
Inflation Preise für Schulessen und Ausstattung steigen
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24. August 2022, 10:51 Uhr
Mehr als 200.000 Schüler und Schülerinnen in Sachsen-Anhalt kehren am Donnerstag aus den Sommerferien zurück. Damit die Kinder und Jugendlichen passend ausgestattet sind, mussten Eltern in diesem Jahr deutlich tiefer in die Tasche greifen. Preistreiber sind unter anderem die gestiegenen Papierkosten und das Schulessen.
- Waren 2016 noch rund 2,50 Euro für ein Schulessen fällig, sind es jetzt beispielsweise in Stendal 3,30 Euro.
- Familien geben für den Schulstart ihrer Kinder im Durchschnitt mehrere Hundert Euro aus.
- Aber auch die Kosten für Schulmaterial wie Hefte, Bücher oder Stifte sind deutlich gestiegen.
An diesem Donnerstag beginnt das neue Schuljahr für rund 209.000 Schülerinnen und Schüler im Regelbetrieb. Dafür müssen Eltern immer tiefer in die Tasche greifen.
Der Anbieter Alexmenü aus Magdeburg teilte MDR SACHSEN-ANHALT auf Nachfrage mit, dass die Preise für Mittagessen bereits Mitte des Jahres um ca. 30 Cent angehoben wurden. Um die Preise im Herbst nicht weiter anheben zu müssen, seien einige Maßnahmen ergriffen worden, um "die Herstellungskosten bzw. Wareneinsatzkosten nicht weiter steigen" zu lassen. Auf Dauer sei das aber wegen der weiter steigenden Kosten nicht zu garantieren. Daher fordert der Anbieter von der Landesregierung, sich an der Finanzierung der Mittagsversorgung in Schulen zu beteiligen.
Die Landesvereinigung für Gesundheit e.V. in Sachsen-Anhalt sagte, im Jahr 2016 hätte ein Schulessen noch 2,52 Euro gekostet. Wie die Grundschule "Juri Gagarin" in Stendal auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, beträgt dort der Essenpreis inzwischen schon 3,30 Euro. Wegen gestiegener Personalkosten, hoher Preisen für Energie oder Lebensmittel hatten zuletzt mehrere Caterer Preiserhöhungen angekündigt. Zum Vergleich: In Berlin liegt der Preis seit August 2021 für ein Schulessen bei 4,36 Euro und ist noch bis Ende Juli 2024 festgelegt.
Experte: Chancengleichheit in Gefahr
Was Preiserhöhungen beim Schulessen konkret für Auswirkungen haben, konnten die Mitarbeiter der Grundschule in Stendal kürzlich direkt beobachten. Nachdem der Anbieter die Preise für ein Mittagessen angehoben hatte, habe man festgestellt, dass etwa drei bis vier von 60 Kindern nicht mehr mitessen würden.
Bezieher von Arbeitslosengeld II, Wohngeld oder Sozialgeld könnten beantragen, dass das Jobcenter oder die Kommune die Kosten für das Schulessen übernehmen, erklärt die Landesvereinigung für Gesundheit. Die Familien müssten dann selbst nichts mehr für die Schulverpflegung zahlen.
Erstausstattung ist teurer
In Sachsen-Anhalt werden am kommenden Wochenende auch rund 19.500 Schülerinnen und Schüler eingeschult. Dafür geben Familien mehrere Hundert Euro aus, zeigt eine Umfrage des Marktforschungsinstitutes Yougov. Etwa jede sechste Familie zahlt zwischen 200 und 299 Euro für die Ausstattung zur Einschulung.
Ein weiteres Sechstel der befragten Haushalte gibt zwischen 300 und 399 Euro aus. Mehr als jede fünfte Familie zahle sogar über 500 Euro. Geld, das bei vielen Menschen fehlt: Etwa ein Viertel der befragten Familien gab an, dass die Einschulung die Haushaltskasse belaste. Viele Eltern hätten extra Geld gespart, um die Kosten zu stemmen.
Papier ist Mangelware
Doch nicht nur die Erstausstattung der Kleinen kostet immer mehr. Insgesamt sind Schulmaterialien deutlich teurer geworden. Vergleichsweise moderat waren die Preissteigerungen noch bei Schreibgeräten: Blei- oder Farbstifte sind gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,7 Prozent teurer geworden. Stärker gingen die Preise für Füller oder Kugelschreiber nach oben. Sie kosteten 5,1 Prozent mehr als vor einem Jahr, teilte das Statistische Landesamt mit.
Deutliche Zuschläge waren für Farbkästen (9,4 Prozent) oder Füllhalterpatronen (11,0 Prozent) fällig. Papierprodukte wie Schulhefte, Mal- oder Zeichenblöcke (8,7 Prozent) oder Druckerpapier (25,6 Prozent) sind ebenfalls deutlich teurer geworden.
Chancengleichheit bedroht
Eltern mit mittlerem Einkommen könnten zukünftig Schwierigkeiten bekommen, ihren Kindern die gleichen Bildungschancen zu ermöglichen. Ralph Beckert, Chef des Sozialverbandes VdK Sachsen, sagte dem MDR, steigende Kosten für Strom und Gas machten es schwierig, gerade für die Bildung Geld bereitzustellen. Beckert fordert deshalb, dass auch sie wohngeldberechtigt werden. Damit hätten sie automatisch Anspruch auf das Programm "Bildung und Teilhabe". Es erkennt für den persönlichen Schulbedarf in diesem Jahr insgesamt 156 Euro an.
MDR (Maren Wilczek, Hannes Leonard), dpa | Zuerst veröffentlicht am 23.08.2022
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. August 2022 | 17:00 Uhr
Gerd Mueller am 24.08.2022
Übersteigt die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage das gesamtwirtschaftliche Güterangebot, das kurzfristig nicht erhöht werden kann, sind steigende Preise die Folge, die Inflation setzt ein. Die Preissteigerungen lösen steigende Löhne aus, wegen des höheren Einkommens steigt die Nachfrage nach Gütern an.
Gerd Mueller am 24.08.2022
@Frie
Der Traum vom Schlaraffenland - Flüsse aus Wein, Straßen aus Ingwer, unter Köstlichkeiten sich biegende Tische; von den Bäumen hängen Würste
P.S.
Hoffnung stiebt zuletzt
Frie am 24.08.2022
Seit Jahren steigen die Ausgaben für unsere Kinder und seit Jahren wird immer wieder mal geschaut, ob der Staat nicht unterstützen sollte. Bei der Bildung passiert da leider nichts. Wäre es nicht toll, wenn in den staatlichen Schulen eine Versorgung von Essen und frischen Obst/Gemüse die Regel wäre, wenn endlich diese Verwaltung von Leihgebühren für verdreckte und veraltete Bücher wegfiel, wenn das System Schule endlich mal revolutioniert werden würde…. Wenn „echte“ Digitalisierung passiert, ohne die Verschwendung an den Kauf oder die zeitaufwendige Verwaltung von Schulbüchern…aber unsere Schüler müssen leider noch immer sinnlose Fächer über sich ertragen lassen um dann in die Arbeitswelt oder ins Studium entlassen zu werden um festzustellen, dass es zwar ganz unterhaltsam war Notschlüssel zeichnen zu können, Farbkreise zu malen, zum 100. Mal den „Igel“ zu analysieren, in Bockspringen zu Versagen…. alles nicht mehr zeitgemäß.