RS-Virus, Grippe, krankes Personal So ist die Lage in den Kliniken in Sachsen-Anhalt

05. Januar 2023, 15:48 Uhr

RS-Virus, Corona, Grippe: Wegen Atemwegserkrankungen sind die Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt seit Wochen stark belastet. Große Probleme gibt es besonders in den Kinderstationen. Nach den Feiertagen zeichnet sich eine leichte Entspannung ab, das ergab eine MDR-Umfrage.

Atemwegserkrankungen wie Corona, die Grippe und das RS-Virus haben Sachsen-Anhalts Krankenhäuser zuletzt stark gefordert. In einigen Kliniken zeichnet sich in dieser Woche eine leichte Entspannung ab, darunter in Magdeburg und in der Altmark. In Stendal, Naumburg und weiteren Krankenhäusern ist die Lage weiterhin angespannt. Das zeigt jetzt eine stichprobenartige Umfrage von MDR SACHSEN-ANHALT.

Magdeburg: Wieder mehr freie Betten nach Aufnahmestopp

Die Kinderstationen in den Magdeburger Kliniken waren in der Vorweihnachtszeit am Limit. Personal-Engpässe und ungewöhnlich starkes Infektionsgeschehen bei Grippe und RS-Viren führten mehrfach zu kurzzeitigen Aufnahmestopps auf den Kinder-Intensivstationen.

Der Direktor der Kinderklinik am Uniklinikum Magdeburg, Denis Schewe, sagte nun, es dominierten weiterhin die RS-Virus-Infekte als vorherrschendes Krankheitsbild. Es gebe aber nun wieder mehr freie Betten. Auf den Erwachsenen-Stationen sind die Atemwegs-Infekte nach Angaben einer Klinikums-Sprecherin deutlich zurückgegangen.

Am Städtischen Klinikum in Magdeburg gibt es hingegen keine Entwarnung. Sowohl bei den Grippe- als auch Covid-Infekten ist weiter von einem hohen Patienten-Aufkommen die Rede.

Stendal: Viele Kinder mit RS-Virus im Krankenhaus

Im Stendaler Johanniter-Krankenhaus ist das Patienten-Aufkommen weiterhin sehr hoch. Der Chefarzt der Kinderklinik, Volker Degenhardt sagte, vor allem das RS-Virus bringe sehr kranke Kinder mit Lungenentzündungen und Sauerstoff-Bedarf. Bislang hätten aber nur zwei Kinder in eine andere Klinik mit Intensivstation verlegt werden müssen. In Stendal müsse zudem weiterhin ein hoher Krankenstand beim Personal kompensiert werden.

Auch bei den Erwachsenen im Johanniter-Krankenhaus kann nach Aussage von Chefarzt Michael Gross von Entspannung keine Rede sein. Nach wie vor gebe es zahlreiche schwere Grippefälle, bei einigen Patienten auch verstärkt durch Vorerkrankungen.

Altmark-Klinikum: Lage entspannt

Am Altmark-Klinikum in Gardelegen und Salzwedel hat sich die Infektions-Lage nach Angaben einer Sprecherin zumindest entspannt. Stationär würden überwiegend Säuglinge und Kleinkinder behandelt. Betten seien verfügbar.

Dessau-Roßlau: Zahl der Patienten mit Atemwegserkrankungen deutlich gesunken

Am Dessauer Klinikum ist die Zahl der Patienten mit Erkrankungen der Atemwege recht deutlich gesunken. Das teilte ein Sprecher mit. Vor zwei Wochen waren es demnach noch 92 Patienten, die stationär behandelt wurden, am Mittwoch schließlich 53.

Ob der Trend mit den Feiertagen zu tun habe, müsse sich in den kommenden Tagen zeigen. Grundsätzlich habe man aber den Eindruck, die Welle habe ihren Höhepunkt überschritten und die Lage normalisiere sich langsam.

Lutherstadt Wittenberg: Krankes Personal

Am Paul Gerhard Stift in Lutherstadt Wittenberg nennt der Ärztliche Direktor Franz Kleber die Situation "nicht abgeflaut, aber handhabbar". Mehr Sorgen als die Infektions-Welle bei den Patienten mache ihm der Krankenstand des Personals. Ungewöhnlich belastend für die Wittenberger Klinik sei zudem, dass andere Kliniken im Großraum nur Notfälle behandeln würden.

Eine leichte Beruhigung sei auf der Kinderstation im Paul Gerhardt Stift zu beobachten, Atemwegs-Viren würden aber weiter vorherrschen.

Halle: Wenige Kinder-Intensiv-Betten sind Problem

Auf den Kinderstationen im Landes-Süden schwankt die Lage zwischen "relativ stabil" auf den Normal-Stationen und "etwas angespannt" in der Intensivmedizin. Bei den Erwachsenen spricht man mittlerweile wieder von in der Jahreszeit typischem Patienten-Aufkommen. Das sagt Dirk Burkard von der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt, der im engen Austausch mit den Kliniken im Süden des Bundeslandes steht.

Die Lage habe sich nicht weiter verschärft, müsse aber nach Ende der Ferien genau beobachtet werden. Problematisch seien die geringe Zahl der Kinder-Intensiv-Betten sowie sogenannte Superinfektionen, die entstehen, wenn sich Krankheitserreger überlagerten.

Naumburg: Schwere Krankheitsverläufe bei Erwachsenen

Am Klinikum Burgenlandkreis in Naumburg ist aufgrund schwerer Krankheitsverläufe die Belastung für das Personal auf der Erwachsenen-Station aktuell weiter sehr hoch. Das berichtet eine Sprecherin. Zudem gebe es erhebliche Probleme, betagte Patienten nach der Behandlung zurück in Pflegeheime zu verlegen. Allerdings entspanne sich die Lage auf der Kinderstation.

Zeitz: Leichter Rückgang der Patienten-Zahl mit Atemwegs-Beschwerden

An der Klinik in Zeitz ist laut einer Sprecherin ein leichter Rückgang der Zahl der Patienten mit Atemwegs-Beschwerden, vor allem im Erwachsenen-Bereich zu beobachten.

Merseburg: Situation normalisiert

Am Carl-von-Basedow-Klinikum in Merseburg spricht Geschäftsführer Lutz Heimann davon, dass sich die Situation normalisiert habe.

MDR (Max Hensch, Julia Heundorf)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Januar 2023 | 07:30 Uhr

7 Kommentare

Shantuma am 06.01.2023

Dabei spielt die Vergütung von Arbeit durchaus eine relevante Rolle für die Gesundheit.

Denn je höher das Einkommen, desto besser ist auch meist die Gesundheit der Einkommenerzielenden.

D.h. in einem Niedriglohnland wie Sachsen-Anhalt wirkt sich dies dann negativ auch auf die Belastung von Krankenhäusern aus.

Aber hey wir bekommen ja Intel weil Magdeburg ja so bekannt ist für die Chip-Entwicklung.
Weil identische Firmen schon vor Ort sind, oder weil die Intelligenz dafür da ist.
Oder weil man billig ist. Man kann sich die Gründe aussuchen.

Ich sage nur, das Grünheide auch recht nah an Polen ist.

pwsksk am 06.01.2023

Bitte nicht Worte verdrehen. Es fiel das Wort "Arbeitsplätze" allgemein. Aber, bzgl. Ärzte und Gesundheitswesen sollten sie schon wissen, was Herr Lauterbach direkt und indirekt ökonomisiert hat. Und zwar seit über 20 Jahren. Wieviel Krankenversicherungen und überbordernde Behörden das Gesundheitssystem beherrschen, ehe der eigentliche Arzt kommt, wissen wir doch alle.

Shantuma am 05.01.2023

In Sachsen-Anhalt kommen verschiedene Faktoren zusammen.

Zum einem die ältere Bevölkerung, da gerade junge Menschen über die letzten 35 Jahre weggezogen sind.
Gerade dies erschwert die Lage dramatisch, denn es gibt mehr Alte und weniger Junge.

Die niedrigen Löhne sind auch kein großer Anreiz. Die Zeiten, dass ein Dutzend Arbeitssuchende immer vor der Tür standen ist vorbei.
Leute mit etwas Grips verlassen das Land und nur noch Billig-Jobber bleiben übrig.

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