kiesabbau-Pläne eines Investors zu Baggerlöchern zu verkommen.
"Beschluss hat uns erschreckt"
"Der Planfeststellungsbeschuss hat uns erschreckt", konstatiert Moshake. Doch die Initiative gegen den Kiesabbau im Ilsetal wolle nun versuchen, die "Hürden der Auflagen für einen möglichen Hauptbetriebsplan so hoch zu legen, wie es nur geht."
Den Gegnerinnen und Gegnern geht es nicht nur um das Ackerland, sondern auch um zu erwartenden Schwerlastverkehr, um Staubbelastung oder um Hochwasserschutz. Die Fläche diene als natürlicher Schutz, sollte die nahe Ilse – wie schon so oft – über die Ufer treten. Und der Boden des Areals "erfüllt eine wichtige Filterfunktion", erklärt Joachim Moshake. Niederschläge und Oberflächenwasser würden auf natürliche Weise gereinigt, wenn sie bis zum Grund- und somit zum Trinkwasser durchsickerten.
Passt Kies-Abbau zu neuer Trinkwasserverordnung?
Die Bedenken sind enorm – und groß sind auch die Erwartungen an die Politik. Doch Armin Willingmann (SPD) nimmt ihnen ein Stück weit den Wind aus den Segeln. Der Umweltminister sagte am Dienstagabend in Stötterlingen, er werde den Planfeststellungsbeschuss als rechtstaatliche Entscheidung respektieren. "Wir sehen eine verunsicherte Bevölkerung, die mit gefallenen Entscheidungen hadert. Aber wir sind ja nicht am Ende des Verfahrens", ergänzte Willingmann mit Blick auf weitere Genehmigungsschritte, die mit einem möglichen Hauptbetriebsplan einhergingen.
Angesprochen auf die neue Trinkwasserschutzgebietsverordnung räumt Willingmann im Gespräch mit 15 Abbau-Gegnerinnen und -Gegnern ein, die Sachlage prüfen zu wollen. "Das war bisher nach neuem Recht nicht zu beurteilen. Hier bitte ich um Verständnis", erläuterte der Umweltminister und ergänzte: "Wir wollen uns mit dieser Frage beschäftigen – auch ich bin dafür sensibilisiert worden."
Einmal mehr hoffen die Einwohnerinnen und Einwohner auch heutzutage auf die Politik – auch wenn sie nach Petitionen im Landtag und zig Ministerbesuchen eher enttäuscht sind. Das sachliche und konstruktive Gespräch mit Umweltminister Willingmann betrachten sie im Nachgang aber als gute Gelegenheit, ihre Anliegen auf politischer Landesebene in Erinnerung gerufen zu haben.
Auch Bürgermeister von Osterwieck gegen Abbau von Kies
Einen festen Verbündeten sehen die Kiesgegner im Bürgermeister der Einheitsgemeinde Osterwieck. Dirk Heinemann (SPD) werde "sein Möglichstes tun, innerhalb der rechtstaatlichen Mittel, die wir haben", sprach er ihnen Mut zu, dieses "Abbauvorhaben und Kiesbagger möglichst lange zu verhindern."
Im nächsten Jahr wollen die Landwirte auf den Feldern zwischen Bühne und Stötterlingen unter anderem wieder Weizen ernten. Und damit das auch in den nächsten Jahrzehnten so bleibt, wollen die Gegnerinnen und Gegner bis zum letzten Strohhalm kämpfen.
MDR (Swen Wudtke, Mario Köhne)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 07. August 2024 | 12:00 Uhr
ElBuffo vor 5 Wochen
Naja, aber so kann man ja zeitnah sehen, wie sich das entwickelt. Nicht dass dann wieder die selben Leute meckern, dass der Krankenwagen 3 Minuten länger braucht und gar kein Krankenhaus im Biotop steht.
DER Beobachter vor 5 Wochen
Kommt schon irgendwann auf natürliche Weise, ElBuffo 🤣🤣🤣...
SGDHarzer66 vor 5 Wochen
Eigentlich wie immer: Willingmann beschwichtigt, gewinnt Zeit und überlässt nach der nächsten Wahl das Problem seinem Nachfolger. Bravo Armin!