Ausgehviertel in Magdeburg Einen Monat Hasselmanagerin – ein Einblick

15. Februar 2020, 11:07 Uhr

Sie soll dem Hasselbachplatz in Magdeburg zu einem besseren Image verhelfen: Hasselmanagerin Alena Hertrich. Nach dem ersten Monat im Amt spricht sie über Pläne, Hoffnungen und erste Erkenntnisse zur Situation am Hasselbachplatz. Sie setzt auf monatliche Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit und vor allem viel Dialog.

Begegnungen machen: Hasselmanagerin Alena Hertrich im Interview
Hasselmanagerin Alena Hertrich im Interview Bildrechte: MD2025/Felix Paulin

Der Hasselbachplatz im Zentrum von Magdeburg hatte in den letzten Jahren immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt. Schlägereien, Razzien, Leerstand und schlechte Stimmung prägten das Image. Die Anwohner fühlten sich nicht mehr sicher, hieß es.

Um die Lage am Hasselbachplatz zu verbessern, war lange ein Nachtmanager im Gespräch, der abends für mehr Sicherheit und Ruhe sorgen sollte. Gekommen ist dann letztendlich Hasselmanagerin Alena Hertrich, die seit Januar 2020 im Amt ist. Entgegen der ursprünglichen Pläne ist sie von Sicherheitsaufgaben explizit entbunden. Was genau sind dann aber ihre Aufgaben? Was für Visionen und was für Probleme gibt es? Nach ihrem ersten Monat im Dienst haben wir mit Alena Hertrich über ihre Eindrücke gesprochen.

Vernetzen wie Spiderman

"Ich könnte so viel Geld gebrauchen, weil ich so viele Ideen habe. Das wird glaube ich das Schwierigste, sich auf die Ideen zu beschränken, die am besten umsetzbar sind und die den größten Mehrwert haben," sagt Alena Hertrich. Ihre Aufgaben sieht sie vor allem in der Imageförderung und darin, Menschen zu verbinden und Konzepte auszuarbeiten, die für alle Parteien funktionieren können.

Der Job ist ein bisschen Spiderman. Vernetzen, versuchen, das Beste für alle rauszuholen. Es ist immer wieder bombastisch, was unsere Stadt alles kann, und was es hier für Menschen gibt, die auch ganz viel wollen für diese Stadt.

Hasselmanagerin Alena Hertrich

Die ersten Kontakte hat sie bereits hergestellt. Einen Konsens zu schaffen, wenn viele Gruppen mit unterschiedlichen Interessen an einem Tisch sitzen, dürfte aber nicht einfach werden. Anwohner, Gastronomen, Dienstleister hatten bisher ganz unterschiedliche Pläne für den "Hassel". Trotzdem zeigt Hertrich sich zuversichtlich. "Alle profitieren davon, wenn der "Hassel" wieder positiver dasteht. Dadurch wird sich auch eine Möglichkeit finden in gute und positive Gespräche zu kommen."

Sie selbst sieht sich darin als objektive Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Interessenten untereinander einerseits und zur Stadt andererseits, um gebündelt Konzepte und Ideen weiterzureichen. Dabei helfen soll unter anderem eine Bürgersprechstunde, die sie gerade einrichtet.

Ein wichtiger erster Schritt

Julia Mantwill, Sprecherin der "Interessengemeinschaft Hassel", einem Zusammenschluss von Gastronomen am Hasselbachplatz und Betreiberin vom Café Central, sieht in der Hasselmanagerin einen wichtigen, wenn auch eher oberflächlich ansetzenden Schritt für den Hasselbachplatz. "Meines Erachtens nach hat sie richtig coole, kreative Ideen, die hier richtig guten Konsens bilden oder bilden könnten für den Hasselbachplatz. Wenn sie die Möglichkeit hat, das durchzuziehen, von ihren Kapazitäten und Ressourcen, damit das Jahr zu gestalten, dann wäre auf jeden Fall einiges gewonnen."

Mantwill hat allerdings Sorge, dass das ganze Projekt an der Finanzierung scheitern oder dass die Hasselmanagerin zwischen die Fronten der Fraktionen in der Stadtpolitik geraten könnte. Besonders gespannt ist sie, was passiert, wenn das erste mal alle Parteien an einem Tisch sitzen. "Sie hat natürlich durch ihre Position einige Kontakte und Vorteile. Aber es wird sehr spannend, wie das wird, wenn sie das alles verknüpft."

Zeit für einen Imagewechsel

Das Image des Hasselbachplatzes hatte zuletzt gelitten. Um es zu verbessern, setzt Hertrich auf positive Anreize. Von einer Verbots- oder Ausschlusspolitik, wie zuletzt diskutiert wurde, hält sie wenig. "Ein Alkoholverbot wäre zum Beispiel rechtlich schon gar nicht umsetzbar. Das ist auch keine Lösung. Wir brauchen eher eine positive Grundstimmung und ineinandergreifende Angebote."

Stattdessen möchte sie durch monatliche Events wie die Adventsfeier am Hassel und die Valentinstagaktion positive Impulse setzen und Menschen zusammenbringen. Dabei helfen sollen auch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Denn an dem schlechten Image trage auch die Berichterstattung einen Anteil. "Ich sehe da auch ein bisschen die Problematik in unseren Medien, dass wenn etwas passiert am Hasselbachplatz, dass dann auch zurückgeguckt wird, was ist vor 3 Monaten passiert, was ist vor 5 Monaten passiert, und dadurch baut sich dann eben auch ein Berg von Negativem auf. Der für Menschen, die hier direkt leben, vielleicht gar nicht so fassbar ist."

Mit positiven Konzepten ans Ziel

Alena Hertrich glaubt fest an die Strahlkraft positiver Konzepte. "Ich denke, es ist immer eine kleine Kettenreaktion. Wenn wir hier positive Dinge schaffen, wieder mehr Menschen herkommen, lockts auch logicherweise wieder Gastronomie her. Es gibt verschiedene Konzepte von Parteien, die Richtung Gewerbe abzielen, die sehr positiv in der Außenwirkung sein können." Sie sei in Kontakt mit der Leerstandsmanagerin und zuversichtlich, dass sich einiges tun werde.

Der Leerstand sei zwar eine Herausforderung, die könne man aber auch als Chance begreifen, denkt Julia Mantwill vom Café Central. "Alle merken, hier ist Bewegung drin, da passiert was, da sind mitunter auch konstruktive Ansätze, und das stimmt alle irgendwie positiv. Wahrscheinlich auch die Leute, die nur als Gäste herkommen."

Das Straßenschild "Hasselbachplatz"
Wo soll es hingehen mit dem "Hassel"? Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Wie gut die monatlichen Aktionen, die von Hertrich geplant sind, bei einer jungen Zielgruppe ankommen, kann sie noch nicht abschätzen. Gründe für Veränderungen am „Hassel“ sieht sie auch in allgemeinen Veränderungen im Zeitgeist. Sie findet, man müsse jetzt gucken: "Was sind potentiell erfolgreiche Angebote, die eben jetzt hierhin gehören?"

Sicherheit bleibt Aufgabe der Polizei

Die viel diskutierte Sicherheitslage ist von den direkten Aufgaben der Hasselmanagerin explizit ausgeschlossen worden. Julia Mantwill findet das richtig. "Sicherheit ist ganz klar ein Thema der Polizei oder mitunter des Ordnungsamtes. Das gehört für mich wirklich nicht in das Hasselmanagement rein." sagt Mantwill. Ohnehin findet sie, die Lage habe sich deutlich beruhigt. Eine krasse Kriminalitätsrate lasse sich hier nicht nachweisen. Alena Hertrich findet, es sei durch die verstärkte Präsenz von Polizei und Ordnungsamt schon viel ruhiger geworden.

Ergänzend zur Präsenz von Polizei und Ordnungsamt und gemeinsamen Projekten für Interessenten möchte sie auch Angebote für Jugendliche schaffen, damit diese sich verwirklichen können. Ihr Wunsch wäre ein gut gestaltetes Jugendzentrum, das den Jugendlichen Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung gibt. Auch sowas helfe, die Lage vor Ort zu beruhigen. "Ich denke immer noch, dass wir mit positiven Menschen, die lächeln, die hier was Schönes aufbauen, die Schatten vertreiben können."

Konkrete Projekte wollte sie noch nicht nennen. So bleibt schwer abschätzbar, welche Entwicklung der "Hassel" langfristig nehmen wird, und wie gut die Projekte der Hasselmanagerin anlaufen werden. Sie hat sich einiges vorgenommen. Immerhin steht ihr Jahresplan laut eigener Aussage schon seit Tag vier. "Wir alle können gemeinsam dafür sorgen, dass unser Zentrum wieder positiv besetzt ist."

Magdeburger drücken die Daumen

Die befragten Magdeburger drücken ihr dafür die Daumen. Viele gaben an, sich am Hassel ziemlich wohl zu fühlen. Besonders die Anwohner erklärten, Sicherheitsprobleme eigentlich nur vom Hörensagen zu kennen. Nur manchmal, wenn zu viele Betrunkene herumsäßen, sei es bisweilen etwas unangenehm. Nur wenige gaben an, sich aus Sicherheitsgründen nicht mehr wohl zu fühlen. Als störend empfanden die meisten eher Dreck, Lärm und Unordnung, die immer mal wieder entstünden.

Einige wünschen sich mehr Cafés, Angebote für Kinder, wieder andere mehr Sitzgelegenheiten für draußen. Auf die monatlichen Aktionen freuen sich einige und hoffen, dass die vielleicht Leute dazu motivieren können, sich selbst einzubringen. Sie begrüßen deshalb mehr Öffentlichkeitsarbeit und die Bürgersprechstunde, in der sie sich an gemeinsamen Konzepten beteiligen wollen.

Um all das zu vernetzen und Kompromisse zu finden, wird viel Arbeit und Geduld nötig sein. Manche sind skeptisch, ob sie das schaffen kann. "Dazu bräuchte es Superkräfte", mag manch einer denken. Ein bisschen wie Spiderman eben.

Leonard Schubert
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Über den Autor Leonard Schubert arbeitet seit diesem Jahr in der Online-Redaktion von MDR SACHSEN-ANHALT. Seine Interessensschwerpunkte sind Politik, Umwelt und Gesellschaft. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er beim Charles Coleman Verlag, für das Outdoormagazin Walden und beim ZDF.

Neben seinem Praktikum arbeitet er an seinem Masterabschluss in Friedens- und Konfliktforschung. Über den Umweg Leipzig kam der gebürtige Kölner 2016 nach Magdeburg, wo er besonders gern im Stadtpark unterwegs ist.

In seiner Freizeit steht er mit großer Leidenschaft auf den Poetryslambühnen Sachsen-Anhalts oder sitzt mit einem Eisbärbier am Lagerfeuer, irgendwo in Skandinavien.

Quelle: MDR/ls

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | MDR SACHSEN-ANHALT | 14. Februar 2020 | 07:30 Uhr

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