
Aschersleben Nie wieder in der Schlange stehen: Wie smarte Einkaufssysteme unser Einkaufsverhalten verändern könnten
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28. September 2024, 08:00 Uhr
Weniger Zeitverschwendung beim Einkaufen im Supermarkt: Selbstbedienungskassen und smarte Einkaufswagen sollen Zeit sparen. Viele Supermärkte führen solche Systeme ein und schulen dafür auch ihre Kundinnen und Kunden – so wie in Aschersleben.
Am Eingang des Supermarktes in Aschersleben stehen grüne Einkaufswagen, ausgestattet mit Tablet-Computern. "Ich muss meine Artikel hier, die ich in den Wagen packe, nicht noch einmal aufs Band legen und wieder in den Wagen räumen", sagt Kaufmann Heiko Grunert. Das alles soll Zeit sparen und dabei helfen, zielgerichteter einzukaufen. "Ich sehe hier meinen Einkaufszettel, wie er langsam anwächst. Bewege ich mich im Rahmen des Budgets oder bin ich schon drüber weg?", sagt der Unternehmer. Eine Kundin packt währenddessen einen der smarten Einkaufswagen aus. Der Einkauf lasse sich schneller erledigen. Sie könne die Waren gleich vom Korb ins Auto packen.
Die Umstellung auf neue Systeme: Kundenreaktionen
"Wir kommen klar damit, obwohl wir schon etwas älter sind", sagt eine Kundin. Doch nicht alle können sich mit dem neuen Einkaufen anfreunden. "Nee, das ist mir ein bisschen zu kompliziert. Sicher, man kann das noch lernen, aber im Moment weiß ich nicht", sagt eine andere Kundin.
Insgesamt steigt die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer – und das nicht nur hier, sondern auch anderswo. An den Selbstbedienungskassen gibt es viel zu erklären für die Verkäuferinnen. "Aber das klappt auch", sagt ein Kunde. "Die Aufsicht erklärt zum Beispiel, wie man Obst und Gemüse scannt, wenn es keinen Barcode gibt."
Mehr Eigenverantwortung durch neue Systeme
Die neuen Systeme bedeuten auch mehr Eigenverantwortung für die Kunden, wenn sie ihren Bezahlvorgang selbst abwickeln. Der Kunde sieht in der App, wie sein Einkaufsvolumen langsam anwachse. Aber kaufen wir tatsächlich so effizienter ein?
Professor Georg Felser beschäftigt sich an der Hochschule Harz mit Wirtschaftspsychologie. "Die Erfahrung sagt ja zunächst einmal, dass Einkaufen mit Einkaufszettel und geplantes Einkaufen normalerweise die ungeplanten Einkäufe reduziert", stellt er fest. Spontane Käufe, die trotz Einkaufszettel getätigt würden, seien häufig Belohnungen – für die eigene Disziplin.
Selbstbedienungskassen könnten helfen, ungeplante Einkäufe zu reduzieren. Und zwar, weil Kunden über jeden Gegenstand nachdenken, wenn sie ihn noch einmal selbst in die Hand nehmen.
Was bedeutet die Einführung für das Supermarkt-Personal?
Die neuen Einkaufssysteme sind auch praktisch für die Kaufleute. "Wir haben ohnehin durch unsere Struktur im Haus einen sehr hohen Anteil von Kunden, die kleine Einkäufe machen", stellt Supermarkt-Unternehmer Heiko Grunert fest. "Personaltechnisch sparen wir durch diese Maßnahme nichts ein, weil wir die freigewordene Zeit nutzen, um die Mitarbeiter auf der Fläche zu haben." Die Verkäufer stünden zur Kundenberatung zur Verfügung.
Die Verbreitung von Self-Checkout-Systemen
2023 haben mehr als 5.000 Geschäfte bundesweit im Einzelhandel Self-Checkout-Systeme angeboten. Doppelt so viele wie 2021, wie das Marktforschungsinstitut Infas Quo schreibt. Eine repräsentative Studie im Auftrag der Euro-Kartensysteme zeigt: Fast jeder fünfte Kunde nutzt regelmäßig SB-Kassen.
Vorteile für Supermärkte: Effizienz und Personaleinsatz
Ganz uneigennützig führen Supermarktbetreiber die Selbstbedienungssysteme aber nicht ein: "Es schafft einfach die Chance, den Kassenvorgang noch schneller abzuwickeln, was gerade im Lebensmittelbereich von Vorteil ist, wo man sieht, wie viele Kassen teilweise zusätzlich geöffnet werden müssen", stellt Knut Bernsen vom Handelsverband fest. Zum einen würden die Selbstbedienungskassen den Prozess für die Kunden beschleunigen. "Zum anderen schafft es auch Personalkapazitäten, die dann auf der Verkaufsfläche eingesetzt werden können."
Kontrollmechanismen: Vertrauen und Sicherheit bei smarten Einkaufswagen
Die neuen Systeme bedeuten aber auch mehr Eigenverantwortung. "Wir vertrauen grundsätzlich unseren Kunden", sagt Kaufmann Heiko Grunert. "Der Wagen ist mittlerweile so intelligent, dass er bemerkt, wenn viele Artikel in den Wagen gepackt werden, ohne dass sie gescannt wurden." Dann gebe es eine Warnmeldung oder der Wagen werde automatisch zur Kontrolle angemeldet. Außerdem gebe es Stichproben.
Zukunftsaussichten: Wie werden sich Supermärkte verändern?
Inwieweit die neuen Systeme unseren Einkaufsalltag verändern, wird sich zeigen. Die Zahl der Nutzer steigt. Und wer will, kann nach wie vor klassisch seine Einkäufe aufs Band legen. Die neuen Selbstbedienungskassen aber werden angenommen. So sehr, dass auch dort mitunter Warten angesagt ist. Aber nur kurz.
MDR (Tom Gräbe, Johanna Daher)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 13. August 2024 | 08:40 Uhr
Ein Dorfjunge vor 27 Wochen
Vor 15 Jahren in den Niederlanden längst Alltag und unkomplizierter als das System von Edeka und Co.
Selbst Kunden ohne Smartphone, ohne irgendwelche Kundenkonten und Onlinebezahlsystemen konnten damals schon smarte Einkaufswagen nutzen, 10 Jahre bevor in Deutschland das System entdeckt wurde.
Deutschland hinkt oft hinterher und dann wird alles unnötig verkompliziert. Smart ist das System von Edeka nicht unbedingt.
Aus eigener Erfahrung beschleunigen die SB-Kassen derzeit auch nicht den Einkauf, ein Mitarbeiter muss immer in der Nähe stehen, wegen Freigaben usw. Das Selbstscannen dauert auch seine Zeit und eigentlich müsste es da noch einen kleinen Rabatt geben, der Kunde erledigt die Arbeit der eingesparten Kassierer.
Bei unseren Nachbarn wo SB-Kassen, wie auch smarte System zum Alltag gehören bieten die Händler zumindest den Kunden einige Gegenleistungen an, da gibt es einen kostenlosen Kaffee im Supermarkt, da werden die Einkäufe auf Wunsch auch nach Hause geliefert.
W.Merseburger vor 27 Wochen
Natürlich ist nur noch eine Frage der Zeit bis das "smarte Einkaufen" dem Kunden aufgeladen wird. Damit spart der Supermarkt Personal, was sowieso nur "böser" Kostenfaktor ist. Dass damit der Supermarkt mehr Qualität bei Beratung usw. erhält, stammt aus einem Märchen.
Mir persönlich gefällt ein System der Apotheken, wo die Fachkraft nur noch das Arzneimittel in den Rechner eingibt, um es dann automatisch zugeschickt zu bekommt. So etwas wäre doch für Supermärkte auch denkbar natürlich mit KI und ohne dem Markt zu betreten. Damit brauchte man die vielen Produkte wie Wurst, Fleich, Obst und Gemüse usw sich nicht mehr anzusehen, und würde sie nach eigener Spracheingabe per Smarphon vielleicht per Rohrpost oder modernerem Equipement (Roboter) nach Bezahlung absacken können. In der Zeit zwischen Bestellung und Lieferung könnte der Kunde neueste Computerspiele herunterladen und sich so zusätzlich bilden.