Drei Panzerfragmente der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) aus dem Kieswerk Barleben-Adamsee.
Drei Panzerfragmente der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) aus dem Kieswerk Barleben-Adamsee. Bildrechte: Uwe Beye

Wissen-News Eiszeitliche Schildkrötenfunde bei Magdeburg deuten auf Konserven aus der Steinzeit hin

26. April 2024, 15:58 Uhr

Experten haben aus der Kiesgrube Barleben-Adamsee bei Magdeburg rund 50.000 Jahre alte Schildkrötenpanzerfragmente geborgen. Bei den Schildkröten könnte es sich um leicht transportable Nahrungs-Reserven gehandelt haben.

Die zahlreichen Kiesgruben im mittleren Elbtal bei Magdeburg haben bereits viele besondere archäologische Funde aus dem Zeitraum zwischen dem mittleren Pleistozän (Eiszeitalter) und der Neuzeit geliefert. Im Bereich des Adamsees bei Barleben (Landkreis Börde) erfolgte die Aufschotterung über einen Zeitraum von mehreren zehntausend Jahren. Andernorts sind die entsprechenden Schichten oft so mächtig überdeckt, dass sie – abgesehen vom Braunkohletagebau – kaum angeschnitten werden.

Wissen

Die Illustration zeigt eine junge Frau mit nackenlangen Haaren und einem dunkelroten Shirt. 34 min
Bildrechte: MDR/Jessica Brautzsch

MDR+ Fr 16.12.2022 12:00Uhr 34:05 min

Audio herunterladen [MP3 | 31,2 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 63,7 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/wissen/podcast/challenge/archaeologie-geschichte-zeitkapsel-sensation-in-tausend-jahren-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wissen

Die Illustration zeigt eine junge Frau mit nackenlangen Haaren und einem dunkelroten Shirt. 34 min
Bildrechte: MDR/Jessica Brautzsch
34 min

MDR+ Fr 16.12.2022 12:00Uhr 34:05 min

Audio herunterladen [MP3 | 31,2 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 63,7 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/wissen/podcast/challenge/archaeologie-geschichte-zeitkapsel-sensation-in-tausend-jahren-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Neue Forschungswege beschritten

Unter den neueren Funden aus dem Adamsee stechen fünf Fragmente von Schildkrötenpanzern heraus, die der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) zugeordnet werden können. Alle Fragmente wurden jeweils zwei Mal mit der Radiocarbonmethode datiert. Es ergibt sich ein Alter zwischen etwa 50.000 und 42.000 Jahren vor heute. Die Schildkröten lebten somit während der Weichsel-Kaltzeit, eine für Mitteleuropa unerwartete Datierung. Denn die in der Erde abgelegten Eier der Europäischen Sumpfschildkröte benötigen eine Temperatur von mehr als 18 bis 20 Grad Celsius, damit die Jungtiere sich entwickeln können.

Die Funde von Barleben-Adamsee dürften damit außerhalb des damaligen natürlichen Verbreitungsgebiets der Europäischen Sumpfschildkröte liegen, was die Frage nach ihrer Herkunft aufwirft. Ethnographische und historische Vergleiche zeigen, dass Menschen Schildkröten häufig als Proviant, gewissermaßen als "lebende Konserven" auf Reisen mitnahmen. Die Tiere sind leicht transportabel und bieten auch bei ausbleibendem Jagd-Erfolg eine Versorgung mit frischem Fleisch. Es wäre möglich, dass eiszeitliche Jäger – Neandertaler oder moderne Menschen – die Schildkröten in nördliche, kühle Gefilde mitbrachten. Ob dem tatsächlich so ist, werden zukünftige Forschungen erweisen müssen.

Links/Studien

Die Studie " Emys orbicularis (Europäische Sumpfschildkröte) aus dem Kieswerk Barleben-Adamsee" ist im Band "Archäologie in Sachsen-Anhalt 11/23 " erschienen.

cdi/pm

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 25. April 2024 | 15:30 Uhr

0 Kommentare

Mehr zum Thema