
60 km/h schnell Nandu bei Gerwisch entlaufen: "Bei Gefahr droht der Abschuss"
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22. Mai 2024, 18:18 Uhr
Am Dienstag ist ein freilaufender Nandu neben der Bundesstraße eins am Ortseingang zu Gerwisch gesichtet worden. Die Polizei konnte den riesigen Vogel nicht einfangen. Wo er gerade unterwegs ist, ist unbekannt. Mit seinen etwa 25 Kilogramm und 1,50 Meter Größe könnte er für Autofahrende zur Gefahr werden. Schätzen die Behörden das Risiko als zu groß ein, droht dem Nandu der Abschuss.
- Bei Gerwisch an der B1 ist ein entlaufener Nandu gesichtet worden.
- Nandus büxen in Sachsen-Anhalt immer wieder aus. Sie einzufangen ist schwer.
- Sollte der Vogel als große Gefahr eingeschätzt werden, könnte er zum Abschuss freigegeben werden.
Am Ortseingang von Gerwisch im Jerichower Land hat am Dienstag ein freilaufender Nandu für große Aufregung gesorgt. Der Vogel war auf dem Feld direkt neben der B1 unterwegs und kam der Fahrbahn immer wieder neugierig nahe. Die Polizei sicherte die Straße und den Nandu ab, um einen möglichen Zusammenstoß zu verhindern. MDR- SACHSEN-ANHALT-Reporter Hagen Tober, der gerade zufällig bei Gerwisch vorbeikam, filmte die Szene mit seinem Team.
Am späten Nachmittag entwischte der Nandu wieder und lief über die Felder davon. Wo sich der bis zu 60 Kilometer pro Stunde schnelle Laufvogel derzeit befindet, ist unklar. Vogel-Experte Axel Schonert geht davon aus, dass der Nandu aus einer privaten Züchtung entlaufen ist. Mittlerweile würden sehr viele Menschen zu Hause privat Nandus züchten, häufig zum Verzehr.
Nandu
Nandus sind flugunfähige Laufvögel. Sie werden bis zu 1,40 Meter hoch und bis zu 25 Kilogramm schwer. Auf der Flucht erreichen sie Geschwindigkeiten von bis zu 60 Kilometer pro Stunde.
Sie fühlen sich im Grasland am wohlsten und sind eigentlich in Südamerika beheimatet. Ein paar Nandus haben sich inzwischen aber auch in Deutschland angesiedelt.
Immer wieder entwischen Nandus
In den letzten Jahren ist es in Sachsen-Anhalt häufiger vorgekommen, dass Nandus ausgebüxt sind. Erst vor wenigen Wochen hat Michael Engelmann vom Tierpark Köthen bei Zörbig einen entlaufenen Nandu mit Hilfe eines Betäubungsgewehrs eingefangen. Die Nandu-Dame lebt jetzt im Tierpark Köthen.
Es gibt aber auch einige freilaufende Nandus in Deutschland, die nicht wieder eingefangen wurden. So gibt es etwa eine etwa 500 Tiere große Population in Mecklenburg-Vorpommern. "Die Nandus kommen bei uns in Deutschland sehr gut klar. Sie fressen fast alles, was grün ist, Körner und Kleintiere. Im Winter gerne frisch eingesäten Raps von den Feldern. Die finden genug", erklärt Engelmann.
Sie bevorzugten offene Landschaften wie zum Beispiel Getreidefelder, wo sie gut laufen könnten. Die größte Gefahr für die freien Nandus ginge wahrscheinlich von Verkehrsunfällen oder Wölfen aus, so Engelmann.
Nandu: Gut angepasst, schwer einzufangen
Der Vogel-Experte Axel Schonert meint ebenfalls, man könne den enlaufenen Nandu von Gerwisch im Grunde einfach auf dem Feld stehen lassen. "Für den Straßenverkehr sind Nandus genauso gefährlich wie ein Reh, ein Wildschwein, ein Dachs oder ein Fuchs. Nandus tun keinem was und machen eigentlich keine Probleme. Das sieht man auch in Mecklenburg-Vorpommern. Also eigentlich kann man den Vogel auch einfach auf dem Feld stehen lassen und wenn er Glück hat, wird er 20 Jahre alt."
Dass Nandus wieder eingefangen werden und dann einen Platz zum Leben bekommen, obwohl es in der Regel bei privat entflohenen Nandus keine Papiere gebe, sei sowieso eher selten. Denn Nandus einzufangen sei nicht zuletzt auf Grund der Geschwindigkeit der Tiere äußerst schwierig. Und ob es nötig sei, den Nandu mit Hilfe vieler Mittel und Experten einzufangen, sei fraglich.
Abschuss: Ausnahmegenehmigung bei zu hoher Gefahr
Einfach abgeschossen werden dürfen freilaufende Nandus in Sachsen-Anhalt nicht. Das liegt laut Schonert daran, dass sie nicht im Jagdrecht aufgeführt wurden, weil es bei der Erstellung des Jagdrechts keine wilden Nandus in Deutschland gab.
In Ausnahmefällen kann das Landesverwaltungsamt aber eine Ausnahmegenehmigung für den Abschuss erteilen. Dafür müsse der Nandu eine zu große Gefahr für Menschen darstellen – insbesondere durch drohende Verkehrsunfälle. Zum Jahreswechsel 2022/2023 ist mit dieser Begründung ein Nandu zum Abschuss freigegeben und von einem Jäger erschossen worden.
Ein ähnliches Schicksal könnte dem Nandu von Gerwisch drohen, falls er als hohes Risiko eingestuft wird. "Ist die Gefahr zu hoch, droht dem Vogel der Abschuss", erklärt Michael Engelmann. Konkret sind solche Maßnahmen nach derzeitigem Kenntnisstand aber nicht geplant.
MDR (Leonard Schubert)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Mai 2024 | 07:40 Uhr
Bruder Wachturm vor 47 Wochen
Betäubungspfeile schießen Tierärztinin und Tierärzte aus nächster Nähe mit einem Blasrohr ab. Das klappt bei Tieren, die in einem kleinen Käfig gefangen sind und das auch nicht immer beim ersten Versuch. In offenem Gelände ist man damit gegen ein 60 km/h schnelles Riesenhühnchen chancenlos.
wuff vor 47 Wochen
Für mich geht die Gefahr meistens von den Menschen aus, lasst ihn einfach laufen.
Loko66 der ECHTE Leipziger vor 47 Wochen
Warum abschießen ???????????????????
Haben die dort keine Betäubungspfeile oder ähnliches ?