Familien-Anwesen Gutshaus Grieben: So soll der denkmalgeschützte Park in Zukunft genutzt werden
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25. Juni 2024, 17:50 Uhr
In das alte Gutshaus von Grieben bei Tangerhütte will eine Familie einziehen, der das Anwesen schon einmal gehört hat: Die Familie von Itzenplitz war 1945 vertrieben worden, ist aber seit kurz nach der Wende wieder vor Ort. Einwohnerinnen und Einwohner befürchten, dass sie keinen Zutritt mehr zum riesigen Park haben, wenn die neuen beziehungsweise alten Eigentümer das Anwesen erst einmal gekauft haben.
- In Tangerhütte geht die Angst um, dass der Gutspark nicht mehr öffentlich zugägnlich sein könnte.
- Für unter 60.000 Euro soll das einstmals enteignete Gelände verkauft werden.
- Der Käufer will den Park zu einem Veranstaltungsort machen und den Tourismus fördern.
Clemens Geue bleibt mitten auf der grünen Freifläche stehen und lässt den Blick schweifen: auf Sommerwiese, Jahrhunderte alte Bäume, den alten Rodelberg, der jetzt mit Brombeeren zugewuchert ist. Fast jeden Tag ist der Griebener im Gutspark. Der sei so wunderschön. "Sowas musst man erstmal suchen zwischen Magdeburg und Cuxhaven", meint Geue.
Doch Clemens Geue hat Angst. Das komplette Anwesen – Gutshaus und 45.000 Quadratmeter denkmalgeschützter Park – soll verkauft werden. Das hat der Stadtrat Tangerhütte schon beschlossen, nur der Notartermin steht noch aus. Clemens Geue befürchtet, dass sich die Tore zum Park schließen, wenn er wieder in privater Hand ist.
Verkauf für unter 60.000 Euro
1945 war die Familie von Itzenplitz aus der Sowjetzone vertrieben worden, Gutshaus und Park wurden Volkseigentum und gingen nach der Wende in das Eigentum der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte über. Das Gutshaus ist in schlechtem Zustand, der Park verwildert zusehends. Angesichts der dringend nötigen Investitionen hat der Stadt den Verkauf beschlossen – für unter 60.000 Euro. Clemens Geue ist sauer: Tangerhütte habe mehrere Millionen Euro Schulden, da könne man doch so ein Haus nicht verschenken, schimpft er.
Käufer will Tourismus fördern
Christian von Itzenplitz, der das Anwesen für seine Familie erwerben will, tritt den Befürchtungen besorgter Griebener entgegen. Sein Konzept für Gutshaus und Park wäre ohne Öffentlichkeit gar nicht umzusetzen, sagte er MDR SACHSEN-ANHALT. Er wolle den Park zu einem Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen machen. Dorf- und Feuerwehrfeste sollen dort weiterhin gefeiert werden. Außerdem will von Itzenplitz Musikveranstaltungen, zum Beispiel die Altmarkfestspiele, und Theateraufführungen nach Grieben holen. Das Anwesen sei ein kulturhistorisches Ensemble, aus dem man sicher viel mehr machen könne.
Co-Working-Spaces und Unterkünfte geplant
Die untere Etage des Gutshauses soll nach der Idee der Familie zu Co-Working-Spaces umgebaut werden – also zu Räumen für kreative Köpfe, die zeitweise auf dem Lande arbeiten wollen. Büros und schlichte Unterkünfte sollen entstehen. In die zweite Etage will Christian von Itzenplitz mit seiner Frau und seinen vier Kindern einziehen.
Itzenplitz: "Will dem Dorf etwas Gutes tun"
30 Jahre lang hat Familie von Itzenplitz nach der Wende bereits wieder in Grieben gelebt, hat sich einen alten Kossatenhof ausgebaut, das forstliche Familienunternehmen reaktiviert. Sein Vater Günzel habe die Sehnsucht nach seinem Geburtsort – dem Gutshaus – verdrängt, sagt Christian von Itzenplitz. Er selbst will dem Dorf mit dem Kauf nach eigener Aussage etwas Gutes tun und die Tradition der Familie am Stammsitz fortsetzen. Von Itzenplitz rechnet mit einer Investitionssumme von etwa zwei Millionen Euro.
MDR (Katharina Häckl, Kalina Bunk)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Juni 2024 | 06:30 Uhr