Künstliche Intelligenz in der Verwaltung Warum KI die Behördenarbeit umkrempeln wird – aber noch Zukunftsmusik ist
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17. August 2024, 13:10 Uhr
Chatbots, die Anwohneranfragen beantworten, Echtzeit-Übersetzungen, automatische Auswertungen von Daten – die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in Behörden sind vielfältig. Der Salzlandkreis zum Beispiel prüft den Einsatz von KI in der Verwaltung. Bis Künstliche Intelligenz die Ämter bei der Arbeit unterstützt, wird es jedoch noch dauern.
- Die öffentliche Verwaltung ist ein ideales Einsatzgebiet für Künstliche Intelligenz, sind sich viele Experten einig.
- Allerdings fehlen bislang entscheidende Rahmenbedingungen und große Investitionen. Die braucht es, damit die Vewaltung wirklich digital werden kann.
- Fest steht schon jetzt: Eine digitale Verwaltung, mit oder ohne künstlicher Intelligenz, ist eine Daueraufgabe und kein kurzzeitiges Projekt.
24 Stunden Erreichbarkeit, Anfragen, die ein Chatbot beantwortet, Echtzeit-Sprachübersetzungen in Ämtern, Ausfüllhilfen für Formulare, Datenaufbereitung und -auswertung für Gesundheitsämter und Verkehrsplanung – die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in Behörden sind vielfältig. Der Einsatz von KI kann Zeit sparen und letztlich Geld.
Überall dort, wo Informationen interpretiert werden müssen, lässt sich Künstliche Intelligenz einsetzen. "Die öffentliche Verwaltung, anders als viele andere Industrien, arbeitet ja hauptsächlich mit Informationen", sagt Thomas Langkabel, National Technology Officer bei Microsoft. "Das heißt, der Grundtreibstoff für KI ist hier ganz besonders vorhanden, nämlich Daten, um mit der KI etwas Sinnvolles anzufangen."
Salzlandkreis als Vorreiter: KI in der Verwaltung
Das sagt der Microsoft-Manager bei einem Treffen des Wirtschaftsbeirates des Salzlandkreises in dieser Woche. Der Landkreis ist Teil des Innovationsrings beim Deutschen Landkreistag, einer Art Think Tank der Landkreise. Der Microsoft-Mitarbeiter wird auch mit der Leitungsebene der Kreisverwaltung über Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz sprechen.
Der Landkreistag Sachsen-Anhalt sieht in der Nutzung von Künstlicher Intelligenz große Chancen für Bürger und Verwaltung. Geschäftsführerin Ariane Berger sagt, KI sei für alle Fachbereiche sinnvoll. Allerdings brauche es Rahmenbedingungen, stellt sie fest. "Die vielbeschworene Digitalisierungsrendite, die Effizienzrendite – Digitalisierung spart in Zukunft Geld – tritt erst dann ein, wenn wir Millionen in unsere Basisinfrastruktur investieren."
Große Investitionen sind notwendig
Es brauche Speichergrundlagen, Verbindungsnetze, Arbeitsplätze, Fachverfahren, Anwendungen. Alles, was in der Verwaltung digital gemacht würde, müsse in eine neue Zeit gehoben werden. "Vor dieser Aufgabe stehen Land, Bund und Kommunen gleichermaßen, und überall ist das Geld knapp."
Um KI flächendeckend zu nutzen, müssten Mitarbeiter in Ämtern geschult werden. Weiterhin bräuchten die Kommunen bei der Einführung von Künstlicher Intelligenz in der Verwaltung auch finanzielle Unterstützung durch das Land. Bei einer erfolgreichen Einführung werde man Effizienzgewinne verzeichnen.
Microsoft-KI-Experte Thomas Langkabel sieht noch eine weitere Herausforderung: die gesetzlichen Rahmenbedingungen. "Wir haben in den vergangenen Jahren immer die deutsche Verwaltung darauf trainiert, auf das Thema Datensparsamkeit zu setzen und auch das Thema Zweckbindung von Daten zu verfolgen." Da müsse man fundamental herangehen. "Das gilt für personenbezogene Daten sicherlich deutlich anders, aber da sind wir auch in der Vergangenheit über das Ziel hinausgeschossen", so der Microsoft-Mitarbeiter.
Der nächste Schritt: Von der Theorie zur Praxis
Allerdings: technisch machbar ist der Einsatz. Wenn es Speichermöglichkeiten gibt, Dateninfrastruktur, Verträge mit Dienstleistern und Rahmenbedingungen, stellt Landkreistags-Geschäftsführerin Ariane Berger fest. "Wenn man das entscheidet – und dafür kann ich hier im Land nur werben – dann kann es schnell gehen." Allerdings sei Künstliche Intelligenz eine Daueraufgabe, kein Projekt. "Man kann die KI nicht einmal installieren und dann läuft sie, sondern sie muss stetig begleitet werden."
Im Salzlandkreis prüft die Kreisverwaltung den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Bis KI auf dem Amt zum Alltag gehört, wird es aber wohl noch dauern.
MDR (Tom Gräbe, Lucas Riemer)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 17. August 2024 | 12:00 Uhr
pwsksk vor 4 Wochen
@Altlehrer, ich möchte ihnen nicht zu nahe treten, aber das was sie schreiben, ist wirklich "altbacken".
Jedes Unternehmen und erst Recht die Verwaltungen haben die Möglichkeiten, den Stuhl, die Stuhlhöhe, den Winkel des Bildschirm und dessen Standort auf dem Schreibtisch so zu positionieren, das es neuesten ergonomischen Richtlinien entspricht. Und Flachbildschirme dürften sich auch langsam durchgesetzt haben.
Es gehört aber seitens der IT deutschlandweit ein ungeheuerer Aufwand dazu, ein Netzwerk zu installieren, welches auch länderübergreifend funktioniert. Das klappt global fast überall besser als in Deutschland. Wir haben die Zeit auch hier verschlafen. Schon Frau Merkel brauchte keine Rechner, wie sie selbst sagte.
Altlehrer vor 4 Wochen
Kenn ich aus der Familie und ist erklärbar. In vielen Verwaltungen sind die Arbeitsplätze weitab von ergonomischen Standards, vor allem die Bildschirme ! Deshalb Papier!
Andreas58 vor 4 Wochen
träumt weiter, der Wasserkopf an Verwaltung wird immer größer,-und die lähmen sich mit ihren Formularen gegenseitig. Jeder kämpft um seine Daseinsberechtigung und drangsaliert damit die normalen Menschen.